Kettner Edelmetalle
12.08.2025
07:22 Uhr

Europa als Zaungast: Trump und Putin pokern um die Ukraine – ohne uns

Während sich die beiden mächtigsten Männer der Welt in der eisigen Abgeschiedenheit Alaskas treffen, um über das Schicksal eines ganzen Kontinents zu entscheiden, dürfen die Europäer bestenfalls durch die Fensterscheibe zusehen. Was sich wie eine Szene aus dem Kalten Krieg anhört, ist die bittere Realität des Jahres 2025: Donald Trump und Wladimir Putin verhandeln über die Zukunft der Ukraine – und damit über den Frieden in Europa. Nur eines fehlt bei diesem historischen Treffen: die Europäer selbst.

Merz' verzweifelter Versuch der Schadensbegrenzung

Bundeskanzler Friedrich Merz versucht zwar noch hastig, mit einer kurzfristig anberaumten Videokonferenz die Kontrolle zurückzugewinnen. Doch wer glaubt, dass sich Trump von seinem eingeschlagenen Kurs noch abbringen ließe, der unterschätzt die neue amerikanische Realität gewaltig. Der US-Präsident hat längst andere Pläne – und die sehen für Europa alles andere als rosig aus.

Besonders bitter stößt auf, was Vizepräsident J.D. Vance in diesen Tagen unverblümt ausspricht: Die Amerikaner hätten genug davon, ihre Steuergelder für einen Konflikt auszugeben, der die Europäer direkt betreffe. Eine schallende Ohrfeige für einen Kontinent, der sich jahrzehntelang unter dem amerikanischen Schutzschirm eingerichtet hatte.

Das große Geschäft mit dem Krieg

Doch Vance argumentiert nicht nur als Politiker, sondern auch als cleverer Geschäftsmann. Er weiß genau, dass Europa bei der militärischen Unterstützung der Ukraine vollständig von amerikanischen Waffenlieferungen abhängig ist. Unter Trump ist aus der transatlantischen Partnerschaft ein knallhartes Geschäft geworden – inklusive erpresserischer Methoden, die man früher nur von Schurkenstaaten kannte.

"Die Russen und Ukrainer werden mit dem Abkommen wahrscheinlich unzufrieden sein", prophezeit Vance bereits vor dem Gipfel. Eine zynische Vorahnung, die vor allem eines zeigt: Es geht längst nicht mehr um Gerechtigkeit oder europäische Werte, sondern nur noch um Deals.

Selenskyj – der ungebetene Gast

Am demütigendsten ist die Situation für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Während über das Schicksal seines Landes verhandelt wird, ist er zu den Gesprächen nicht einmal eingeladen. Trump hat bereits mehrfach durchblicken lassen, dass er Gebietsabtretungen an Russland für unvermeidlich hält – eine Position, die Selenskyj vehement ablehnt. Doch seine Meinung scheint in Alaska niemanden zu interessieren.

Europas Ohnmacht in Zahlen

Die jüngsten Demütigungen Europas lesen sich wie eine Chronik des Versagens. Beim NATO-Gipfel im Juni ging die EU bereits vor Trump in die Knie, froh darüber, dass die USA überhaupt noch in der Allianz verblieben. Bei den Zollverhandlungen kapitulierte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt kläglich und musste sich mit 15 Prozent Strafzöllen zufriedengeben – ein Ergebnis, das eher an eine Tributzahlung als an faire Verhandlungen erinnert.

Während Trump per Dekret regiert und Putin seine Kriegswirtschaft mit eiserner Hand führt, muss sich EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen mühsam mit 27 Regierungen abstimmen. Ein System, das in einer Welt, in der zunehmend das Recht des Stärkeren gilt, zum Untergang verurteilt scheint.

Der letzte Weckruf?

Die Frage ist nur: Wie viele Weckrufe braucht Europa noch? Die lähmende Kleinstaaterei, die fehlende gemeinsame Verteidigungspolitik und die chronische Unfähigkeit zu schnellen Entscheidungen haben den Kontinent zu einem zahnlosen Tiger gemacht. Während in Alaska über Europas Zukunft entschieden wird, diskutiert man in Brüssel vermutlich noch über die korrekte Krümmung von Gurken.

Es ist höchste Zeit, dass Europa endlich erwachsen wird und eine eigene Sicherheitsarchitektur aufbaut. Die Alternative ist düster: Ein Kontinent, der zum Spielball fremder Mächte wird und dessen Schicksal in eisigen Hinterzimmern ohne seine Beteiligung entschieden wird. Die Gesetze des Dschungels sind zurück – und Europa hat vergessen, wie man kämpft.

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