
Deutz macht Ernst: Vom Traktormotor zur Killerdrohne
Der traditionsreiche Kölner Motorenbauer Deutz vollzieht eine bemerkenswerte Kehrtwende. Während das Unternehmen seit über 160 Jahren vor allem friedliche Landmaschinen und Baufahrzeuge antreibt, rüstet man nun kräftig auf. Mit der Übernahme des Drohnen-Spezialisten Sobek Group aus Baden-Württemberg steigt Deutz tief ins militärische Geschäft ein – und das ausgerechnet in einem Bereich, der die moderne Kriegsführung revolutioniert.
Wenn der Mähdrescher zur Nebensache wird
Die Zeiten, in denen Deutz-Motoren ausschließlich Traktoren über deutsche Äcker tuckern ließen, scheinen endgültig vorbei. Konzernchef Sebastian Schulte macht keinen Hehl daraus, wo die Reise hingeht: "Verteidigung verändert sich durch neue Technologien und eine veränderte Kriegsführung rasant", verkündete er bei der Bekanntgabe des Deals. Man wolle sich "frühzeitig als relevanter Systempartner" positionieren – im Klartext: Das große Geld lockt im Rüstungsgeschäft.
Die Sobek Group, die für einen Kaufpreis im dreistelligen Millionenbereich den Besitzer wechselt, bringt genau das mit, was moderne Armeen suchen: Elektroantriebe und Steuerungselektronik für militärische Drohnen. Dass ukrainische Streitkräfte bereits auf Sobek-Technik setzen, dürfte bei der Kaufentscheidung eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. Der Krieg in der Ukraine hat schließlich eindrucksvoll demonstriert, wie entscheidend Drohnen für die moderne Kriegsführung geworden sind.
Die Militarisierung der deutschen Wirtschaft
Was bei Deutz passiert, ist symptomatisch für eine beunruhigende Entwicklung in der deutschen Wirtschaft. Immer mehr traditionelle Industrieunternehmen entdecken das lukrative Geschäft mit dem Tod. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Deutsche Rüstungsexporte erreichten 2024 Rekordwerte, und die NATO-Staaten pumpen Milliarden in neue Waffensysteme.
Besonders pikant: Während die Ampel-Koalition noch von Friedenspolitik faselte, bereitete die Industrie längst den großen Rüstungsboom vor. Nun, unter der neuen Großen Koalition von Merz und Klingbeil, fallen offenbar die letzten Hemmungen. Das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur dürfte auch reichlich Mittel für militärische Zwecke bereithalten – auf Kosten kommender Generationen, die diese Schulden abtragen müssen.
Der Aktienmarkt jubelt – die Moral schweigt
Die Börse feierte die Nachricht vom Deutz-Deal mit einem Kursfeuerwerk. Über zehn Prozent legte die Aktie zeitweise zu, seit Jahresbeginn steht ein Plus von satten 134 Prozent zu Buche. Offenbar rechnen Investoren fest damit, dass sich mit Drohnen und anderem Kriegsgerät prächtig verdienen lässt. Dass diese Technologie dazu dient, Menschen zu töten, scheint in den Chefetagen niemanden zu stören.
Deutz-Chef Schulte kündigte bereits weitere Zukäufe an und ließ sogar eine Kapitalerhöhung durchblicken. "Wir sind auf Wachstumskurs", tönte er selbstbewusst. Man fragt sich unwillkürlich: Wachstum wohin? In eine Welt, in der deutsche Ingenieurskunst nicht mehr dem Fortschritt, sondern der Zerstörung dient?
Die neue Normalität des Krieges
Die Transformation von Deutz ist mehr als nur eine unternehmerische Entscheidung. Sie steht exemplarisch für eine gefährliche Normalisierung des Krieges in unserer Gesellschaft. Wenn selbst traditionsreiche Mittelständler, die seit Generationen friedliche Produkte herstellen, plötzlich ins Rüstungsgeschäft drängen, dann läuft etwas gewaltig schief.
Die Politik trägt hierfür eine erhebliche Mitverantwortung. Statt auf Diplomatie und Deeskalation zu setzen, wird aufgerüstet, was das Zeug hält. Die neue Bundesregierung unter Merz verspricht zwar, keine neuen Schulden zu machen, plant aber gleichzeitig gigantische Sondervermögen. Diese Doppelmoral ist typisch für die aktuelle Politik: Man predigt Wasser und säuft Wein – oder in diesem Fall: Man predigt Frieden und produziert Waffen.
Ein Blick in die Zukunft
Wohin diese Entwicklung führt, lässt sich bereits erahnen. Die Rüstungsindustrie boomt, immer mehr Unternehmen drängen in den Verteidigungsverband, und die Militarisierung der Gesellschaft schreitet voran. Gleichzeitig explodieren die Staatsschulden, die Inflation galoppiert, und die Bürger werden mit immer höheren Steuern und Abgaben zur Kasse gebeten.
Es wäre an der Zeit, innezuhalten und zu fragen: Ist das wirklich der Weg, den wir als Gesellschaft gehen wollen? Brauchen wir tatsächlich immer mehr Waffen, immer ausgefeiltere Tötungsmaschinen? Oder sollten wir nicht lieber in Bildung, Infrastruktur und soziale Gerechtigkeit investieren?
Die Antwort der Konzerne und der Politik scheint eindeutig: Krieg ist ein Geschäft, und Deutschland mischt kräftig mit. Dass dabei traditionelle Werte wie Frieden, Völkerverständigung und der Einsatz von Technologie zum Wohle der Menschheit auf der Strecke bleiben, scheint niemanden zu kümmern. Hauptsache, die Kasse klingelt und die Aktienkurse steigen.
In einer Zeit, in der die Welt mehr denn je Brückenbauer und Friedensstifter bräuchte, entscheidet sich die deutsche Industrie für den Weg des geringsten Widerstands – und des größten Profits. Die Übernahme der Sobek Group durch Deutz ist dabei nur ein weiterer Sargnagel für eine Gesellschaft, die ihre moralischen Kompass verloren zu haben scheint.
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