
Fed-Zinssenkung steht bevor: Schwacher US-Arbeitsmarkt zwingt Powell zum Handeln
Die amerikanische Notenbank steht vor einer wegweisenden Entscheidung. Nach den katastrophalen Arbeitsmarktdaten vom August, die mit lediglich 22.000 neuen Stellen weit hinter den erwarteten 75.000 zurückblieben, verdichten sich die Anzeichen für eine Zinssenkung am 17. September. Die Wahrscheinlichkeit für eine Reduktion um 0,25 Prozentpunkte liegt mittlerweile bei satten 85,7 Prozent – ein klares Signal dafür, dass Jerome Powell endlich die Reißleine ziehen muss.
Arbeitsmarkt im freien Fall: Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache
Was sich da auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt abspielt, gleicht einem Trauerspiel in mehreren Akten. Die Arbeitslosenquote kletterte auf den höchsten Stand seit 2021, während das Beschäftigungswachstum vier Monate in Folge unter der kritischen Marke von 100.000 neuen Stellen verharrte. Besonders alarmierend: Der durchschnittliche Stellenzuwachs der letzten drei Monate beträgt mickrige 29.000 – die schwächste Phase seit der Pandemie.
Heather Long von der Navy Federal Credit Union bringt es auf den Punkt: „Der Arbeitsmarkt geht von einer Stagnation zu einem Einbruch über. Dies ist eine Rezession sowohl für Angestellte als auch für Arbeiter." Deutlicher kann man die Misere kaum beschreiben. Mehrere Schlüsselsektoren wie Information, Finanzwesen und Fertigung verzeichneten deutliche Rückgänge. Lediglich das Gesundheitswesen sowie die Gastronomie konnten noch Zuwächse verbuchen – ein schwacher Trost angesichts der Gesamtlage.
Die Fed in der Zwickmühle: Zwischen Inflation und Arbeitsmarkt
Die Notenbank steht vor einem klassischen Dilemma. Einerseits schwächelt der Arbeitsmarkt bedenklich, andererseits bleibt die Inflation hartnäckig erhöht. Bret Kenwell von eToro formuliert es treffend: „Die Fed muss sich mit dem größeren der beiden Risiken befassen, nämlich dem schwächelnden Arbeitsmarkt. Die hartnäckig hohe Inflation könnte die Fed jedoch daran hindern, so schnell oder aggressiv zu handeln, wie sie es normalerweise gerne tun würde."
„Inzwischen muss sogar mit einem großen Zinsschritt von 50 Basispunkten gerechnet werden", so die Analysten der Commerzbank.
Diese Einschätzung teilen mittlerweile mehrere Experten. Jamie Cox von der Harris Financial Group geht sogar so weit zu sagen: „Eine Senkung um 50 Basispunkte steht nun zur Debatte. Die Freikarte der Federal Reserve für den Arbeitsmarkt ist abgelaufen."
Trump hatte recht: Powell kommt zu spät
Man mag von Donald Trump halten, was man will, aber in diesem Punkt behält er recht: Die Fed hätte schon längst handeln müssen. Während Powell noch zögerte und zauderte, verschlechterte sich die Lage am Arbeitsmarkt zusehends. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen erreichte ein Niveau, das seit 2021 nicht mehr gesehen wurde. Menschen, die seit 27 Wochen oder länger ohne Job sind, mehren sich – ein beunruhigendes Zeichen für die strukturelle Schwäche des Arbeitsmarktes.
Besonders bitter: Die Arbeitslosenquote unter schwarzen Amerikanern stieg auf den höchsten Stand seit fast vier Jahren. Auch Hispanics und Menschen ohne Highschool-Abschluss sind überproportional betroffen. Die vielgepriesene amerikanische Wirtschaftsdynamik entpuppt sich zunehmend als Fassade.
Was bedeutet das für Anleger?
Jeff Roach von LPL Financial sieht die Unternehmen in einer Warteposition: „Der Arbeitsmarkt kommt zum Stillstand, da Unternehmen das Tempo ihrer Neueinstellungen verlangsamen und auf Klarheit in Bezug auf Zölle und die Politik der Fed warten." Diese Unsicherheit könnte sich noch verstärken, wenn die Fed nicht entschlossen handelt.
Gina Bolvin von der Bolvin Wealth Management Group rät Anlegern zur Vorsicht und Qualität: „Jetzt ist es an der Zeit, sich auf Qualität zu konzentrieren – auf Unternehmen mit soliden Bilanzen und einer konstanten Nachfrage." Ein weiser Rat in unsicheren Zeiten.
Für kluge Anleger könnte sich in dieser Situation ein Blick auf physische Edelmetalle lohnen. Gold und Silber haben sich historisch als verlässliche Wertspeicher in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit bewährt. Während Aktien bei einer sich verschlechternden Wirtschaftslage unter Druck geraten könnten, bieten Edelmetalle einen soliden Schutz vor den Unwägbarkeiten der Geldpolitik. Eine Beimischung von 10-20% physischen Edelmetallen zum Portfolio erscheint in der aktuellen Lage mehr als sinnvoll.
Die Zukunft bleibt ungewiss
Jason Pride von Glenmede warnt vor einem „fragilen Gleichgewicht" am Arbeitsmarkt. Die Abwärtsrisiken nehmen zu, und sollten die Daten weiterhin den jüngsten Trends folgen, könnte die Fed gezwungen sein, bei jeder Sitzung bis zum Jahresende die Zinsen zu senken.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Powell und seine Kollegen den Ernst der Lage erkannt haben. Eine zaghafte Senkung um 0,25 Prozentpunkte könnte sich als zu wenig und zu spät erweisen. Die amerikanische Wirtschaft steht an einem Wendepunkt – und mit ihr die globalen Märkte.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, vor jeder Investition ausreichend zu recherchieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.