Marshallplan: Helfende Hand oder handfeste Machtinteressen?
Der Marshallplan, auch bekannt als „European Recovery Program“ (ERP), war ein Wirtschaftsprogramm der USA, das nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau der Staaten Europas, insbesondere Westdeutschland und der späteren Bundesrepublik, fördern sollte. Vergangenes Jahr wurde der 75. Jahrestag des im Jahre 1948 durch den US-Kongress Marshall-Plans für Westeuropa gewürdigt. Und zwar für die bedeutende Leistung der USA für den Wiederaufbau des Kontinents – wie es seitens des Deutschen Bundestages hieß. Es gibt aber auch Kritiker, die sagen, dass das Hauptziel des Programms gewesen ist, wirtschaftliche Abhängigkeiten und neue Absatzmärkte zu schaffen. Dazu zählt auch das 1944 initiierte Geldfinanzsystem, bekannt als Bretton-Woods-Abkommen, das den US-Dollar durch Gold gedeckt und ihn als Weltleitwährung etabliert hat.
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Marshallplan: Der General-Plan für Europa
Der Marshallplan wurde nach dem Fünf-Sterne-General George C. Marshall benannt, der als US-Außenminister von 1947 bis 1949 das ERP maßgeblich prägte. Von 1948 bis 1952 wurden im Rahmen dessen 13,2 Milliarden US-Dollar als Summe zur Verfügung gestellt, was heute etwa 134 Milliarden US-Dollar entspricht. Allein im Jahr 1949 flossen 2,7 Milliarden Dollar aus dem Marshallplan nach Europa. Zum Vergleich: Der gesamte Bundeshaushalt Deutschlands betrug im selben Jahr gerade einmal 5,3 Milliarden Mark.
Die schiere Größenordnung der Summe macht deutlich, wie abhängig Europa von dieser Finanzierungsbasis war. Neben der Lieferung von Waren, Rohstoffen und Lebensmitteln wurden die Gelder auf Grundlage von Krediten vergeben, wodurch auch gewisse Abhängigkeitsverhältnisse von amerikanischen Kreditinstituten geschaffen wurden.
Bretton-Woods: Goldene 27 Jahre für die USA
Im Juni 1944 trafen sie die Alliierten in Bretton-Woods, im Nordosten der USA gelegen. Dort wurde Grundstein für das neue Weltfinanzsystem gelegt. Im Übrigen haben auch die mächtigen Finanzinstitutionen Weltbank und IWF (Internationaler Währungsfonds) hier ihre Ursprünge.
Das Bretton-Woods-System veränderte die weltweite Finanzordnung grundlegend. Im Zentrum stand eine einfache, aber wirkungsvolle Idee: Der US-Dollar wurde zur internationalen Leitwährung erklärt und fest an Gold gebunden – eine Unze Gold entsprach 35 Dollar. Alle anderen Währungen wurden mit festen Wechselkursen an den Dollar gekoppelt. Deutschland trat dem Abkommen mit seiner Gründung 1949 bei und unterzeichnete es erst 1952. Mit der Kontrolle über 75% der weltweiten Goldreserven bauten die USA eine bis dahin nie dagewesene Wirtschaftsmacht auf.
Historisches Gold als Geldanlage
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Doch das System des Goldstandards geriet ins Wanken, als die Vereinigten Staaten immer mehr Geld druckten, um den Vietnamkrieg und Sozialprogramme zu finanzieren. Als andere Länder verstärkt ihre Dollarreserven in Gold umtauschen wollten, zog Präsident Nixon die Notbremse: Am 15. August 1971 – dem sogenannten „Nixon-Schock“ – beendete er die Goldeinlösepflicht des Dollars. Der Dollar blieb die wichtigste Währung der Welt, womit die Dominanz der USA auf den weltweiten Finanzmärkten sich fortwährend verstärkte. Die Vorherrschaft im globalen Warenhandel wurde durch den Marshallplan forciert.
An Bedingungen geknüpfte „Hilfe zur Selbsthilfe“
Als Marshall sein Programm im Juni 1947 an der Harvard University vorstellte, sprach er in pathetischer Art von der „Förderung des Weltfriedens und des allgemeinen Wohlergehens“. Doch wer zwischen den Zeilen las, konnte erkennen, dass es um weit mehr ging als nur um humanitäre Hilfe.
Die USA sahen sich nach dem Krieg mit einer prekären Situation konfrontiert: Ein durch den Krieg zerrüttetes, schwaches Europa drohte dem Kommunismus – und damit dem Einflussbereich der Sowjetunion – anheim zu fallen. Zu dieser Zeit zeigte die amerikanische Wirtschaft selbst Anzeichen einer Rezession; die Große Depression war erst Anfang der 1940er überwunden. Der Marshallplan war aus Sicht der USA die Antwort auf beide Probleme: dem sowjetischen Einfluss sowie einem erneut drohendem Wirtschaftsabschwung entgegenzuwirken bzw. neue Absatzmärkte zu erschließen.
Der Marshallplan hilft – der US-Wirtschaft
Die Hilfe war an Bedingungen geknüpft. Die europäischen Staaten mussten sich untereinander abstimmen und selbst einen Beitrag leisten. Auf den ersten Blick erscheint dies als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Doch in Wirklichkeit gab es den USA die Möglichkeit, tief in die wirtschaftspolitischen Entscheidungen der Empfängerländer einzugreifen.
Der Marshallplan beinhaltete beispielsweise folgende Bedingungen: Die Hälfte der gekauften Waren muss auf amerikanischen Schiffen transportiert werden. Ein Viertel der Weizenlieferungen musste in den USA gemahlen werden; es bestand die Pflicht, die landwirtschaftliche Überproduktion der USA abzukaufen.
Der Marshallplan führte zu einer hohen Nachfrage nach dem US-Dollar. Erfahren Sie in diesem Artikel, mit welchem Konflikt dies die amerikanische Geldpolitik konfrontiert hat:
Das Triffin Dilemma: Der Konstruktionsfehler rund um Bretton-Woods – jetzt lesen!
Bemerkenswert ist die unverblümte Direktheit der USA im Gesetzestext zum Marshallplan. Darin hieß es, dass die Hilfe sofort beendet werden hätte werden können, wenn sie „nicht länger im Einklang mit den nationalen Interessen der Vereinigten Staaten“ gestanden hätten.
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(Quelle: nypost.com)
Wie in dem obigen Zeitungsausschnitt zu lesen, titelte Hanson Folgendes: „Die Alliierten des Zweiten Weltkriegs weigerten sich, Deutschland zu zerstören – jetzt hat es sich mit linker Politik selbst ruiniert“. Im Beitrag schrieb er: „Es gibt eine tragische Fußnote zu den gescheiterten Schrecken des Morgenthau-Plans: Gegenwärtig tut Deutschland selbst fast alles, wovon Morgenthau einst träumte.“ Im seinem Artikel spricht Hanson mitunter den grünen Energiewahn, die damit verbundenen Wettbewerbsverluste der deutschen Autoindustrie und die desolate Lage des Militärs an. Eines von vielen Beispielen dafür, dass die selbstverschuldete Deindustrialisierung Deutschlands im Ausland durchaus wahrgenommen wird.
Ein Marshallplan (2.0) für die Ukraine
Nachdem der Ukraine-Krieg begonnen hatte, fand im schweizerischen Lugano eine Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine Stadt. Der ukrainische Präsident Selenskij sagte dort bereits im Juli 2022, dass dafür 720 Milliarden Euro nötig seien. Schnell bediente man sich dem Begriff Marshallplan, der gemeinhin in Politik und Medien als erfolgreiches Hilfsprogramm konnotiert ist. In Anlehnung an den offiziellen Namen „European Recovery Program“ wurde das als „Marshallplan für die Ukraine“ oder „Marshallplan 2.0“ bezeichnete Programm offiziell „Ukraine Recovery Conference“ (Konferenz für den Wiederaufbau der Ukraine) genannt.
An der Konferenz, die seitdem jährlich stattfindet, nehmen neben den USA, Japan und Südkorea mehrheitlich etwa drei Dutzend europäische Länder sowie EU-Institutionen – beispielsweise die Europäische Kommission oder die Europäische Investitionsbank (EIB) – teil.
Marshallplan 2.0: So etwa 200 Milliarden bis eine Billion Euro!?
Die Zahlen über die benötigte Summe variierte, mal war in den Medien gar von 750 Milliarden Euro die Rede, ein ander Mal „nur“ von 500 Milliarden. Die Staaten, die den Begriff des Marshallplans oft nutzen, sind vor allem Polen und Maia Sandu, die prowestliche Präsidentin Moldawiens. Die Schätzungen von EIB-Chef Werner Hoyer für das „Ukraine Recovery Program“ lagen im Juni 2022 gar bei einer Billion Euro. Zwischen 2019 und 2024 lag die gesamte Wirtschaftsleistung der Ukraine zwischen 150 und 200 Milliarden Euro pro Jahr. Hoyers Programm würde demnach mindestens das Fünffache an Beträgen erfordern als der Wert, den die Ukraine pro Jahr durch ihre Wirtschaftsleistung erbringt.
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Deutschland, die Ukraine und die Rezession
Weitere Gelder aus dem Bundeshaushalt für die Steuererleichterungen von Unternehmen, die Unterstützung der Industrie mit Zuschüssen bei Energiekosten und nicht zuletzt weitere Militärhilfen für die Ukraine waren zentrale Streitpunkte, die mit zum Bruch der Ampel-Koalition geführt haben. Auch obwohl Deutschland seit zwei Jahren in einer Rezession steckt, reißen die Meinungsverschiedenheiten über die militärbezogene Unterstützung der Ukraine nicht ab. In der Nachkriegszeit kam eine zwei Jahre anhaltende Rezessionsphase bis dahin nur ein einziges Mal, nämlich in den Jahren 2002 / 2003.
Bei der Verschärfung des Wettbewerbs auf den Weltmärkten, die aller Voraussicht auch nach dem Amtsantritt von Präsident Trump – vor allem im Hinblick auf China – zunehmen wird, drohen die EU-Staaten samt Deutschland noch weiter ins Hintertreffen zu geraten.
Der Draghi-Plan
Der von Ex-EZB-Chef Mario Draghi vorgelegte Plan zur Rettung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit sieht zusätzliche Investitionen von jährlich bis zu 750 bis 800 Milliarden Euro vor, die hauptsächlich über neue EU-Schulden finanziert werden sollen. Ähnlich wie beim historischen Marshallplan setzt auch Draghi auf ein schuldenfinanziertes Investitionsprogramm, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass die EU sich diesmal selbst „marshallisieren“ soll. Deutschland als „Zahlmeister“ der EU würde hier voraussichtlich wieder den größten Teil übernehmen.
Fazit zum Marshallplan – Ein Lehrstück amerikanischer Machtpolitik
Hinter der Fassade der Wohltätigkeit verbarg sich beim historischen Marshallplan ein komplexes Geflecht aus politischen, wirtschaftlichen und strategischen Interessen. Unter dem Deckmantel der Hilfe wurde ein System geschaffen, das die amerikanische Wirtschaft ankurbelte und gleichzeitig die europäischen Märkte für US-Produkte öffnete.
Die Marke „Marshallplan“ wird nun in Bezug auf die Ukraine häufig bemüht, doch ein fundamentaler Unterschied wird dabei häufig übersehen: Der historische Plan begann erst nach Kriegsende, während in der Ukraine der Konflikt noch tobt. Die veranschlagten Summen von bis zu einer Billion Euro übersteigen die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes um ein Vielfaches – und das finanziert durch Steuergelder.
Ob Marshall, Morgenthau oder „Europe United“ (was die EU schon zur ersten Präsidentschaft Trumps als Gegenstück zu „America First“ formulierte): die Geschichte zeigt, dass amerikanische „Hilfsprogramme“ stets eigenen Interessen folgten. Der multilaterale „Marshallplan“ für die Ukraine droht in eine ähnliche Richtung zu gehen.
Besonders kritisch erscheint dies vor dem Hintergrund, dass wichtige Geberländer wie Deutschland selbst mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfen. Die zweijährige Rezession Deutschlands bei gleichzeitig vermeintlichem Pflichtempfinden mancher Politiker zu Milliardenunterstützungen wirft die Frage auf: Wann planen eigentlich die EU-Staaten oder Deutschland einen Marshallplan für sich selbst? Wäre ein solcher Plan nicht auch eher für das Mindset notwendig, auf dessen Basis wieder eine starke Wirtschaft aufgebaut werden kann, bevor Steuergelder in aller Welt verteilt werden?
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