Kettner Edelmetalle
31.08.2025
17:37 Uhr

US-Verbraucher geben munter weiter aus – während die Inflation im Dienstleistungssektor anzieht

Die amerikanischen Konsumenten zeigen sich trotz steigender Preise weiterhin ausgabefreudig. Im Juli legten die Verbraucherausgaben um 0,5 Prozent zu – der stärkste Anstieg seit vier Monaten. Gleichzeitig zog die Inflation im Dienstleistungsbereich spürbar an, was die Federal Reserve vor ein Dilemma stellt. Denn während die Notenbank angesichts des schwächelnden Arbeitsmarktes eigentlich die Zinsen senken möchte, könnten die hartnäckigen Preissteigerungen diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung machen.

Stagflationäre Tendenzen nehmen zu

Die Kerninflation, also die Teuerung ohne die volatilen Komponenten Energie und Nahrungsmittel, stieg im Jahresvergleich um 2,9 Prozent – der höchste Wert seit Februar. Besonders beunruhigend: Die Preise für Finanzdienstleistungen schossen um 1,2 Prozent in die Höhe, angetrieben durch die jüngste Aktienmarkt-Rally. Preston Caldwell, Chefökonom bei Morningstar, sieht darin ein besorgniserregendes Zeichen: „Die Daten deuten darauf hin, dass sich die US-Wirtschaft langsam, aber sicher in eine stagflationäre Richtung bewegt."

Diese Entwicklung erinnert fatal an die 1970er Jahre, als hohe Inflation bei gleichzeitig schwachem Wirtschaftswachstum die Volkswirtschaften lähmte. Damals musste die Fed die Zinsen drastisch anheben, um die Inflation zu bekämpfen – mit verheerenden Folgen für Arbeitsmarkt und Wirtschaft.

Verbraucher sparen am falschen Ende

Während die Amerikaner munter weiter Autos kauften und die Ausgaben für langlebige Güter um satte 1,9 Prozent zulegten, zeigen sich an anderer Stelle erste Risse im Konsumverhalten. Die Ausgaben in Restaurants und Bars gingen zurück, ebenso die Buchungen in Hotels und Motels. Tim Quinlan von Wells Fargo interpretiert dies als Warnsignal: „Ein Verbraucher, der beim Essengehen spart und weniger Hotelzimmer bucht, signalisiert zwar noch keine Katastrophe, aber es deutet auf die Art von Budgetentscheidungen hin, die Haushalte unter Druck treffen."

Trumps Zollpolitik als Inflationstreiber

Die von Präsident Trump verhängten Importzölle – 20 Prozent auf EU-Importe, 34 Prozent auf China und 25 Prozent auf Mexiko und Kanada – haben sich bislang noch nicht voll in den Verbraucherpreisen niedergeschlagen. Unternehmen zehren noch von ihren Lagerbeständen und absorbieren teilweise die höheren Kosten. Doch diese Schonfrist neigt sich dem Ende zu.

„Wir erwarten in den kommenden Monaten weitere unwillkommene und durch Zölle verursachte Preisinflation", warnt Scott Anderson, Chefökonom bei BMO Capital Markets.

Die Inflationserwartungen der Verbraucher schossen bereits im August auf 4,8 Prozent hoch – ein deutliches Zeichen, dass die Amerikaner mit steigenden Preisen rechnen. Besonders bemerkenswert: Selbst Trumps eigene republikanische Wähler erwarten höhere Inflation.

Arbeitsmarkt schwächelt bedenklich

Der einst robuste US-Arbeitsmarkt zeigt deutliche Ermüdungserscheinungen. In den letzten drei Monaten wurden durchschnittlich nur noch 35.000 neue Stellen pro Monat geschaffen – im Vorjahreszeitraum waren es noch 123.000. Unternehmen halten sich zwar noch mit Massenentlassungen zurück, doch die Zurückhaltung bei Neueinstellungen spricht Bände.

Fed-Chef Jerome Powell signalisierte bereits eine mögliche Zinssenkung beim September-Treffen der Notenbank. Doch die hartnäckige Inflation könnte diese Pläne durchkreuzen. Die Fed steckt in der Zwickmühle: Senkt sie die Zinsen zu früh, riskiert sie eine weitere Inflationsspirale. Wartet sie zu lange, könnte der Arbeitsmarkt vollends einbrechen.

Handelsdefizit explodiert

Als wäre die Lage nicht schon kompliziert genug, weitete sich das Handelsdefizit im Juli um satte 22,1 Prozent auf 103,6 Milliarden Dollar aus. Die Importe sprangen um 18,6 Milliarden Dollar nach oben, während die Exporte stagnierten. Conrad DeQuadros von Brean Capital warnt: „Die Handelsdaten deuten auf eine Belastung des Wirtschaftswachstums im dritten Quartal von etwa 3 Prozentpunkten hin."

Die Kombination aus hartnäckiger Inflation, schwächelndem Arbeitsmarkt und explodierendem Handelsdefizit zeichnet ein düsteres Bild der US-Wirtschaft. Während die Verbraucher noch ausgeben, als gäbe es kein Morgen, brauen sich am Horizont dunkle Wolken zusammen. Die Zollpolitik der Trump-Administration könnte sich als Bumerang erweisen, der nicht nur die Inflation anheizt, sondern auch den Arbeitsmarkt weiter schwächt.

Was bedeutet das für Anleger?

In Zeiten stagflationärer Tendenzen und wirtschaftlicher Unsicherheit gewinnen traditionelle Wertanlagen wieder an Bedeutung. Während Aktien unter der Kombination aus hoher Inflation und schwachem Wachstum leiden könnten und Anleihen bei steigenden Zinsen an Wert verlieren, haben sich physische Edelmetalle historisch als robuste Vermögenssicherung erwiesen. Gold und Silber bieten nicht nur Schutz vor Inflation, sondern auch vor den Unwägbarkeiten einer zunehmend fragilen Wirtschaftspolitik. Als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio können sie zur Stabilisierung beitragen – gerade in Zeiten, in denen die traditionellen Anlageklassen unter Druck geraten.

Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, sich vor jeder Anlageentscheidung umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.

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