Kettner Edelmetalle
07.09.2025
10:17 Uhr

US-Banken kapitulieren: Historischer Einbruch ihrer Silber-Shortpositionen erschüttert den Markt

Die jüngsten Daten der Bank Participation Reports offenbaren eine tektonische Verschiebung im Silbermarkt, die selbst erfahrene Marktbeobachter sprachlos macht. Die fünf größten US-Banken haben ihre Netto-Shortpositionen in Silber um schwindelerregende 47,5 Prozent reduziert – von 25.916 auf nur noch 13.779 COMEX-Kontrakte. Dies markiert den niedrigsten Stand seit Juni 2019 und könnte der Vorbote einer fundamentalen Neuordnung des Edelmetallmarktes sein.

Das Ende einer Ära der Marktmanipulation?

Was sich hier abzeichnet, gleicht einer stillen Revolution. Jahrzehntelang galten die US-Großbanken als die unumstrittenen Herrscher über den Silberpreis, ihre massiven Shortpositionen wirkten wie ein Deckel auf einem brodelnden Kessel. Doch nun scheint dieser Deckel Risse zu bekommen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die US-Banken kontrollieren nur noch 8,7 Prozent des gesamten offenen Interesses am COMEX-Silbermarkt – ein historischer Tiefstand, der Fragen aufwirft.

Warum ziehen sich die Banken ausgerechnet jetzt zurück? Die Antwort könnte in der sich verschärfenden physischen Knappheit liegen. Das Silver Institute bestätigt, was Kenner längst vermuten: Wir befinden uns im fünften Jahr eines strukturellen Defizits. Die Nachfrage übersteigt das Angebot kontinuierlich, und die Lager leeren sich unaufhaltsam. In diesem Umfeld wird das Halten massiver Shortpositionen zum russischen Roulette mit vollgeladenem Revolver.

Die Kleinen übernehmen das Risiko

Besonders aufschlussreich ist, wer die Lücke füllt, die die großen US-Banken hinterlassen. Es sind die sogenannten "Raptoren" – kleinere kommerzielle Händler, die massiv neue Shortpositionen aufgebaut haben. Allein in der letzten Berichtswoche verkauften sie 6.027 COMEX-Kontrakte leer. Man könnte meinen, hier würden die Lemminge freiwillig über die Klippe springen, doch die Realität dürfte komplexer sein. Diese kleineren Akteure agieren oft im Auftrag oder in Abstimmung mit den großen Playern – eine Art kontrollierte Sprengung, um den Silberpreis weiterhin im Zaum zu halten.

Die Ironie dabei: Während sich die US-Banken zurückziehen, erhöhen die nicht-amerikanischen Banken ihre Shortpositionen. 19 ausländische Institute sind nun mit 49.746 Kontrakten short – ein Anstieg um 3.819 Kontrakte gegenüber dem Vormonat. Hier zeigt sich das globale Kräftespiel im Edelmetallmarkt in seiner ganzen Komplexität.

Gold zeigt relative Stabilität – noch

Im Goldmarkt präsentiert sich die Lage weniger dramatisch, aber keineswegs beruhigend. Die US-Banken reduzierten ihre Netto-Shortpositionen um 11.503 auf 91.590 Kontrakte, während die ausländischen Banken um 10.409 auf 134.067 Kontrakte zurückgingen. Zusammen kontrollieren sie noch immer 45,8 Prozent des gesamten offenen Interesses – ein Rückgang von 55,1 Prozent im Vormonat, aber immer noch eine marktbeherrschende Position.

Die Tatsache, dass Gold neue Allzeithochs erreicht, während die Banken ihre Shortpositionen reduzieren, sollte jeden Anleger hellhörig machen. Es riecht nach Kapitulation, nach dem Eingeständnis, dass die jahrzehntelange Preisdrückung an ihre Grenzen stößt. Die ungebuchten Margin-Verluste der Shorts werden auf über 50 Milliarden Dollar geschätzt – eine Summe, die selbst für Großbanken schmerzhaft ist.

Die physische Nachfrage explodiert

Parallel zu diesen Entwicklungen an den Papiermärkten explodiert die physische Nachfrage. Allein im September wurden bereits 53 Millionen Unzen Silber zur Lieferung angemeldet – in einem traditionell schwachen Monat. Die weltweiten ETFs und Fonds haben in den letzten 31 Wochen fast durchgehend Nettozuflüsse verzeichnet. Irgendjemand mit sehr tiefen Taschen akkumuliert systematisch physisches Silber, während die Papiershorts das Handtuch werfen.

Besonders bemerkenswert: Die Silberbestände in allen bekannten Lagerhäusern, ETFs und Fonds liegen bereits deutlich über ihrem Allzeithoch von Januar 2021 – und das, obwohl der Silberpreis noch weit von seinen nominalen Höchstständen entfernt ist. Dies deutet auf eine fundamentale Neubewertung des Metalls hin, die sich noch nicht im Preis widerspiegelt.

Die geopolitische Dimension

Diese Marktbewegungen finden nicht im luftleeren Raum statt. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz hat ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur angekündigt – trotz aller Versprechen, keine neuen Schulden zu machen. Diese fiskalische Expansion wird die Inflation weiter anheizen und Generationen von Steuerzahlern belasten. In einem solchen Umfeld gewinnen Sachwerte wie physische Edelmetalle zwangsläufig an Attraktivität.

Gleichzeitig eskalieren die geopolitischen Spannungen. Der Ukraine-Konflikt schwelt weiter, im Nahen Osten hat sich die Lage dramatisch zugespitzt. Solche Unsicherheiten treiben traditionell die Nachfrage nach sicheren Häfen – und was könnte sicherer sein als physisches Gold und Silber in den eigenen Händen?

Was bedeutet das für Anleger?

Die Implikationen dieser Entwicklungen können kaum überschätzt werden. Wenn die größten Marktmanipulatoren das Feld räumen, öffnet sich Raum für eine echte Preisfindung. Die strukturellen Defizite in Silber, Platin und Palladium werden früher oder später zu dramatischen Preisanstiegen führen müssen – es ist nur eine Frage des Zeitpunkts.

Kluge Anleger sollten diese historische Gelegenheit nutzen. Physische Edelmetalle bieten nicht nur Schutz vor der galoppierenden Geldentwertung, sondern könnten sich als die Performance-Stars der kommenden Jahre erweisen. Während Aktien, ETFs und Immobilien zunehmend unter Druck geraten, glänzen Gold und Silber als zeitlose Wertspeicher.

Die Botschaft ist klar: Die Ära der künstlichen Preisdrückung neigt sich dem Ende zu. Wer jetzt noch zögert, könnte die Chance seines Lebens verpassen. In einer Welt voller Unsicherheiten, politischer Fehlentscheidungen und monetärer Experimente bleiben physische Edelmetalle der ultimative Anker der Vermögenssicherung.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine eigenen Recherchen durchführen und ist für seine Anlageentscheidungen selbst verantwortlich. Die hier geäußerten Meinungen entsprechen der redaktionellen Einschätzung und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit.

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