
Vietnam verschärft Kampf gegen Produktfälschungen unter Druck der USA
In einem bemerkenswerten Schachzug intensiviert Vietnam seinen Kampf gegen Produktfälschungen und digitale Piraterie. Der Grund: Die USA drohen mit vernichtenden Strafzöllen, nachdem sie das südostasiatische Land als Hauptdrehscheibe für diese illegalen Aktivitäten identifiziert haben. Eine Entwicklung, die zeigt, wie sehr die amerikanische Wirtschaftsmacht noch immer das globale Handelsgeschehen dominiert.
Verschärfte Kontrollen für Luxusmarken und Elektronik
Die vietnamesischen Behörden haben seit dem 1. April die Kontrollen an den Landesgrenzen massiv verstärkt. Im Fokus stehen dabei besonders Luxusartikel von Prada und Kering (Gucci), elektronische Geräte von Google und Samsung sowie Spielzeug von Mattel und Lego. Auch Konsumgüter wie Hygieneartikel von Procter & Gamble und Johnson & Johnson werden nun genauer unter die Lupe genommen. Eine Maßnahme, die längst überfällig erscheint.
Digitale Piraterie im Visier
Besonders interessant ist der parallel laufende Vorstoß gegen die Verwendung gefälschter Software. Nach Beschwerden der Business Software Alliance, der Giganten wie Microsoft, Oracle und Adobe angehören, wurden bereits dutzende Unternehmen verwarnt. Ein deutliches Signal, dass Vietnam den amerikanischen Druck ernst nimmt.
Drohende Strafzölle als Damoklesschwert
Der Hintergrund dieser verschärften Maßnahmen ist durchaus brisant: Vietnam drohen saftige Strafzölle von 46% auf Exporte in die USA - ihren wichtigsten Absatzmarkt. Diese könnten bereits im Juli nach einer globalen Pause in Kraft treten. Ein Szenario, das die exportabhängige Wirtschaft des Landes empfindlich treffen würde.
Die Realität in den Straßen Saigons
Trotz der verschärften Kontrollen zeigt sich in der Realität ein anderes Bild: Im berüchtigten Saigon Square Shopping Mall in Ho-Chi-Minh-Stadt werden nach wie vor gefälschte Luxusgüter offen angeboten. Die Mall steht nicht ohne Grund auf der schwarzen Liste der US-Handelsbehörde für notorische Fälschermärkte. Eine Verkäuferin gibt unumwunden zu, dass die angebotenen Prada-Taschen aus China stammen, während gefälschte Gürtel derselben Marke in Vietnam hergestellt werden.
Spezialisierte Gerichte als nächster Schritt
Um den Schutz geistigen Eigentums zu verbessern, plant Vietnam nun die Einrichtung spezialisierter Gerichte. Ein Gesetzentwurf hierzu soll bereits im Juni vom Parlament verabschiedet werden. Diese Maßnahme zielt darauf ab, ausländische Investoren anzulocken und das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Vietnam zu stärken.
Die Entwicklungen zeigen einmal mehr, wie sehr die globale Handelspolitik von den USA dominiert wird. Während Vietnam verzweifelt versucht, den amerikanischen Anforderungen gerecht zu werden, stellt sich die Frage, ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um die drohenden Strafzölle abzuwenden. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die verschärften Kontrollen mehr sind als nur Lippenbekenntnisse.