Kettner Edelmetalle
06.09.2025
07:40 Uhr

Morgan Stanley macht Ernst: US-Großbank verdoppelt Commerzbank-Anteil – während UniCredit zum finalen Schlag ausholt

Die Übernahmeschlacht um Deutschlands zweitgrößte Bank nimmt eine dramatische Wendung. Während sich die Commerzbank verzweifelt gegen die Avancen der italienischen UniCredit wehrt, positioniert sich nun auch die US-Großbank Morgan Stanley als bedeutender Spieler im Frankfurter Bankenschach. Mit einer Verdopplung ihres Anteils auf 5,19 Prozent sendet die Wall-Street-Größe ein unmissverständliches Signal: Das Schicksal der Commerzbank wird nicht allein in Mailand und Berlin entschieden.

Der amerikanische Joker im deutschen Bankenpoker

Die Pflichtmitteilung vom Donnerstag liest sich wie eine Kampfansage an alle, die geglaubt hatten, die Übernahmeschlacht sei bereits entschieden. Morgan Stanley erhöhte seinen Anteil von mageren 2,89 Prozent auf beachtliche 5,19 Prozent – eine Verdopplung, die in Finanzkreisen für Aufsehen sorgt. Während die Bundesregierung hilflos zusieht und die Commerzbank-Führung um ihre Eigenständigkeit kämpft, nutzen internationale Finanzgiganten die Gunst der Stunde.

Die Timing-Frage drängt sich förmlich auf: Warum gerade jetzt? Die Antwort liegt auf der Hand. Mit der UniCredit als aggressivem Übernahmekandidat und einer schwachen deutschen Regierung, die ihre schützende Hand über die Commerzbank nicht mehr glaubwürdig halten kann, wittern clevere Investoren ihre Chance. Die Große Koalition unter Friedrich Merz mag zwar stabiler sein als die gescheiterte Ampel, doch in Sachen Bankenschutz zeigt sie sich genauso zahnlos.

UniCredit-Chef Orcel: Der Mann mit dem Plan

Andrea Orcel, der 62-jährige UniCredit-Chef, präsentierte sich beim Handelsblatt-Banken-Gipfel als Mann der klaren Worte. "Wir haben einen Plan", verkündete er selbstbewusst – nur 24 Stunden nachdem Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp auf derselben Bühne die Eigenständigkeit ihres Hauses verteidigt hatte. Die Botschaft könnte deutlicher nicht sein: Die Italiener lassen sich weder von politischem Gegenwind noch von verzweifelten Abwehrversuchen beeindrucken.

Mit 26 Prozent ist UniCredit bereits mit großem Abstand größter Aktionär der Commerzbank. Der deutsche Staat mit seinen kläglichen 12 Prozent wirkt dagegen wie ein Zwerg, der versucht, einen Riesen aufzuhalten. Orcels Ankündigung, bis Jahresende die 30-Prozent-Marke zu knacken, gleicht einer Kriegserklärung. Überschreitet UniCredit diese Schwelle, wäre ein Pflichtangebot an alle Commerzbank-Aktionäre die Folge – der finale Akt im Übernahmedrama.

Versprechen und Realität: Die Mär vom Arbeitsplatzerhalt

Besonders pikant sind Orcels Versprechen zum Erhalt deutscher Arbeitsplätze. Das Filialnetz solle nicht angetastet, sondern sogar ausgebaut werden, verspricht der UniCredit-Chef. In der Zentrale würden zwar Stellen wegfallen, aber "weitaus weniger, als herumerzählt wurde". Solche Versprechen kennen wir zur Genüge aus vergangenen Übernahmen. Die Realität sieht meist anders aus, wenn die Kameras ausgeschaltet und die Verträge unterschrieben sind.

"In fünf oder sieben Jahren würden sie wahrscheinlich mehr Jobs streichen als bei einer Konsolidierung mit uns, weil sie es müssen."

Diese zynische Bemerkung Orcels offenbart die wahre Natur des Spiels: Es geht nicht um Arbeitsplätze oder das Wohl der deutschen Wirtschaft, sondern um knallharte Profitmaximierung. Die Commerzbank plant bereits jetzt den Abbau von 3.900 Vollzeitstellen bis 2027 – ein Armutszeugnis für eine Bank, die sich als Stütze des deutschen Mittelstands versteht.

Die Rolle der Politik: Zwischen Ohnmacht und Versagen

Die Bundesregierung unter Friedrich Merz zeigt sich in dieser kritischen Situation erschreckend passiv. Zwar beteuert man, die staatliche Beteiligung nicht veräußern zu wollen, doch was nützen 12 Prozent gegen einen entschlossenen Übernahmekandidaten mit 26 Prozent? Die Tatsache, dass sowohl die EZB als auch das Bundeskartellamt grünes Licht für UniCredits Pläne gegeben haben, zeigt das ganze Ausmaß des politischen Versagens.

Besonders bitter: Während deutsche Politiker von Souveränität und Unabhängigkeit schwadronieren, schaffen internationale Investoren Fakten. Morgan Stanleys Einstieg könnte dabei sogar eine versteckte Unterstützung für UniCredit darstellen – oder aber den Versuch, bei einem möglichen Bieterwettbewerb selbst profitieren zu können.

Was bedeutet das für deutsche Sparer und Unternehmen?

Die Konsequenzen einer möglichen Übernahme wären weitreichend. Der deutsche Mittelstand könnte einen wichtigen Finanzierungspartner verlieren, wenn Entscheidungen künftig in Mailand statt in Frankfurt getroffen werden. Auch für Privatanleger stellt sich die Frage, ob ihre Interessen in einem italienisch dominierten Finanzkonzern noch angemessen vertreten wären.

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, steigender Inflation und politischer Instabilität zeigt sich einmal mehr: Nur physische Werte wie Gold und Silber bieten echten Schutz vor den Unwägbarkeiten der Finanzmärkte. Während Bankaktien zum Spielball internationaler Übernahmeschlachten werden, behalten Edelmetalle ihren intrinsischen Wert – unabhängig davon, wer gerade in den Chefetagen das Sagen hat.

Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.

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