
Südkoreas Präsidentschaftswahl: Wirtschaftskrise und politisches Chaos überschatten Wahlkampf
In Südkorea hat der Wahlkampf um das höchste Staatsamt begonnen - und das unter denkbar dramatischen Umständen. Nach der umstrittenen Verhängung des Kriegsrechts durch den bisherigen Präsidenten Yoon Suk Yeol steht die viertgrößte Volkswirtschaft Asiens vor gewaltigen Herausforderungen. Die vorgezogenen Neuwahlen am 3. Juni werden nun zur Schicksalswahl für das krisengeschüttelte Land.
Liberaler Hoffnungsträger mit zweifelhafter Vergangenheit
Als Favorit gilt der liberale Kandidat Lee Jae-myung von der Demokratischen Partei. Der umstrittene Politiker, der bereits bei den letzten Wahlen gegen Yoon antrat, inszeniert sich geschickt als Märtyrer und Kämpfer für die Demokratie. Dass gegen ihn mehrere Strafverfahren wegen Korruption und Bestechung laufen, scheint seine Anhänger nicht zu stören. Die Prozesse wurden bezeichnenderweise auf die Zeit nach der Wahl verschoben - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Wirtschaftspolitik zwischen K-Pop und künstlicher Intelligenz
Lee verspricht einen wirtschaftlichen Neustart durch massive Investitionen in künstliche Intelligenz und die K-Pop-Industrie. Bemerkenswert ist auch seine außenpolitische Agenda: Er will die unter der Vorgängerregierung auf Eis gelegten Beziehungen zum kommunistischen Nordkorea wieder aufwärmen. Eine naive und gefährliche Strategie, die an die gescheiterte "Sonnenscheinpolitik" früherer linksliberaler Regierungen erinnert.
Konservative Alternative mit klarer Kante
Sein konservativer Herausforderer Kim Moon-soo setzt dagegen auf eine Politik der wirtschaftlichen Vernunft. Der ehemalige Arbeitsminister will vor allem kleine und mittlere Unternehmen stärken und neue Arbeitsplätze schaffen. In der Sicherheitspolitik verfolgt er einen realistischeren Kurs: Er will die Allianz mit den USA stärken und schließt sogar eine atomare Bewaffnung Südkoreas nicht aus - angesichts der permanenten Bedrohung durch das nordkoreanische Regime ein durchaus nachvollziehbarer Ansatz.
Land in tiefer Spaltung
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es den Kandidaten gelingt, die tiefe gesellschaftliche Spaltung zu überwinden. Der gescheiterte Versuch des bisherigen Präsidenten, das Kriegsrecht zu verhängen, hat das ohnehin angespannte politische Klima weiter vergiftet. Die Wähler stehen nun vor einer grundsätzlichen Richtungsentscheidung: Setzen sie auf populistische Versprechungen und eine gefährliche Annäherung an Nordkorea oder auf eine Politik der wirtschaftlichen Vernunft und strategischen Stärke?
Die Präsidentschaftswahl am 3. Juni wird richtungsweisend sein für die Zukunft Südkoreas. Das Land braucht dringend politische Stabilität und wirtschaftliche Erholung. Ob der linksliberale Favorit Lee trotz seiner zweifelhaften Vergangenheit der richtige Mann dafür ist, darf bezweifelt werden. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Wähler bereit sind, auf Nummer sicher zu gehen und dem konservativen Kandidaten Kim eine Chance zu geben.