Kettner Edelmetalle
02.06.2025
11:31 Uhr

Thyssenkrupp Steel: Der schleichende Tod der deutschen Stahlindustrie

Was sich bei Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel derzeit abspielt, gleicht einem industriellen Trauerspiel. Während Arbeitsdirektor Dirk Schulte in einem Interview mit der WAZ von „Menschen in einen neuen Job bringen" spricht, offenbart sich die bittere Realität: 11.000 Arbeitsplätze sollen verschwinden – ein Kahlschlag, der die deutsche Industrielandschaft nachhaltig verändern wird.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache

Von den aktuell 26.300 Beschäftigten sollen 5.000 Stellen komplett wegfallen, weitere 6.000 werden ausgelagert. Das bedeutet: Fast die Hälfte der Belegschaft steht vor einer ungewissen Zukunft. Schulte betont zwar, dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden sollen, doch was nützen Altersteilzeit und Transfergesellschaften, wenn die Arbeitsplätze unwiederbringlich verloren sind?

Die Begründung des Managements klingt wie ein Déjà-vu der deutschen Deindustrialisierung: Man produziere im Vergleich zur internationalen Konkurrenz zu teuer. Doch statt die wahren Ursachen zu benennen – explodierende Energiekosten durch eine verfehlte Energiewende, überbordende Bürokratie und eine wirtschaftsfeindliche Politik – wird der einfache Weg gewählt: Stellenabbau.

Die Standorte bluten aus

Besonders hart trifft es das Ruhrgebiet, einst stolzes Herz der deutschen Schwerindustrie. Duisburg, Bochum, Dortmund und Südwestfalen – diese Namen stehen für Generationen von Stahlarbeitern, für Tradition und Expertise. Nun drohen sie zu Symbolen des industriellen Niedergangs zu werden.

„Ein Hauptaugenmerk liegt darauf, die Menschen in einen neuen Job zu bringen", verspricht Schulte. Doch welche Jobs sollen das sein in einer Region, die bereits seit Jahrzehnten mit dem Strukturwandel kämpft?

Die wahren Schuldigen sitzen in Berlin

Während die Ampelregierung von Klimaneutralität und grüner Transformation träumt, stirbt die deutsche Grundstoffindustrie einen langsamen Tod. Die explodierenden Energiepreise, verschärft durch den ideologischen Ausstieg aus Kernkraft und Kohle, machen eine wettbewerbsfähige Produktion in Deutschland nahezu unmöglich. Hinzu kommen immer neue Umweltauflagen und CO2-Abgaben, die ausländische Konkurrenten nicht belasten.

Es ist bezeichnend, dass die Verhandlungen über den Sozialplan „zeitnah" beginnen und bis zum Sommer abgeschlossen sein sollen. Man will offenbar schnell Fakten schaffen, bevor der Widerstand zu groß wird. Doch was bedeutet das für die betroffenen Familien? Was für die Zulieferer und die gesamte Wirtschaftsregion?

Ein Teufelskreis der Deindustrialisierung

Der Abbau bei Thyssenkrupp Steel ist kein Einzelfall, sondern Teil eines besorgniserregenden Trends. Die deutsche Industrie wandert ab oder schrumpft sich gesund – auf Kosten der Arbeitnehmer und des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Während China seine Stahlproduktion ausbaut und die USA mit dem Inflation Reduction Act ihre Industrie stärken, demontiert Deutschland systematisch seine industrielle Basis.

Die Folgen dieser Politik werden wir alle zu spüren bekommen: Weniger gut bezahlte Industriearbeitsplätze bedeuten weniger Kaufkraft, weniger Steuereinnahmen und letztlich weniger Wohlstand. Die vielgepriesene Dienstleistungsgesellschaft kann die Lücke nicht schließen – ein Land von Paketboten und Callcenter-Mitarbeitern wird im globalen Wettbewerb nicht bestehen können.

Was bleibt, ist Ernüchterung

Wenn Schulte davon spricht, dass „die Zahl 11.000 steht", klingt das endgültig. Es ist das Eingeständnis, dass man den Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit aufgegeben hat. Statt die Rahmenbedingungen zu verbessern, kapituliert man vor den selbst geschaffenen Problemen.

Die deutsche Stahlindustrie, einst Rückgrat unseres Wirtschaftswunders, wird zum Opfer einer Politik, die Ideologie über Pragmatismus stellt. Während unsere Politiker von einer klimaneutralen Zukunft träumen, verlieren Tausende Menschen ihre Existenzgrundlage. Es ist höchste Zeit, dass wir uns wieder auf das besinnen, was Deutschland stark gemacht hat: Eine leistungsfähige Industrie, bezahlbare Energie und eine Politik, die für und nicht gegen die eigene Wirtschaft arbeitet.

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