
SCO verurteilt endlich Terroranschlag von Pahalgam – Ein Sieg der Realpolitik über ideologische Grabenkämpfe
Die Shanghai Cooperation Organisation (SCO) hat auf ihrem diesjährigen Gipfeltreffen in Tianjin endlich den Terroranschlag von Pahalgam verurteilt. Was auf den ersten Blick wie eine diplomatische Selbstverständlichkeit erscheinen mag, offenbart bei genauerer Betrachtung ein faszinierendes geopolitisches Schachspiel, bei dem ausgerechnet die USA unfreiwillig zum Spielmacher wurden.
Vom Schweigen zur Verurteilung – Was ist passiert?
Noch Ende Juni endete das Treffen der SCO-Verteidigungsminister ohne gemeinsame Erklärung. Der Grund? Indien protestierte vehement gegen den Entwurf, der keinerlei Verurteilung des Terroranschlags von Pahalgam enthielt. Dass China als diesjähriger Gastgeber diese Verurteilung bewusst ausließ, war ein deutliches Signal seiner Bevorzugung Pakistans – ein diplomatischer Affront, der in Neu-Delhi nicht unbemerkt blieb.
Doch zwischen Juni und dem jetzigen Gipfel geschah etwas Bemerkenswertes: Die sino-indische Annäherung nahm Fahrt auf. Ironischerweise war es ausgerechnet die Trump-Administration, die diese Entwicklung unbeabsichtigt beförderte.
Trumps Fehlkalkulation als Katalysator
Die amerikanische Außenpolitik unter Trump setzte zunächst auf eine Bevorzugung Pakistans nach dessen Frühjahrskonflikt mit Indien. Dies allein hätte jedoch nicht ausgereicht, um Indien zu einer grundlegenden außenpolitischen Neuausrichtung zu bewegen. Der entscheidende Wendepunkt kam erst nach dem SCO-Verteidigungsministertreffen, als Washington begann, Indiens Aufstieg zur Großmacht aktiv zu sabotieren.
Strafzölle unter fadenscheinigen Vorwänden zerstörten die letzten Illusionen über die Verlässlichkeit der USA als Partner. Gleichzeitig verfolgte Trump gegenüber China einen auffallend weichen Kurs im bilateralen Handel und verzichtete scheinheilig auf Strafmaßnahmen wegen Chinas fortgesetztem Handel mit Russland. Diese Doppelmoral wurde in Delhi sehr genau registriert.
Die neue Partnerschaft
Die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten. Premierminister Narendra Modis erste China-Reise seit sieben Jahren markierte einen Paradigmenwechsel. Die Erklärung beider Staatschefs, man sei Partner und keine Rivalen, durchkreuzte elegant die amerikanischen Teile-und-Herrsche-Pläne.
"Wir sind Partner, nicht Rivalen" – diese simple Formel könnte die geopolitische Landkarte Asiens nachhaltig verändern.
Während Grenzstreitigkeiten, Handelsdefizite und Technologiekonflikte zwischen beiden Ländern fortbestehen, hat sich die Lage merklich stabilisiert. Der grenzüberschreitende Handel wurde wieder aufgenommen, und zuvor verbannte chinesische Apps tauchen wieder in Indien auf.
Die SCO als Gewinner
Chinas Entscheidung, die Verurteilung des Pahalgam-Anschlags in die Tianjin-Erklärung aufzunehmen, war eine kluge "Geste des guten Willens". Hätte Peking an seiner harten Linie festgehalten, wäre Modi vermutlich nur virtuell erschienen – ein Gesichtsverlust für die gesamte Organisation.
Diese pragmatische Wende stärkt die SCO als komplementäre Institution zu den BRICS und beschleunigt multipolare Prozesse. Zwar stehen beide Entwicklungen – die sino-indische Annäherung wie auch die institutionelle Arbeitsteilung zwischen SCO und BRICS – noch am Anfang. Doch was in Tianjin erreicht wurde, ist beeindruckend.
Lehren für die Zukunft
Die Episode zeigt eindrucksvoll, wie unberechenbare und widersprüchliche Außenpolitik nach hinten losgehen kann. Washingtons Versuch, Asiens Giganten gegeneinander auszuspielen, hat diese näher zusammengebracht. Ob man nun glaubt, die USA hätten versucht, Indien gegen China oder China gegen Indien zu manipulieren – oder beides gleichzeitig –, das Ergebnis bleibt dasselbe: Das Spiel ist gescheitert.
Für Deutschland und Europa sollte diese Entwicklung ein Weckruf sein. Während wir uns in ideologischen Grabenkämpfen verlieren und unsere Wirtschaft mit grünen Fantasien ruinieren, formiert sich in Asien eine neue Ordnung. Eine Ordnung, in der pragmatische Realpolitik über moralisierende Belehrungen triumphiert und in der wirtschaftliche Stärke mehr zählt als Gender-Sternchen.
Die Verurteilung des Pahalgam-Anschlags mag nur eine Fußnote in den Geschichtsbüchern werden. Doch sie markiert möglicherweise den Beginn einer tektonischen Verschiebung im globalen Machtgefüge – eine Verschiebung, die ohne Trumps ungeschickte Einmischung vielleicht nie stattgefunden hätte.
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