Kettner Edelmetalle
21.07.2025
08:44 Uhr

Merz' Wirtschaftsoptimismus trifft auf harte Realität – Konzernchefs im Kanzleramt

Während Bundeskanzler Friedrich Merz seit seinem Amtsantritt unermüdlich Optimismus verbreitet und von einer Trendwende in der deutschen Wirtschaft spricht, sieht die Realität deutlich nüchterner aus. Heute empfängt der CDU-Politiker Vertreter großer DAX-Konzerne im Kanzleramt – ein Treffen, das mehr als nur Symbolcharakter haben soll. Doch die Frage bleibt: Folgen den warmen Worten endlich auch Taten?

Zwischen Hoffnung und harter Realität

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft habe sich zum Besseren gewendet, behauptet Merz gerne in Talkshows und bei öffentlichen Auftritten. Das Glas sei nicht halb leer, sondern dreiviertel voll, verkündete er kürzlich bei seiner Sommer-Pressekonferenz. Eine bemerkenswerte Einschätzung angesichts der Tatsache, dass die Investitionen in Deutschland derzeit etwa sieben bis acht Prozent unter dem Niveau von 2019 liegen – so die ernüchternde Analyse des Ifo-Instituts.

Vanessa Bachofer, Geschäftsführerin eines schwäbischen Automobilzulieferers, bringt es auf den Punkt: Der von der neuen Regierung ausgelöste "kleine Hoffnungsschimmer" sei zwar spürbar, aber die Gefahr bestehe, dass sich alle zu früh freuen, während sich konkret wenig tue. Eine Einschätzung, die von vielen Mittelständlern geteilt wird.

500 Milliarden Euro – Heilsbringer oder Strohfeuer?

Die Bundesregierung hat ein gewaltiges 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen auf den Weg gebracht. Ein klares Signal soll das sein: Ab jetzt fließt das Geld. Doch Clemens Fuest, Chef des Ifo-Instituts, warnt vor einem bloßen "Strohfeuereffekt". Ohne tiefgreifende Strukturreformen werde es kein dauerhaft höheres Wachstum geben.

Die Warnung kommt nicht von ungefähr. Während Merz versprochen hatte, keine neuen Schulden zu machen, belastet dieses gigantische Sondervermögen künftige Generationen massiv. Die Zinslast wird über Jahre hinweg durch höhere Steuern und Abgaben finanziert werden müssen – ein Umstand, der die ohnehin schon hohe Inflation in Deutschland weiter anheizen dürfte.

Die Chemieindustrie schlägt Alarm

Besonders alarmierend sind die Signale aus der Chemieindustrie, die sich traditionell als Seismograf für die Gesamtwirtschaft versteht. VCI-Präsident Markus Steilemann zeichnet ein düsteres Bild: Insolvenzen, Produktionsverlagerungen ins Ausland, sinkende Produktion. Die Gründe seien vielfältig: zu hohe Energiekosten, überbordende Bürokratie, nicht konkurrenzfähige Steuerlast. Die Folge: Investitionen bleiben auf Eis.

"Energie, Arbeit, Rohstoffe, Bürokratie. Alles zu kostspielig. Die Steuerlast ist nicht konkurrenzfähig."

Diese Probleme sind hausgemacht und das Ergebnis jahrelanger Fehlpolitik. Die Energiewende hat Deutschland zu einem Hochpreisland gemacht, während die Bürokratie weiter wuchert. Der sogenannte "Investitionsbooster", mit dem Unternehmen steuerlich entlastet werden sollen, wirkt da wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ausländische Investoren zeigen Interesse – aber zu welchem Preis?

Immerhin scheint sich der Blick ausländischer Investoren auf Deutschland zu ändern. Merz hatte bereits vergangene Woche Vertreter von Banken und Vermögensverwaltern ins Kanzleramt geladen. Die Frage, die sich diese Investoren stellen: Wäre jetzt die Zeit, wieder in Europa zu investieren?

Doch man sollte sich keine Illusionen machen. Wenn ausländische Investoren kommen, dann oft zu Bedingungen, die für deutsche Arbeitnehmer und den Mittelstand nachteilig sind. Die Kampagne "Made for Germany", bei der große DAX-Konzerne wie Deutsche Bank und Siemens Milliarden investieren wollen, klingt zwar vielversprechend. Aber der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, droht dabei unter die Räder zu kommen.

Der Mittelstand wartet weiter

Christoph Ahlhaus vom Verband "Der Mittelstand" mahnt zu Recht, die mittelständischen Unternehmen nicht aus den Augen zu verlieren. Diese Unternehmen, die den Großteil der Arbeitsplätze in Deutschland stellen, kämpfen weiterhin mit hohen Energiekosten, überbordender Bürokratie und einer lähmenden Regulierungswut. Während die Politik große Konzerne hofiert, bleiben die wahren Leistungsträger der deutschen Wirtschaft auf der Strecke.

Das heutige Treffen im Kanzleramt mag Symbolcharakter haben. Aber Symbole allein schaffen keine Arbeitsplätze und bringen keine Wirtschaft in Schwung. Was Deutschland braucht, sind keine neuen Schulden und keine Strohfeuer, sondern eine grundlegende Kehrtwende in der Wirtschaftspolitik. Weniger Staat, weniger Bürokratie, niedrigere Steuern und vor allem: bezahlbare Energie.

Solange diese Grundprobleme nicht angegangen werden, bleibt Merz' Optimismus nichts weiter als heiße Luft. Die deutsche Wirtschaft braucht keine Stimmungsmacher, sondern Politiker, die endlich wieder für Deutschland und nicht gegen Deutschland regieren. Die Zeit der schönen Worte muss vorbei sein – jetzt müssen Taten folgen.

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