Kettner Edelmetalle
18.07.2025
11:19 Uhr

Netanjahu bedauert Kirchenangriff in Gaza nach scharfem Trump-Telefonat

Ein weiterer tragischer Vorfall erschütterte am Donnerstag den Gazastreifen, als israelische Streitkräfte die katholische Heilige-Familie-Kirche in Gaza-Stadt unter Beschuss nahmen. Der Angriff kostete drei Menschen das Leben und verletzte mindestens sechs weitere, darunter den Gemeindepfarrer. Hunderte palästinensische Christen hatten in der Kirche Schutz gesucht, als gegen 10:10 Uhr Ortszeit ein Geschoss das Kirchendach durchschlug.

Umstrittene Darstellung des "Versehens"

Während die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) von einem bedauerlichen Versehen sprechen, mehren sich die Zweifel an dieser Darstellung. Kardinal Pierbattista Pizzaballa, der die Kirche beaufsichtigt, äußerte sich skeptisch gegenüber Vatican News: "Was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass ein Panzer - die IDF sagt versehentlich, aber wir sind uns da nicht sicher - die Kirche direkt getroffen hat." Besonders besorgniserregend sei der Zustand von vier Schwerverletzten, von denen zwei in akuter Lebensgefahr schweben.

Die Umstände des Angriffs werfen Fragen auf. Zirkulierende Fotos deuten darauf hin, dass die israelischen Panzerbesatzungen möglicherweise auf das Kreuz der Kirche zielten, jedoch das Dach trafen. Ein solcher Winkel lässt sich kaum mit einem Versehen erklären - warum sollte ein Panzerschuss so hoch angesetzt werden?

Trumps entschiedenes Eingreifen

Bemerkenswert ist, dass Netanjahus Büro erst nach einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump eine Stellungnahme veröffentlichte. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, bestätigte, dass Trump seine "nicht positive Reaktion" auf den Kirchenangriff deutlich zum Ausdruck gebracht habe. Erst danach erklärte Israel sein "tiefes Bedauern" über den Vorfall und bezeichnete jeden unschuldigen Todesfall als Tragödie.

Diese Entwicklung zeigt, wie entscheidend Trumps direkter Führungsstil in der Nahostpolitik wirkt. Während frühere US-Administrationen oft zögerlich reagierten, scheut der 47. Präsident nicht davor zurück, klare Worte zu finden und Druck auszuüben - ein Ansatz, der offenbar Wirkung zeigt.

Systematische Angriffe auf christliche Stätten?

Der jüngste Vorfall reiht sich in ein beunruhigendes Muster ein. Bereits im Oktober 2023 hatte die IDF die altehrwürdige orthodoxe Sankt-Porphyrius-Kirche in Gaza-Stadt bombardiert, wobei mindestens 18 palästinensische Christen ums Leben kamen. Quellen aus dem Umfeld des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem vermuten sogar, der aktuelle Angriff könnte eine Vergeltungsmaßnahme für ein Treffen christlicher Führer in Taybeh gewesen sein - einer christlichen Stadt im Westjordanland, die selbst unter Siedlerangriffen leidet.

Das schwindende Christentum im Heiligen Land

Die tragischen Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die prekäre Lage der Christen im Nahen Osten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren viele Städte und Dörfer in der Region mehrheitlich christlich geprägt - Bethlehem und Ramallah sind prominente Beispiele. Jerusalem selbst beherbergte einst eine christliche Bevölkerung von bis zu einem Drittel, ein Erbe byzantinischer Zeiten.

Heute ist von dieser einst blühenden christlichen Präsenz nur noch ein Bruchteil übrig. Stetige Auswanderung, Verfolgung durch religiöse Fanatiker verschiedener Couleur und der Druck der israelischen Besatzung haben die christlichen Gemeinden dezimiert. Die verbliebenen Christen kämpfen verzweifelt darum, ihre jahrtausendealte Präsenz im Land ihrer Vorfahren aufrechtzuerhalten.

Papst fordert sofortigen Waffenstillstand

Papst Leo XIV. reagierte mit einem eindringlichen Appell für einen "sofortigen Waffenstillstand" in Gaza. Sein Vorgänger, Papst Franziskus, war bekannt dafür, dass er die Heilige-Familie-Kirche allabendlich persönlich anrief, um sich nach dem Wohlergehen der Gemeinde zu erkundigen - selbst während seiner Krankenhausaufenthalte.

Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, wie sie die schwindenden christlichen Gemeinden im Heiligen Land schützen kann. Während politische Lippenbekenntnisse zur Religionsfreiheit nicht abreißen, zeigt die Realität vor Ort ein düsteres Bild. Die Frage bleibt: Wie viele "Versehen" kann sich eine bereits dezimierte Gemeinschaft noch leisten, bevor ihre Präsenz endgültig erlischt?

Wissenswertes zum Thema

Magazin
05.11.2024
26 Min.

Wer ist Trumps Vize, JD Vance?

Wird JD Vance als Vizepräsidentschaftskandidat die konservative Basis stärken und neue Wählergruppen erreichen? Mit ihm könnte sich die politische Landschaft verändern. – Lesen Sie hier!