Kettner Edelmetalle
03.09.2025
15:50 Uhr

Merz verpasst historische Chance: Warum Deutschlands Abwesenheit bei Chinas Militärparade ein fataler Fehler war

Während in Peking gestern die Muskeln spielten und 50.000 Zuschauer dem pompösen Spektakel auf dem Platz des Himmlischen Friedens beiwohnten, glänzte Deutschland durch Abwesenheit. Die Militärparade zum 80. Jahrestag der japanischen Niederlage im Zweiten Weltkrieg hätte für Bundeskanzler Friedrich Merz die perfekte Gelegenheit geboten, außenpolitische Stärke zu demonstrieren. Stattdessen schickte Berlin einen Militärattaché – ein diplomatischer Fauxpas, der Deutschlands schwindenden Einfluss auf der Weltbühne schonungslos offenlegt.

Die verpasste Gelegenheit des Jahrhunderts

Xi Jinping inszenierte sich vor modernsten Waffensystemen als Führer einer Nation, die sich auf der "richtigen Seite der Geschichte" wähnt. Dutzende Staats- und Regierungschefs aus aller Welt waren zugegen – nur aus der selbsternannten "Führungsmacht" EU kam lediglich der slowakische Ministerpräsident Robert Fico. Ein Mann, der in Brüssel für seinen pragmatischen Kurs gegenüber Moskau heftig kritisiert wird, aber offenbar als einziger europäischer Spitzenpolitiker verstanden hat, was die Stunde geschlagen hat.

Die Bundesregierung hüllt sich derweil in Schweigen darüber, ob Merz überhaupt eine Einladung erhalten hatte. Diese Geheimniskrämerei spricht Bände über den desolaten Zustand deutscher Außenpolitik. Während China selbstbewusst seine neue Rolle als globale Supermacht zelebriert, verharrt Berlin in ideologischen Grabenkämpfen und moralischer Überheblichkeit.

Der Preis der Realitätsverweigerung

Die Zeiten, in denen deutsche Politiker glaubten, durch "Wandel durch Handel" die Welt nach ihrem Bilde formen zu können, sind endgültig vorbei. Diese naive Vorstellung ist an der harten Realität zerschellt. China fordert heute offen die amerikanische Hegemonie heraus und gestaltet die Weltordnung aktiv mit – ob es den Europäern gefällt oder nicht.

"Wer glaubt, globale Krisen wie Kriege, Klimawandel, Pandemien oder die Stabilisierung der Weltwirtschaft ohne Peking lösen zu können, verkennt die geopolitischen Realitäten im Jahr 2025."

Diese bittere Wahrheit scheint in den Berliner Regierungsvierteln noch nicht angekommen zu sein. Statt pragmatische Realpolitik zu betreiben, gefällt man sich in moralischer Selbstgerechtigkeit. Das Ergebnis: Deutschland ist international nur noch Zweitligist – eine schmerzhafte Erkenntnis für ein Land, das sich gerne als Exportweltmeister und Stabilitätsanker Europas sieht.

Ficos Mut als Vorbild

Der slowakische Ministerpräsident hat vorgemacht, wie es geht. Trotz heftiger Kritik aus Brüssel setzt er auf Dialog statt Konfrontation, auf Pragmatismus statt Ideologie. Während die EU-Bürokraten in ihren Elfenbeintürmen über Sanktionen und Ausgrenzung debattieren, knüpft Fico Kontakte und sichert seinem Land wirtschaftliche Vorteile.

Merz hätte die historische Chance gehabt, ein ähnliches Zeichen zu setzen. Gerade Deutschland mit seiner Geschichte hätte verstehen müssen, dass Isolation und Blockdenken in die Katastrophe führen. Ein Auftritt bei der Parade wäre keine Unterwerfung gewesen, sondern ein Signal der Gesprächsbereitschaft – eine Tugend, die in Zeiten multipolarer Weltordnung überlebenswichtig ist.

Die neue Weltordnung akzeptieren

Niemand verlangt, dass Deutschland zum Überwachungsstaat nach chinesischem Vorbild mutiert oder seine Werte für ein paar Handelsverträge über Bord wirft. Aber wer die Augen vor der Realität verschließt, schadet am Ende nur sich selbst. China ist da, China ist mächtig, und China wird nicht verschwinden – egal wie viele moralinsaure Reden in Brüssel oder Berlin gehalten werden.

Die Große Koalition unter Merz und Klingbeil hatte die Chance, einen neuen außenpolitischen Kurs einzuschlagen. Stattdessen verharrt man in alten Denkmustern und überlässt anderen das Feld. Während Fico in Peking Hände schüttelt, sitzt Berlin im selbstgewählten Schmollwinkel und wundert sich über den eigenen Bedeutungsverlust.

Es ist höchste Zeit, dass deutsche Politiker ihre ideologischen Scheuklappen ablegen und die Welt sehen, wie sie ist – nicht wie sie sein sollte. Wer Zukunft gestalten will, muss mit allen relevanten Akteuren sprechen. Ein Bundeskanzler, der nur nach Washington blickt, während die Welt sich in Peking neu ordnet, hat seinen Job verfehlt. Deutschland braucht dringend eine Außenpolitik, die auf Stärke und Pragmatismus basiert – nicht auf Wunschdenken und moralischer Selbstüberhöhung.

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