Kettner Edelmetalle
02.09.2025
10:59 Uhr

Bafin-Chef warnt vor Größenwahn im Bankensektor: Warum kleine Institute unverzichtbar bleiben

Die deutsche Finanzaufsicht BaFin stellt sich gegen den europäischen Trend zur Bankenkonsolidierung und warnt eindringlich vor einer blinden Jagd nach immer größeren Geldhäusern. BaFin-Präsident Mark Branson machte in einem Interview mit dem Handelsblatt unmissverständlich klar, dass die Aufsichtsbehörde keine "Obsession für Größe" hege. Seine Botschaft könnte deutlicher kaum sein: Größer bedeute nicht automatisch besser - weder für die Kunden noch für den Wettbewerb.

Vielfalt statt Einheitsbrei: Das deutsche Erfolgsmodell

Während in Brüssel und Frankfurt die Rufe nach europäischen Megabanken immer lauter werden, verteidigt Branson das bewährte deutsche Modell der Bankenvielfalt. Es sei gut und richtig, dass Deutschland über große, mittelgroße und kleine Finanzinstitute verfüge. Diese Diversität sei kein Makel, sondern eine Stärke des deutschen Finanzsystems.

Der BaFin-Chef argumentiert dabei erfrischend kundenorientiert: Durch den stärkeren Wettbewerb zwischen verschiedenen Institutsgrößen zahlten Verbraucher weniger für Finanzdienstleistungen als in oligopolistischen Märkten, wo wenige Großbanken den Ton angeben. Ein Blick in andere Länder zeigt, wie recht er damit hat - in Märkten mit wenigen dominanten Playern leiden oft die Kunden unter hohen Gebühren und schlechtem Service.

EZB und Großbanken blasen zum Angriff

Die Europäische Zentralbank und prominente Banker wie Unicredit-Chef Andrea Orcel trommeln unterdessen unermüdlich für größere und stärkere Banken in der EU. Ihr Argument: Nur so könne man mit der Konkurrenz aus den USA und China mithalten. Doch diese Logik greift zu kurz. Wer sagt denn, dass europäische Banken unbedingt die Größe amerikanischer oder chinesischer Giganten erreichen müssen? Ist es nicht vielmehr so, dass gerade die Vielfalt und Spezialisierung europäischer Institute ihre Stärke ausmacht?

Unicredit auf dem Vormarsch: Die BaFin bleibt wachsam

Besonders brisant wird die Debatte vor dem Hintergrund des Unicredit-Einstiegs bei der Commerzbank. Die italienische Großbank hat bereits durchblicken lassen, dass sie möglicherweise einen Aufsichtsratsposten bei den Frankfurtern anstreben könnte. Branson ließ in seiner gewohnt diplomatischen Art durchblicken, dass die Finanzaufsicht einen solchen Schritt äußerst kritisch prüfen würde.

"Grundsätzlich ist es so, dass die Finanzaufsicht bei der Eignungsprüfung von Aufsichtsräten immer auch mögliche Interessenkonflikte untersucht sowie die Frage, wie man mit ihnen umgeht."

Diese Aussage ist mehr als nur eine technische Erläuterung des Prüfverfahrens. Sie ist ein deutlicher Warnschuss in Richtung Unicredit: Die BaFin wird genau hinschauen und sich nicht von europäischen Konsolidierungsträumen blenden lassen.

Die wahren Gewinner der Bankenvielfalt

Am Ende profitieren von der deutschen Bankenvielfalt vor allem die Kunden. Ob Sparkassen, Volksbanken, Privatbanken oder Großbanken - jedes Institut hat seine Daseinsberechtigung und bedient unterschiedliche Kundenbedürfnisse. Der Mittelständler findet bei seiner Hausbank oft bessere Konditionen und persönlichere Betreuung als bei einem anonymen Großkonzern. Der Privatanleger kann zwischen verschiedenen Anbietern wählen und von deren Wettbewerb profitieren.

Die Warnung der BaFin kommt zur rechten Zeit. In einer Phase, in der die neue Große Koalition unter Friedrich Merz ohnehin mit enormen wirtschaftlichen Herausforderungen kämpft, wäre eine weitere Schwächung des bewährten deutschen Bankensystems durch überstürzte Fusionen das Letzte, was Deutschland braucht. Statt blind dem Größenwahn zu verfallen, sollten wir die Stärken unseres vielfältigen Finanzsystems bewahren und ausbauen.

Fazit: Klein, aber fein statt groß und träge

Die Position der BaFin verdient Unterstützung. In einer Zeit, in der physische Werte wie Gold und Silber als Stabilitätsanker in unsicheren Zeiten wieder an Bedeutung gewinnen, zeigt sich: Nicht immer ist größer besser. Manchmal liegt die wahre Stärke in der Vielfalt, der Spezialisierung und der Nähe zum Kunden. Das gilt für Banken genauso wie für die persönliche Vermögensanlage, bei der eine breite Streuung inklusive physischer Edelmetalle oft sinnvoller ist als das Setzen auf wenige große Positionen.

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