Kettner Edelmetalle
11.08.2025
19:39 Uhr

Trump rudert zurück: Goldimporte bleiben zollfrei – Schweizer Edelmetallbranche atmet auf

Die Goldmärkte können aufatmen. Nach tagelanger Verunsicherung und hektischen Kursbewegungen hat US-Präsident Donald Trump höchstpersönlich für Klarheit gesorgt: „Gold wird nicht mit Zöllen belegt!", verkündete er auf seiner hauseigenen Plattform Truth Social. Diese knappe, aber unmissverständliche Botschaft dürfte vor allem in der Schweiz für Erleichterung sorgen, wo man bereits die wirtschaftlichen Folgen eines möglichen Handelskriegs im Edelmetallsektor kalkulierte.

Falschmeldung treibt Goldpreis in die Höhe

Was war geschehen? Die renommierte „Financial Times" hatte unter Berufung auf ein internes Schreiben der US-Zollbehörde über angeblich geplante Importzölle auf bestimmte Goldprodukte berichtet. Besonders brisant: Im Visier sollten ausgerechnet die gängigsten Handelsformate stehen – Ein-Kilo-Barren und 100-Unzen-Barren, die das Rückgrat des internationalen Goldhandels bilden. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe und trieb den Goldpreis prompt nach oben, während Händler und Investoren nervös auf weitere Details warteten.

Das angebliche Zolldokument, ein sogenannter „Ruling Letter" vom 31. Juli, hätte weitreichende Konsequenzen gehabt. Diese behördlichen Schreiben dienen normalerweise zur verbindlichen Klarstellung der US-Handelspolitik – ihre Tragweite ist also nicht zu unterschätzen. Dass Trump persönlich eingreifen musste, um die Wogen zu glätten, zeigt, wie ernst die Lage bereits eskaliert war.

Schweizer Goldraffinerie-Industrie wäre Hauptleidtragende gewesen

Die Alpenrepublik hätte es besonders hart getroffen. Die Schweiz fungiert als globale Drehscheibe des Goldhandels, wo die in London üblichen Großbarren in die für den amerikanischen Markt typischen Formate umgegossen werden. Ein-Kilo-Barren, das Standardformat an der New Yorker Terminbörse Comex, machen einen erheblichen Teil der Schweizer Goldexporte in die USA aus. Ein Importzoll hätte diese jahrhundertealte Handelsbeziehung empfindlich gestört und möglicherweise sogar neue Handelsrouten erzwungen.

Die Schweizer Raffinerieindustrie, die etwa 70 Prozent des weltweiten Goldes verarbeitet, stand bereits in den Startlöchern, um auf die vermeintliche Bedrohung zu reagieren. Hätte Trump nicht eingegriffen, wären vermutlich komplexe Umgehungsstrategien entwickelt worden – mit unabsehbaren Folgen für die globalen Goldströme.

Trumps Zollpolitik bleibt unberechenbar

Die Episode wirft ein bezeichnendes Licht auf die Handelspolitik der zweiten Trump-Administration. Während der Präsident einerseits massive Zölle auf EU-Importe (20%), China (34%) und die NAFTA-Partner Mexiko und Kanada (jeweils 25%) durchgesetzt hat, zeigt er sich beim Thema Gold überraschend zurückhaltend. Möglicherweise hat er erkannt, dass Eingriffe in den Goldmarkt unkalkulierbare Risiken für das globale Finanzsystem bergen könnten.

Kritiker werfen Trump vor, mit seiner sprunghaften Zollpolitik unnötige Unsicherheit zu schaffen. Die Tatsache, dass eine einzelne Zeitungsmeldung ausreichte, um die Goldmärkte in Aufruhr zu versetzen, zeigt, wie angespannt die Nerven der Marktteilnehmer mittlerweile sind. Jede Andeutung neuer Handelshemmnisse wird sofort eingepreist – mit entsprechenden Verwerfungen.

Gold bleibt sicherer Hafen in unsicheren Zeiten

Die kurze, aber heftige Verunsicherung unterstreicht einmal mehr die Bedeutung von Gold als Krisenwährung. Während Aktien, ETFs und andere Finanzprodukte den politischen Launen und wirtschaftlichen Turbulenzen schutzlos ausgeliefert sind, behält das Edelmetall seinen inneren Wert. Die Tatsache, dass selbst die Androhung von Zöllen den Goldpreis nach oben trieb, zeigt paradoxerweise die Stärke des gelben Metalls: In Krisenzeiten flüchten Anleger reflexartig in Gold – selbst wenn die Krise das Gold selbst betrifft.

Für deutsche Anleger sollte diese Episode ein Weckruf sein. Die geopolitischen Verwerfungen nehmen zu, die Handelskonflikte eskalieren, und die neue Große Koalition unter Friedrich Merz verspricht zwar keine neuen Schulden, plant aber gleichzeitig ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur. Diese Widersprüche werden sich früher oder später in steigender Inflation niederschlagen. Wer sein Vermögen schützen will, kommt an einer soliden Beimischung physischer Edelmetalle nicht vorbei.

Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen, bevor Anlageentscheidungen getroffen werden.

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