Kettner Edelmetalle
05.09.2025
13:45 Uhr

Europas Autoriesen im Überlebenskampf: VW und Ford setzen auf Billig-Stromer gegen Chinas Invasion

Die deutsche Automobilindustrie steht vor ihrer größten Herausforderung seit Jahrzehnten. Während chinesische Hersteller den europäischen Markt mit günstigen Elektrofahrzeugen überfluten, versuchen Volkswagen und Ford nun verzweifelt, mit eigenen Budget-Modellen gegenzusteuern. Doch kommt diese Reaktion nicht viel zu spät?

Der Wolfsburger Konzern kündigte am 3. September eine radikale Strategiewende an: Traditionsreiche Verbrenner-Namen sollen auf Elektromodelle übertragen werden. Den Anfang macht der ID. Polo, der 2026 als Einstiegsmodell erscheinen soll. Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen, versucht die Nostalgie-Karte zu spielen: Die bekannten Modellnamen seien "fest im Bewusstsein der Menschen verankert" und stünden für Qualität und zeitloses Design.

Chinas unaufhaltsamer Vormarsch

Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Zwischen 2018 und 2023 explodierten die Exporte chinesischer Elektrofahrzeuge nach Europa um mehr als 1.000 Prozent. Für Mitte 2025 wird erwartet, dass chinesische Marken bereits 10 Prozent des EU-Marktes kontrollieren werden. Konzerne wie BYD errichten bereits Produktionsstätten in Europa – in Ungarn entsteht derzeit ein neues Werk.

Diese Entwicklung ist das direkte Resultat jahrelanger Fehlentscheidungen der deutschen Politik. Während man hierzulande mit ideologischen Debatten über Klimaneutralität und Verbrennerverbote beschäftigt war, haben die Chinesen Fakten geschaffen. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz mag zwar versprechen, die deutsche Wirtschaft wieder zu stärken – doch die entscheidenden Jahre sind bereits verloren.

Strukturelle Nachteile made in Germany

Rich Pleeth, Gründer von Finmile, bringt es auf den Punkt: Volkswagen müsse "wie ein Techunternehmen denken und alte Ineffizienzen hinter sich lassen". Doch genau hier liegt das Problem. Deutsche Autobauer sind gefangen in einem Korsett aus hohen Löhnen, überbordenden Sozialstandards und einer Bürokratie, die jede Innovation im Keim erstickt.

Die chinesischen Konkurrenten hingegen agieren mit der Geschwindigkeit und Flexibilität, die in der modernen Wirtschaft überlebenswichtig ist. Sie produzieren nicht nur günstiger, sondern bieten auch Fahrzeuge mit modernster Technologie und zahlreichen Funktionen, die deutsche Hersteller erst mühsam nachrüsten müssen.

Fords verzweifelter Versuch

Auch der amerikanische Traditionshersteller Ford plant eine Offensive im Budget-Segment. Ein Elektro-Pick-up soll 2027 für rund 30.000 Dollar auf den Markt kommen. Doch Analysten zeigen sich skeptisch. Jay Cushing von Gimme Credit stellt fest, dass Ford "in der Produktion von Elektroautos hinterherhinkt" und die Rentabilität noch in weiter Ferne liege.

Die Ironie der Geschichte: Während deutsche und amerikanische Hersteller noch an ihren Strategien feilen, haben chinesische Unternehmen längst Tatsachen geschaffen. Sie nutzen die Schwächen des Westens gnadenlos aus – überbordende Regulierung hier, mangelnde Innovationsgeschwindigkeit dort.

Ein Kampf gegen Windmühlen?

Melanie Musson von AutoInsurance.org sieht noch einen Hoffnungsschimmer für Volkswagen: Der Konzern könne sich als Anbieter verlässlicher und langlebiger E-Autos positionieren, deren "Sitze und Innenraum frei von gefährlichen Chemikalien sind". Doch reicht das wirklich aus, um gegen die chinesische Preisoffensive zu bestehen?

Die bittere Wahrheit ist: Jahrelange politische Fehlentscheidungen haben die deutsche Automobilindustrie in diese missliche Lage gebracht. Statt die heimische Industrie zu stärken, hat man sie mit immer neuen Auflagen und ideologischen Vorgaben geschwächt. Das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen der neuen Bundesregierung für Infrastruktur mag gut gemeint sein – doch es wird die Inflation weiter anheizen und kommende Generationen mit Schulden belasten.

Die Frage ist nicht mehr, ob VW und Ford mit ihren Budget-Elektroautos erfolgreich sein werden. Die Frage ist vielmehr, ob es für eine Rettung der europäischen Automobilindustrie nicht bereits zu spät ist. Während man in Berlin und Brüssel noch über Klimaziele debattiert, schaffen andere längst Fakten. Es rächt sich bitter, dass man jahrelang die wirtschaftlichen Realitäten ignoriert und stattdessen ideologischen Träumereien nachgehangen hat.

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