Kettner Edelmetalle
03.06.2025
18:43 Uhr

EZB vor dem Scheideweg: Letzte einfache Zinssenkung vor Trump-Chaos?

Die Europäische Zentralbank steht vor einer historischen Weichenstellung. Während für Donnerstag eine weitere Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf dann 2,00 Prozent als sicher gilt, könnte dies möglicherweise die letzte "einfache" Entscheidung der Währungshüter sein. Denn was danach kommt, gleicht einem geldpolitischen Minenfeld – geschaffen durch Donald Trumps aggressive Handelspolitik und eine zunehmend orientierungslose europäische Wirtschaftspolitik.

Die Ruhe vor dem Sturm

Noch herrscht trügerische Einigkeit im 26-köpfigen EZB-Rat. Sieben Zinssenkungen in den vergangenen zwölf Monaten gingen ohne nennenswerte Spannungen über die Bühne. Die achte folgt am Donnerstag – so viel scheint sicher. Doch dahinter brodelt es bereits gewaltig. Während einige Ratsmitglieder die 2-Prozent-Marke als absolute Untergrenze betrachten, drängen andere auf weitere Lockerungen. Der Grund für diese Uneinigkeit? Die völlig unkalkulierbare Trump-Variable.

EZB-Ratsmitglied Martins Kazaks bringt die Unsicherheit auf den Punkt: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Basisszenario der Notenbank eintritt, liege bei weniger als 50 Prozent. Man stelle sich vor: Die obersten Währungshüter Europas werfen praktisch eine Münze, wenn es um die wirtschaftliche Zukunft des Kontinents geht. Ein Armutszeugnis für die europäische Geldpolitik, die sich von externen Schocks derart aus der Bahn werfen lässt.

Trumps Zoll-Keule als Inflationstreiber

Die Drohung schwebt wie ein Damoklesschwert über Europa: US-Zölle könnten von derzeit 10 Prozent auf bis zu 50 Prozent im Juli explodieren. Was das für die ohnehin schwächelnde europäische Wirtschaft bedeutet, kann sich jeder ausmalen. Noch dramatischer: Die EZB tappt völlig im Dunkeln, was die tatsächlichen Auswirkungen angeht. Verschiedene Szenarien werden durchgespielt, doch Vertrauen in die eigenen Prognosen? Fehlanzeige.

Besonders pikant wird die Situation durch die widersprüchlichen Signale aus dem EZB-Rat. Während Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel vor weiteren Lockerungen warnt und eine "ruhige Hand" fordert, plädieren andere wie der belgische Notenbankchef Pierre Wunsch für energischere Maßnahmen. Diese Kakophonie der Meinungen offenbart die tiefe Verunsicherung der europäischen Geldpolitik.

Die strukturellen Probleme bleiben ungelöst

Während sich die EZB in Spekulationen über Trumps nächste Schritte verliert, bleiben die hausgemachten Probleme Europas unbeachtet. Der demografische Wandel, der strukturelle Arbeitskräftemangel, die marode Infrastruktur – all das sind inflationstreibende Faktoren, die auch ohne Trump-Zölle für Kopfzerbrechen sorgen sollten. Stattdessen versucht man mit der Gießkanne billiges Geld über eine kranke Wirtschaft zu schütten.

Holger Schmieding von Berenberg bringt es auf den Punkt: Die Geldpolitik wirke bereits, es bestehe keine Notwendigkeit für weitere massive Anreize. Doch genau das scheint die EZB zu planen – getrieben von der Angst vor einer Rezession, die sie mit ihrer ultralockeren Politik der vergangenen Jahre selbst mitverursacht hat.

Lagarde im Nebel der Ungewissheit

Von EZB-Präsidentin Christine Lagarde sind am Donnerstag keine klaren Ansagen zu erwarten. Die ehemalige IWF-Chefin wird sich wie gewohnt in diplomatischen Floskeln ergehen und auf "datenabhängige Entscheidungen" verweisen. Eine klare Führung in unsicheren Zeiten? Fehlanzeige. Stattdessen wird die Unsicherheit zur neuen Normalität erklärt.

Die Märkte erwarten noch zwei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr – im Juni und September. Doch selbst diese Prognose steht auf wackligen Beinen. "Jede einzelne Zinssenkung wird von nun an viel härter ausfallen", prognostiziert Gilles Moec von der AXA-Gruppe. Der Widerstand im EZB-Rat werde zunehmen, komplizierte Gespräche nach dem Sommer seien vorprogrammiert.

Gold als sicherer Hafen in stürmischen Zeiten

In diesem Umfeld extremer Unsicherheit zeigt sich einmal mehr: Papiergeld-Experimente der Notenbanken haben ihre Grenzen. Während die EZB weiter an der Zinsschraube dreht und hofft, damit die Probleme lösen zu können, suchen kluge Anleger nach echten Werten. Physische Edelmetalle wie Gold und Silber bieten genau das, was in diesen turbulenten Zeiten gefragt ist: Wertbeständigkeit, Unabhängigkeit von politischen Launen und Schutz vor den Folgen einer verfehlten Geldpolitik. Als Beimischung in einem ausgewogenen Portfolio sind sie heute wichtiger denn je.

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