
Jusos rechnen mit SPD-Chef Klingbeil ab: "Eiskaltes Machtmanöver" gegen Esken
Die innerparteilichen Spannungen in der SPD erreichen einen neuen Höhepunkt. Beim niedersächsischen Landesparteitag musste sich SPD-Chef Lars Klingbeil vernichtende Kritik von der Parteijugend anhören. Die Jusos werfen ihm vor, die scheidende Co-Vorsitzende Saskia Esken mit einem "eiskalten Machtmanöver" aus dem Amt gedrängt zu haben.
Frontale Attacke der Juso-Landesvorsitzenden
Besonders scharf ging die niedersächsische Juso-Landesvorsitzende Ronja Laemmerhirt mit Klingbeil ins Gericht. Sie warf dem Parteichef vor, nach der desaströsen Wahlniederlage im Februar systematisch unliebsame Konkurrenten aus dem Weg geräumt zu haben. "Saskia Esken ist weg, Hubertus Heil kaltgestellt" - mit diesen Worten brachte Laemmerhirt die Vorwürfe auf den Punkt. Das Vorgehen des Parteichefs bezeichnete sie als "politischen Schlag in die Magengrube".
Vernichtende Zukunftsprognosen für die SPD
Noch deutlicher wurde der Braunschweiger Juso-Bezirksvorsitzende Bahne Brand. Er stellte Klingbeils Führungsqualitäten grundsätzlich in Frage und prophezeite der einstigen Volkspartei unter seiner Führung den Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. "Warum willst du 2029 Kanzler einer 5-Prozent-Partei werden?", fragte Brand provokant in Richtung des Parteichefs. Eine schallende Ohrfeige für den Mann, der die SPD eigentlich in eine bessere Zukunft führen will.
Bundesweite Kritik an Klingbeils Führungsstil
Die Kritik an Klingbeil beschränkt sich längst nicht mehr auf Niedersachsen. Auch in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen hagelte es zuletzt heftige Vorwürfe gegen den Parteichef. Besonders der Umgang mit der Migrationspolitik und die Behandlung von Saskia Esken stoßen vielen Sozialdemokraten bitter auf. Der Juso-Bundesvorsitzende Philipp Türmer sprach von einem "bodenlosen Umgang" mit der scheidenden Co-Vorsitzenden.
Das Ende einer Ära
Dass Esken nicht mehr für den Parteivorsitz kandidiert, erscheint vielen als Ergebnis einer gezielten Kampagne. Zwar hatte Klingbeil die öffentliche Debatte um Esken als "beschämend" verurteilt - für viele Jusos wirkt dies jedoch wie ein durchschaubares Täuschungsmanöver. Sie sehen in ihm den Hauptverantwortlichen für das Ende von Eskens politischer Karriere an der Parteispitze.
Die aktuelle Entwicklung zeigt einmal mehr die tiefe Krise, in der sich die deutsche Sozialdemokratie befindet. Statt sich geschlossen den drängenden Problemen des Landes zu widmen, verliert sich die Partei in internen Machtkämpfen. Eine Entwicklung, die dem politischen Gegner in die Hände spielt und das Vertrauen der Wähler weiter erschüttert.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob es der SPD gelingt, diese Zerreißprobe zu überstehen. Eines scheint jedoch bereits jetzt klar: Der Weg zurück zu alter Stärke wird für die Sozialdemokraten steinig und lang.