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Privatisierung des Geldes: Was hinter der Angst der EZB vor Stablecoins steckt

Mit ungewöhnlich klaren Worten hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor den Risiken der zunehmenden Akzeptanz von Stablecoins gewarnt. Sie spricht von einer drohenden „Privatisierung des Geldes“ – und bringt damit ein zentrales Nervensystem des modernen Staates ins Spiel: die geldpolitische Hoheit. Doch hinter der Kritik an Stablecoins steckt weit mehr als technologische Skepsis – es offenbart sich eine tiefergehende Unsicherheit darüber, ob die Zentralbanken ihre Rolle im digitalen Finanzzeitalter noch behalten können.

Geld ist bislang eine Domäne des Staates – ausgegeben von Zentralbanken, garantiert durch hoheitliche Institutionen. Dieses Modell war lange Zeit unangefochten. Doch Stablecoins – digital gestützte Währungen, die an klassische Fiat-Währungen gekoppelt sind – stellen dieses Paradigma zunehmend in Frage. Herausgegeben von privaten Akteuren wie Circle (USDC) oder Tether (USDT), ermöglichen sie Zahlungen in Echtzeit, grenzüberschreitend, ohne direkte Einbindung staatlicher Systeme.

Für viele Nutzer sind Stablecoins schlicht ein neues, bequemes Zahlungsmittel. Für die EZB hingegen scheinen sie ein Einfallstor für Kontrollverlust zu sein. Lagarde warnt nicht nur vor Missverständnissen in der Begriffsverwendung, sondern deutet eine Systemkrise an: Wenn Menschen beginnen, Stablecoins im Alltag wie Euro oder Dollar zu nutzen, könnte sich schleichend ein alternatives Geldsystem etablieren – jenseits staatlicher Regulierung.

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Die Angst vor der Entmachtung

Kern der Kritik ist der Verlust geldpolitischer Steuerungskraft. Zentralbanken beeinflussen die Wirtschaft durch Zinspolitik, Liquiditätssteuerung und die Kontrolle der Geldmenge. Wenn jedoch ein wachsender Teil des Zahlungsverkehrs über privat emittierte Stablecoins läuft, geraten diese Mechanismen ins Leere. Stablecoins funktionieren dezentral, global, oft außerhalb nationaler Bankenaufsicht. Die EZB fürchtet: Wer das Geld kontrolliert, kontrolliert auch die Spielregeln – und das könnten künftig nicht mehr öffentliche, sondern kommerzielle Interessen sein.

Lagardes Hinweis auf die „Verwischung der Grenzen“ zwischen Zahlungsmitteln und -infrastrukturen ist ein Versuch, diesen Kontrollverlust semantisch einzuhegen. Doch in der Praxis sind Stablecoins längst funktionale Substitute für Fiatgeld, vor allem im internationalen Handel, in der Kryptoökonomie und bei digitalen Dienstleistungen. Die Nachfrage steigt – nicht wegen ideologischer Absichten, sondern weil das klassische Finanzsystem zu träge, zu teuer und zu national begrenzt agiert.

Der digitale Euro als Antwort – oder Notlösung?

Die EZB arbeitet an einer eigenen digitalen Zentralbankwährung (CBDC), dem digitalen Euro. Dieser soll laut Lagarde ein „öffentliches Gut“ bleiben – also staatlich garantiert, frei verfügbar und in der Kontrolle demokratisch legitimierter Institutionen. Doch das Projekt kommt schleppend voran. Noch ist unklar, ob Bürgerinnen und Bürger den digitalen Euro überhaupt nutzen dürfen oder ob er auf Bankinteraktionen beschränkt bleibt. Die technischen und rechtlichen Details sind in vielen Punkten offen.

In dieser Gemengelage wirkt die pauschale Abgrenzung von Stablecoins als „kein Geld“ wie eine Rückzugsgefecht. Denn die Realität ist längst weiter: Millionen Menschen weltweit nutzen Stablecoins bereits als Zahlungsmittel. Auch große Tech-Konzerne und Handelsplattformen integrieren sie – nicht, um die Zentralbanken zu schwächen, sondern weil sie effizienter funktionieren als herkömmliche Banküberweisungen. Der Staat läuft der Entwicklung hinterher – und verliert damit an Gestaltungsmacht.

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Ein Glaubwürdigkeitsproblem bahnt sich an

Statt vor Stablecoins zu warnen, müsste die EZB die eigene Attraktivität steigern. Wer das Monopol auf Geld behalten will, muss besseres Geld anbieten. Das bedeutet: schnellere Transaktionen, niedrigere Kosten, mehr Datenschutz, mehr internationale Anschlussfähigkeit. Wenn die staatliche Lösung – der digitale Euro – bürokratisch, unpraktisch oder von vornherein reglementiert daherkommt, wird sie gegen die Marktlogik kaum bestehen können.

Der Vorwurf der „Privatisierung des Geldes“ trifft einen wunden Punkt: Die Geldordnung der Zukunft ist längst keine rein staatliche Angelegenheit mehr. Sie ist ein Zusammenspiel von Technologie, Vertrauen, Nutzererlebnis und ökonomischer Vernunft. Wer in diesem Feld bestehen will, muss sich der Konkurrenz stellen – nicht sie delegitimieren.

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Christine Lagardes Warnung vor Stablecoins ist ein Weckruf – aber nicht für deren Nutzer, sondern für die EZB selbst. Die Hoheit über das Geld wird im digitalen Zeitalter nicht durch Gesetze, sondern durch Attraktivität und Vertrauen gesichert. Die Gefahr der „Privatisierung“ entsteht nicht durch Stablecoins an sich, sondern durch ein öffentliches Geldsystem, das zu langsam, zu unflexibel und zu wenig nutzerorientiert ist. Wer Stabilität garantieren will, muss Innovation liefern – nicht Angst.

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