
Europäische Börsen erholen sich trotz anhaltender Anleiheturbulenzen
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich am Mittwoch wieder von ihrer widerstandsfähigen Seite, nachdem die Anleger die fiskalischen Herausforderungen neu bewerteten. Der kontinentweite STOXX 600 Index schloss mit einem Plus von 0,65 Prozent bei 546,72 Punkten - eine willkommene Erholung nach dem heftigsten Tagesverlust seit einem Monat am Vortag.
Gesundheitssektor als Zugpferd der Erholung
Besonders die Gesundheitswerte erwiesen sich als Stütze des Marktes. Schwergewichte wie Roche Holdings und AstraZeneca verhalfen dem Sektor zu deutlichen Kursgewinnen. Auch die Rohstoffaktien legten kräftig um 1,5 Prozent zu, angetrieben von steigenden Kupferpreisen und der wachsenden Erwartung einer US-Zinssenkung noch in diesem Monat.
Die Erholung wirkt jedoch fragil, wenn man bedenkt, dass die Renditen langlaufender Anleihen am Dienstag auf mehrjährige Höchststände geklettert waren. Die Sorgen über die Schuldentragfähigkeit in den entwickelten Volkswirtschaften bleiben ein Damoklesschwert über den Märkten.
Frankreich im politischen Strudel
Besonders brisant ist die Lage in Frankreich, wo die 30-jährige Anleiherendite nach einem 16-Jahres-Hoch am Vortag zwar um etwa 5 Basispunkte auf 4,4547 Prozent nachgab, die politische Unsicherheit aber weiter schwelt. Premierminister François Bayrous Minderheitsregierung steht vor einem Misstrauensvotum, nachdem er unpopuläre Sparpläne für 2026 durchgedrückt hatte.
"Was wir heute sehen, ist vielleicht eine kleine Korrektur nach der schwachen Performance von gestern ... die Anleihen haben sich nun stabilisiert, aber natürlich sind die Risiken nicht verschwunden"
So fasste Teeuwe Mevissen, leitender Marktökonom bei Rabobank, die angespannte Stimmung treffend zusammen. Ein Scheitern der französischen Regierung würde das Land in eine noch tiefere politische und fiskalische Krise stürzen - ein Szenario, das die ohnehin schon fragile Eurozone weiter destabilisieren könnte.
Deutsche Wirtschaft im Schneckentempo
Die Konjunkturdaten aus der Eurozone gaben wenig Anlass zur Freude. Die Wirtschaft expandierte im August weiterhin nur im Schneckentempo, wobei das schwächere Dienstleistungswachstum die verbesserte Industrieproduktion gerade so ausglich. Besonders besorgniserregend: Der deutsche Dienstleistungssektor schrumpfte im August leicht, nachdem er im Juli noch marginal gewachsen war.
Diese Schwäche der deutschen Wirtschaft - einst der Motor Europas - ist symptomatisch für die verfehlte Politik der vergangenen Jahre. Die Ampel-Koalition hatte mit ihrer ideologiegetriebenen Energiewende und überbordenden Regulierung die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland massiv beschädigt. Nun muss die neue Große Koalition unter Friedrich Merz die Scherben aufkehren.
Einzelwerte im Fokus
Adidas konnte mit einem Kurssprung von 4,8 Prozent glänzen, nachdem Jefferies die Aktie auf "Kaufen" hochgestuft hatte. Der gesamte Einzelhandelssektor profitierte und legte um 1,5 Prozent zu. Lufthansa hingegen musste leichte Verluste von 0,4 Prozent hinnehmen, nachdem die Pilotengewerkschaft nach gescheiterten Verhandlungen über das Rentensystem zu Streiks aufgerufen hatte.
Swiss Life büßte 1,2 Prozent ein, nachdem der Versicherer aufgrund höherer Steueraufwendungen einen niedrigeren Halbjahresgewinn vermeldet hatte. Der gesamte Versicherungssektor litt unter den Anleiheturbulenzen und verlor in dieser Woche bereits 2,5 Prozent.
Blick über den Atlantik
Die schwächer als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten verstärkten die Erwartungen einer Zinssenkung im September. Die Anleger richten ihren Fokus nun auf die am Freitag anstehenden Zahlen zu den Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft, die weitere Hinweise auf die Geldpolitik der Federal Reserve liefern könnten.
Die aktuelle Markterholung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die strukturellen Probleme Europas ungelöst bleiben. Die hohe Verschuldung, die schwache Wettbewerbsfähigkeit und die politische Instabilität in Schlüsselländern wie Frankreich werden die Märkte weiter belasten. Anleger, die ihr Vermögen schützen wollen, sollten daher über eine Beimischung physischer Edelmetalle nachdenken. Gold und Silber haben sich historisch als krisenfeste Anlagen bewährt und bieten Schutz vor den Unwägbarkeiten der Finanzmärkte.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, vor jeder Anlageentscheidung ausreichend zu recherchieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.