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16.10.2024
08:11 Uhr

Insolvenz für LG Nord Gerüstbau: Krise der Baubranche fordert nächstes Opfer

Insolvenz für LG Nord Gerüstbau: Krise der Baubranche fordert nächstes Opfer

Die Krise in der deutschen Baubranche zieht weitere Kreise und hat nun auch den Gerüstbauer LG Nord aus Bremerhaven getroffen. Am 1. Oktober wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, wie die „Nordsee-Zeitung“ berichtet. Das Unternehmen, das 2014 aus der Nordsee-System-Gerüstbau GmbH hervorging, musste aufgrund eines Zahlungsausfalls bei einem Großprojekt in Hamburg Insolvenz anmelden.

Überseequartier in Hamburg als Auslöser

Der Zahlungsausfall betrifft das Überseequartier in der Hamburger HafenCity, dessen Eröffnung nun auf 2025 verschoben wurde. Das Prestigeprojekt, das ursprünglich im Frühjahr dieses Jahres fertiggestellt werden sollte, umfasst Gebäude für Einzelhandel, Büros, Entertainment sowie etwa 1.000 Wohnungen und 1.150 Hotelzimmer. Auch ein Kreuzfahrtterminal sollte Teil des Großprojekts sein. Die Verzögerungen und finanziellen Schwierigkeiten haben nun auch LG Nord Gerüstbau in den Abgrund gezogen.

Verwaltung der Insolvenz

Mit der Verwaltung der Insolvenz wurde Gerrit Hölzle von der Wirtschaftskanzlei Görg in Bremen betraut. Er wird am 28. November erstmals über die angemeldeten Forderungen der Gläubiger Bericht erstatten. Für die Monate Juli bis September wurde den 20 festen Mitarbeitern Insolvenzgeld gezahlt, die meisten haben das Unternehmen jedoch freiwillig verlassen.

Schwierige Zeiten für die Baubranche

Die Insolvenz von LG Nord Gerüstbau ist kein Einzelfall. Die Baubranche in Deutschland kämpft mit steigenden Zinsen, hohen Materialkosten und Energiepreisen sowie einer zurückhaltenden Kreditvergabe. Diese Faktoren haben nicht nur das Überseequartier, sondern viele Bauprojekte im ganzen Land betroffen. Laut dem Verband der Bauindustrie ist die Zahl der Insolvenzen im Bauhauptgewerbe im ersten Halbjahr 2024 um 15,5 Prozent gestiegen, im gesamten Baugewerbe sogar um 18,6 Prozent.

Weitere Insolvenzen und Verzögerungen

Das Überseequartier ist nicht das einzige Projekt, das unter der aktuellen Krise leidet. Bereits im vergangenen Jahr gab es Meldungen über Insolvenzen beteiligter Unternehmen, Baumängel und technische Probleme. Ein tragischer Unfall auf einer der Baustellen im Oktober des Vorjahres, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen, hat die Situation weiter verschärft. Laut „Spiegel“-Recherchen handelte es sich bei den Opfern um illegal beschäftigte Albaner.

Mehrkosten und Verzögerungen

Die Arbeiten im Überseequartier verzögern sich vor allem in den Bereichen Gebäudetechnik, Brandschutzanlagen und Sicherheitstechnik. Erwartet werden inzwischen Mehrkosten von bis zu zwei Milliarden Euro. Die Krise der Baubranche zeigt damit einmal mehr, wie fragil die wirtschaftlichen Grundlagen vieler Unternehmen in diesem Sektor sind.

Die Insolvenz von LG Nord Gerüstbau ist ein weiteres trauriges Kapitel in der aktuellen Krise der deutschen Baubranche. Es bleibt abzuwarten, wie viele weitere Unternehmen diesem Beispiel folgen werden und welche Maßnahmen die Politik ergreifen wird, um die Situation zu stabilisieren.

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