Kettner Edelmetalle
29.08.2025
08:41 Uhr

Konsumflaute trotz voller Geldbeutel: Deutsche sparen sich in die Krise

Die deutschen Verbraucher zeigen sich zunehmend knauserig - und das, obwohl ihre Geldbeutel eigentlich praller gefüllt sein müssten als in den vergangenen Jahren. Der Einzelhandel verzeichnete im Juli einen überraschenden Umsatzrückgang von 1,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Real, also inflationsbereinigt, fiel das Minus mit 1,5 Prozent sogar noch deutlicher aus. Ein Paradoxon, das Fragen aufwirft: Warum geben die Deutschen nicht aus, was sie haben?

Wenn die Angst größer ist als der Geldbeutel

Die nackten Zahlen sprechen eigentlich eine andere Sprache: Die Reallöhne stiegen im zweiten Quartal um satte 1,9 Prozent - bereits der neunte Quartalszuwachs in Folge. Nominal legten die Gehälter sogar um 4,1 Prozent zu, während die Inflation bei moderaten 2,1 Prozent verharrte. Theoretisch müssten die Kassen in den Geschäften also klingeln. Doch die Realität sieht anders aus.

Besonders hart trifft es ausgerechnet die Grundversorgung: Der Umsatz mit Lebensmitteln sackte real um 1,8 Prozent ab. Noch dramatischer erwischte es den Online-Handel mit einem Minus von 3,8 Prozent. Die Deutschen knausern offenbar dort, wo sie es am einfachsten können - beim täglichen Einkauf und bei den bequemen Klicks im Internet.

Die neue Regierung verspricht viel - und liefert wenig

Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank bringt es auf den Punkt: "Der Stimmungsumschwung, den die neue Bundesregierung versprochen hat, lässt weiter auf sich warten." Die Große Koalition unter Friedrich Merz hatte bei ihrem Amtsantritt im Mai vollmundig eine Wirtschaftswende versprochen. Doch die Realität holt die Versprechen ein.

"Bei steigenden Realeinkommen dürfte der Konsum letztlich zunehmen. Zunehmende Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz sprechen aber nicht für eine höhere Dynamik"

So analysiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe, die Situation. Und tatsächlich: Die Arbeitslosenzahl überschritt im August erstmals seit 2015 wieder die Drei-Millionen-Marke. Ein psychologisch verheerender Wert, der die Sparneigung der Deutschen weiter befeuern dürfte.

Trump-Zölle und deutsche Ängste - eine toxische Mischung

Die Wirtschaftsexperten hatten gehofft, dass wenigstens der private Konsum die schwächelnde Exportwirtschaft stützen könnte. Doch diese Hoffnung zerplatzt wie eine Seifenblase. Die massiven Zollerhöhungen des US-Präsidenten Trump - 20 Prozent auf EU-Importe - belasten nicht nur die deutsche Exportindustrie, sondern schüren auch die Zukunftsängste der Arbeitnehmer.

Dabei zeigen sich deutliche Branchenunterschiede bei der Lohnentwicklung: Während Finanzdienstleister und wissenschaftliche Dienstleister mit Steigerungen von 7,6 Prozent glänzen können, müssen sich Beschäftigte im Handel mit mageren 2,7 Prozent begnügen. In der Energieversorgung sanken die Löhne sogar um 0,2 Prozent - ein Alarmsignal für eine der Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft.

Die Spirale dreht sich abwärts

Was wir erleben, ist der Beginn einer gefährlichen Abwärtsspirale: Die Angst vor Arbeitslosigkeit führt zu Konsumzurückhaltung, diese wiederum schwächt die Binnennachfrage, was weitere Arbeitsplätze gefährdet. Ein Teufelskreis, den die neue Bundesregierung durchbrechen müsste - wenn sie denn wüsste wie.

Der Handelsverband HDE rechnet für das Gesamtjahr nur noch mit einem realen Umsatzplus von mickrigen 0,5 Prozent. Das ist weniger Wachstum als Stagnation auf hohem Niveau. Die deutsche Wirtschaft dümpelt vor sich hin, während die Politik große Reden schwingt.

Die Verbraucher haben offenbar das Vertrauen in die Zukunft verloren. Sie sparen lieber, als zu konsumieren - eine nachvollziehbare, aber volkswirtschaftlich fatale Entscheidung. Denn ohne Konsum keine Nachfrage, ohne Nachfrage keine Arbeitsplätze, ohne Arbeitsplätze kein Konsum. Deutschland spart sich in die Rezession, während die Politik tatenlos zusieht.

In unsicheren Zeiten wie diesen gewinnen krisensichere Anlagen an Bedeutung. Physische Edelmetalle wie Gold und Silber haben sich historisch als Vermögensschutz in wirtschaftlich turbulenten Phasen bewährt und können eine sinnvolle Ergänzung für ein breit gestreutes Anlageportfolio darstellen.

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