
Zentralbanken in Tokio: Zwischen Inflationsängsten und Wachstumssorgen
Während sich die globalen Zentralbanker diese Woche in Tokio versammeln, offenbart sich ein düsteres Bild der Weltwirtschaft. Die Bank of Japan lädt zu ihrer jährlichen Konferenz – dem asiatischen Pendant zum berühmten Jackson Hole Symposium der Fed, nur ohne malerische Wanderwege und Bergpanoramen. Stattdessen erwartet die Teilnehmer eine harte Konfrontation mit zwei unbequemen Wahrheiten: schwächelndes Wirtschaftswachstum und hartnäckige Inflation.
Neue Herausforderungen für die Geldpolitik
Das zweitägige Treffen, das am Dienstag beginnt, bringt prominente Vertreter der US-Notenbank, der Europäischen Zentralbank sowie asiatische Akademiker und Zentralbanker zusammen. Das diesjährige Thema könnte kaum brisanter sein: "Neue Herausforderungen für die Geldpolitik". Im Fokus stehen dabei die persistente Inflation, wirtschaftliche Abwärtsrisiken, volatile Märkte und die Auswirkungen der US-Zollpolitik.
Diese widersprüchlichen Kräfte, die größtenteils auf die Politik des US-Präsidenten Donald Trump zurückzuführen seien, würden für viele Zentralbanken zu erheblichen Hindernissen – unabhängig davon, ob sie gerade die Zinsen erhöhen oder senken. Die Bank of Japan beispielsweise plane weiterhin Zinserhöhungen und eine schrittweise Reduzierung ihrer Anleihekäufe – ein starker Kontrast zu ihren zinssenkenden Kollegen weltweit.
Japan als geldpolitischer Außenseiter
Nobuyasu Atago, ehemaliger BOJ-Beamter, bringt es auf den Punkt: "Während die BOJ möglicherweise gezwungen sein könnte, eine Weile stillzuhalten, muss sie Zinserhöhungen nicht völlig aufgeben." Die Kommunikation sei entscheidend – wenn das Umfeld stimme, könne die Zinserhöhung wieder aufgenommen werden.
"Es ist klar, dass die BOJ ihr Mandat der Preisstabilität verfehlt hat. Die Inflation wird immer zu den Sorgen der BOJ gehören, die wahrscheinlich bereits hinter der Kurve liegt, wenn es um die Bewältigung des inländischen Preisdrucks geht."
Diese Einschätzung Atagos, der jetzt als Chefökonom beim Rakuten Securities Economic Research Institute tätig ist, zeigt die prekäre Lage der japanischen Geldpolitik. Die Kerninflation erreichte im April mit 3,5% den höchsten Stand seit über zwei Jahren, während die Lebensmittelpreise um satte 7% stiegen – ein deutliches Zeichen für die Belastung der Haushalte durch steigende Lebenshaltungskosten.
Inflationsängste dominieren die Agenda
Ein besonders brisantes Thema der Konferenz wird ein im Dezember veröffentlichtes Papier des Internationalen Währungsfonds mit dem Titel "Geldpolitik und Inflationsängste" sein. Darin wird eindringlich gewarnt, wie große Angebotsschocks – wie etwa durch die COVID-Pandemie verursacht – zu anhaltender Inflation führen können. Die Zentralbanken würden die Gefahr unterschätzen, wenn sie davon ausgingen, kostentreibende Preisdrücke einfach ignorieren zu können.
Diese Botschaft dürfte bei den großen Zentralbanken auf offene Ohren stoßen, die sich einem ähnlichen Dilemma gegenübersehen – verschärft durch einen globalen Handelskrieg und Trumps unberechenbare Handelspolitik. Die US-Notenbank, die ursprünglich auf weitere Zinssenkungen eingestellt schien, sei nun zu einem Wartespiel gezwungen worden. Fed-Vertreter warnten letzte Woche vor schleichender Inflation aufgrund von Zöllen.
Europa zwischen Zinssenkung und Inflationssorgen
Auch die Europäische Zentralbank stehe vor schwierigen Entscheidungen. Während für Juni eine weitere Zinssenkung erwartet werde, mehren sich die Stimmen für eine anschließende Pause. Isabel Schnabel, EZB-Direktoriumsmitglied und bekannte geldpolitische Falkin, warnte bereits im Mai: "Zölle mögen kurzfristig desinflationär wirken, bergen aber mittelfristig Aufwärtsrisiken."
Die Konferenz in Tokio wird somit zum Spiegelbild einer Weltwirtschaft im Umbruch. Während die Zentralbanker über akademische Theorien debattieren, kämpfen sie in der Praxis mit den harten Realitäten einer fragmentierten Weltwirtschaft, in der traditionelle geldpolitische Instrumente an ihre Grenzen stoßen.
Gold als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten
In diesem Umfeld wachsender Unsicherheit und geldpolitischer Experimente gewinnen physische Edelmetalle wie Gold und Silber zunehmend an Bedeutung. Während Zentralbanken weltweit mit den Folgen ihrer ultralockeren Geldpolitik kämpfen und die Inflation hartnäckig über den Zielwerten verharrt, bieten Edelmetalle einen bewährten Schutz vor Kaufkraftverlust. Als krisensichere Anlage ohne Gegenparteirisiko sollten sie in keinem ausgewogenen Portfolio fehlen – besonders in Zeiten, in denen die Geldpolitik selbst zum Risikofaktor wird.
Haftungsausschluss: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, vor jeder Investition ausreichend zu recherchieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.