
Politisches Chaos in Südkorea: Übergangspräsident Han tritt zurück - Demokratie am Scheideweg
Die politische Krise in Südkorea spitzt sich weiter dramatisch zu. Einen Monat vor der mit Spannung erwarteten Präsidentschaftswahl hat Übergangspräsident Han Duck Soo seinen Rücktritt erklärt. Der 75-jährige Politiker kündigte in einer landesweit übertragenen Fernsehansprache an, er wolle sich künftig einer "noch größeren Verantwortung" stellen - eine kaum verhüllte Andeutung auf seine mögliche Kandidatur für das höchste Staatsamt.
Ein Land im politischen Ausnahmezustand
Die Ereignisse der letzten Monate gleichen einem politischen Erdbeben, das die demokratischen Grundfesten des ostasiatischen Industriestaates erschüttert. Der bisherige Präsident Yoon Suk Yeol hatte im Dezember in einem beispiellosen Akt der Machtanmaßung das Kriegsrecht verhängt - angeblich zum Schutz vor "kommunistischer Unterwanderung" durch die Opposition. Ein Vorwurf, für den er keinerlei Beweise vorlegte.
Demokratie unter Beschuss
Die Situation eskalierte, als Yoon sogar das Militär einsetzen wollte, um eine parlamentarische Abstimmung gegen sein Kriegsrecht zu verhindern. Ein Vorgehen, das fatal an dunkelste Zeiten der südkoreanischen Geschichte erinnert. Nun droht dem gestürzten Präsidenten eine lebenslange Haftstrafe wegen Hochverrats - theoretisch wäre sogar die Todesstrafe möglich.
Oppositionsführer im Visier der Justiz
Doch auch der führende Oppositionspolitiker Lee Jae Myung steht unter massivem Druck. Ausgerechnet der Oberste Gerichtshof stellt seine Eignung für das Präsidentenamt infrage - ein Timing, das Fragen aufwirft. Lee soll 2022 die Wählerschaft mit "falschen Aussagen" in die Irre geführt haben. Ein Vorwurf, den eine niedrigere Instanz bereits zurückgewiesen hatte. Nun könnte ihm der Ausschluss von der Wahl drohen.
Wirtschaftliche Folgen der Staatskrise
Die politischen Turbulenzen haben bereits jetzt schwerwiegende Folgen für die südkoreanische Wirtschaft. Das Wirtschaftswachstum ist deutlich eingebrochen, internationale Investoren ziehen sich zurück. Eine Entwicklung, die zeigt, wie eng politische Stabilität und wirtschaftlicher Erfolg miteinander verwoben sind.
Demokratie am Scheideweg
Die Präsidentschaftswahl am 3. Juni könnte zu einem Wendepunkt für Südkoreas demokratische Zukunft werden. Mit dem Rücktritt Hans und der möglichen Disqualifikation Lees droht eine weitere Verschärfung der politischen Spaltung. Die Gräben in der südkoreanischen Gesellschaft könnten sich weiter vertiefen - eine besorgniserregende Entwicklung für eine der wichtigsten Demokratien Asiens.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Südkorea den Weg zurück zu demokratischer Stabilität findet oder ob das Land weiter im politischen Chaos versinkt. Die Augen der Welt sind auf Seoul gerichtet, wo sich einmal mehr beweisen muss, wie belastbar demokratische Institutionen in Krisenzeiten sind.