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22.09.2024
09:05 Uhr

Präsidentenwahl in Sri Lanka: Linkskandidat Anura Kumara Dissanayaka vor dem Sieg

Präsidentenwahl in Sri Lanka: Linkskandidat Anura Kumara Dissanayaka vor dem Sieg

In Sri Lanka zeichnet sich ein bedeutender Wahlsieg des Linkskandidaten Anura Kumara Dissanayaka ab. Nach ersten Auszählungen liegt der Kandidat der National People's Power (NPP) deutlich vor seinem Rivalen. Wie die Wahlbehörden am Sonntag mitteilten, entfielen nach der Auszählung von mehr als einer Million Stimmen 52 Prozent auf Dissanayaka.

Die Auszählung der Briefwahlstimmen, die als besonders repräsentativ gelten, deutet ebenfalls auf eine Mehrheit für den 55-jährigen Politiker hin. In Sri Lanka waren rund 17 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen, und die Wahlbeteiligung lag laut Behörden bei 76 Prozent. Die amtlichen Ergebnisse werden im späteren Verlauf des Tages erwartet.

Wahl als Abstimmung über IWF-Sparkurs

Die Wahl am Samstag war de facto eine Abstimmung über den strikten Sparkurs, der dem südasiatischen Land vom Internationalen Währungsfonds (IWF) im Gegenzug für Hilfen auferlegt worden ist. Auch Übergangspräsident Ranil Wickremesinghe trat zur Wahl an, ihm wurden jedoch wenig Chancen eingeräumt. Wickremesinghe führt die Staatsgeschäfte seit dem Sturz von Präsident Gotabaya Rajapaksa infolge von Protesten während der massiven Wirtschafts- und Finanzkrise 2022.

Wickremesinghe äußerte sich bisher nicht zu den ersten Ergebnissen. Sein Außenminister Ali Sabry erkannte jedoch bereits öffentlich einen Wahlsieg Dissanayakas an. „Nach einem langen und harten Wahlkampf sind die Wahlergebnisse nun eindeutig. Obwohl ich mich stark für Präsident Ranil Wickremasinghe eingesetzt habe, hat das Volk von Sri Lanka seine Entscheidung getroffen und ich respektiere voll und ganz das Mandat, das es Anura Kumara Dissanayaka erteilt hat“, schrieb er im Online-Dienst X.

Wahlkampf gegen „korrupte“ Eliten

Dissanayaka führte einen Wahlkampf gegen die seiner Darstellung nach „korrupten“ Eliten des Landes, die für das Chaos von 2022 verantwortlich sein sollen. Seine Partei, die Janatha Vimukthi Peramuna (JVP), hatte in den 1970er und 1980er Jahren zwei gescheiterte Aufstände angeführt, bei denen mehr als 80.000 Menschen ums Leben kamen. Bei der vorherigen Parlamentswahl 2020 erhielt die JVP weniger als vier Prozent der Stimmen.

Sowohl Dissanayaka als auch sein Rivale Sajith Premadasa versprachen, die Bedingungen des IWF-Rettungspakets neu zu verhandeln. Diese Versprechen könnten als ein Versuch gewertet werden, die wirtschaftliche Souveränität Sri Lankas wiederherzustellen und die Kontrolle über die nationalen Finanzen zurückzugewinnen.

Auswirkungen auf die Zukunft Sri Lankas

Ein Wahlsieg von Dissanayaka könnte tiefgreifende Auswirkungen auf die politische und wirtschaftliche Landschaft Sri Lankas haben. Die Bevölkerung scheint genug von den etablierten politischen Eliten zu haben und sucht nach einem Wandel, der das Land aus der gegenwärtigen Krise führen könnte. Die Frage bleibt jedoch, ob Dissanayaka und seine Partei in der Lage sein werden, die hohen Erwartungen der Wähler zu erfüllen und die notwendigen Reformen durchzuführen, um das Land zu stabilisieren.

Es bleibt abzuwarten, wie die internationale Gemeinschaft, insbesondere der IWF, auf einen möglichen Wahlsieg von Dissanayaka reagieren wird. Die kommenden Tage und Wochen werden entscheidend sein für die Zukunft Sri Lankas und die Rolle, die das Land in der Region und auf der globalen Bühne spielen wird.

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