Kettner Edelmetalle
18.07.2025
11:14 Uhr

Söders Plastikdeckel-Drama: Wenn die EU zur täglichen Gesundheitsgefahr wird

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat wieder einmal bewiesen, dass er ein Meister der politischen Inszenierung ist. In einem Interview mit der Zeit beklagte er sich bitter über die Europäische Union, die angeblich "jeden Tag" seine Gesundheit gefährde. Der Grund für diese dramatische Aussage? Die seit Juli 2024 verpflichtend an Plastikflaschen befestigten Deckel, die ihm beim Trinken seiner geliebten Cola light ins Auge hängen würden.

Brüsseler Bürokratie trifft bayerische Befindlichkeiten

Was als Interview über Söders kulinarische Vorlieben unter dem bekannten Hashtag #söderisst begann, entwickelte sich schnell zu einer Generalabrechnung mit der EU-Regulierungswut. Der CSU-Vorsitzende nutzte die Gelegenheit, um gegen die vermeintliche Bevormundung durch Brüssel zu wettern. Besonders empörte er sich über die Zulassung von Insekten als Lebensmittel in Pulverform, die er als "furchtbare Insektenburger" bezeichnete.

Die Journalistin versuchte zwar klarzustellen, dass die EU lediglich erlaubt habe, was nicht gesundheitsgefährdend sei. Doch Söder ließ sich nicht beirren und konterte mit seiner persönlichen Leidensgeschichte über die festverbundenen Plastikdeckel. Diese seien die wahre Gesundheitsgefahr, nicht etwa die von ihm kritisierten Insekten.

Spott und Häme in den sozialen Medien

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Besonders die Grünen-Politikerin Ricarda Lang konnte sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen. Sie fragte sich öffentlich, warum Unionspolitiker es offenbar als Auszeichnung betrachteten, zu unbeholfen zu sein, um aus einer Flasche zu trinken. Ein anderer Nutzer zog ironisch Parallelen zu bayerischen Bierflaschen mit Bügelverschluss und forderte deren Abschaffung.

"Die EU gefährdet jeden Tag meine Gesundheit, indem sie Plastikdeckel an den Flaschen befestigt hat. Jeden Tag hängt mir der Plastikdeckel im Auge, wenn ich meine Cola light trinke"

Kulinarische Seitenhiebe gegen die Ampel

Doch Söder nutzte das Interview nicht nur für seine EU-Kritik. Nebenbei teilte er auch gegen die ehemalige Ampel-Regierung aus. Das Essen im Bundeskanzleramt unter Olaf Scholz sei nicht nach seinem Geschmack gewesen - oft habe es nur "eine sehr dünne und fade Gemüsesuppe" gegeben. Unter der neuen Regierung von Friedrich Merz erwarte er hingegen Besserung, schließlich sei auch das Essen bei Angela Merkel besser gewesen.

Diese kulinarischen Spitzen zeigen einmal mehr, wie geschickt Söder es versteht, politische Botschaften in scheinbar harmlosen Anekdoten zu verpacken. Die Kritik an der "faden Gemüsesuppe" der SPD-geführten Regierung dürfte kein Zufall sein - sie passt perfekt ins Narrativ der angeblichen grün-roten Bevormundung beim Thema Ernährung.

Ein Meisterstück der politischen Kommunikation

Was auf den ersten Blick wie eine alberne Beschwerde über Plastikdeckel wirkt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als geschickte politische Strategie. Söder bedient damit gleich mehrere konservative Narrative: Die überbordende EU-Bürokratie, die Bevormundung durch Brüssel und die vermeintliche Gängelung der Bürger durch Umweltauflagen.

Dass die festverbundenen Deckel tatsächlich der Reduzierung von Plastikmüll dienen und damit einem durchaus sinnvollen Zweck folgen, geht in Söders Inszenierung völlig unter. Stattdessen stilisiert er sich zum Opfer einer übereifrigen EU, die selbst vor seiner täglichen Cola light nicht Halt macht.

Die Episode zeigt exemplarisch, wie die neue Große Koalition unter Merz versucht, sich von der gescheiterten Ampel-Politik abzugrenzen. Während die Grünen weiterhin für mehr Umweltschutz und nachhaltige Ernährung werben, inszeniert sich die Union als Verteidigerin der persönlichen Freiheit - selbst wenn es nur um die Freiheit geht, ungestört aus einer Plastikflasche zu trinken.

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