
Epstein-Skandal: Trump-Regierung knickt unter Druck ein - Maxwell soll endlich befragt werden
Die Mauern des Schweigens bröckeln. Nach monatelangem Zögern und wachsendem Druck aus den eigenen Reihen will das US-Justizministerium nun endlich Ghislaine Maxwell befragen lassen. Die inhaftierte Komplizin des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein könnte der Schlüssel zu einem der größten Skandale der amerikanischen Elite sein - wenn man sie denn reden ließe.
Späte Einsicht oder politisches Kalkül?
Es ist schon bemerkenswert, wie lange sich die Trump-Administration Zeit gelassen hat. Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Todd Blanche verkündete auf X, er habe auf Anweisung von Justizministerin Pam Bondi Maxwells Rechtsbeistand kontaktiert. Ein Treffen solle "bald" stattfinden - eine Formulierung, die nach weiterer Verzögerungstaktik klingt.
Maxwell sitzt seit ihrer Verurteilung im Sommer 2022 eine 20-jährige Haftstrafe ab. Sie hatte eine zentrale Rolle beim systematischen Missbrauch minderjähriger Mädchen gespielt, die sie ihrem Komplizen Epstein zuführte. Der Multimillionär beging 2019 nach offiziellen Angaben Suizid in seiner Gefängniszelle - ein Tod, der bis heute Fragen aufwirft und wilde Spekulationen nährt.
Trumps gebrochene Versprechen
Die Ironie der Geschichte könnte kaum größer sein. Donald Trump, der im Wahlkampf vollmundig versprochen hatte, die Epstein-Akten zu öffnen und Licht ins Dunkel zu bringen, schweigt seit seiner Amtsübernahme. Stattdessen lenkt er mit wilden Anschuldigungen gegen Barack Obama ab, dem er ohne jeden Beweis "Landesverrat" vorwirft.
Die amerikanische Elite scheint ein vitales Interesse daran zu haben, dass die wahren Dimensionen des Epstein-Skandals im Dunkeln bleiben.
Besonders pikant: Das Wall Street Journal berichtete kürzlich über ein angebliches Glückwunschschreiben Trumps an Epstein zu dessen 50. Geburtstag im Jahr 2003. Trump reagierte erwartungsgemäß mit Wutausbrüchen und sprach von einer "Hexenjagd". Die Zeitung darf seitdem nicht mehr im Präsidentenflieger mitreisen - ein kindischer Racheakt, der mehr über Trumps Nervosität verrät als tausend Worte.
Die mysteriöse "Kundenliste"
Noch im Februar hatte Justizministerin Bondi behauptet, auf ihrem Schreibtisch liege eine "Kundenliste" Epsteins. Eine Aussage, die sie später zurückrudern musste. Im Juli teilten Justizministerium und FBI mit, eine solche Liste existiere nicht. Auch weitere Akten würden nicht veröffentlicht. Man fragt sich unwillkürlich: Was wird hier vertuscht?
Die Tatsache, dass Trump auf mehreren Party-Videos mit Epstein zu sehen ist, macht die Sache nicht glaubwürdiger. Der Präsident, der sich gerne als Kämpfer gegen das "korrupte Establishment" inszeniert, scheint selbst tief in diesem Sumpf zu stecken.
Ein Skandal, der die Fundamente erschüttert
Der Epstein-Fall ist mehr als nur eine kriminelle Affäre. Er offenbart die dunklen Abgründe einer dekadenten Elite, die sich für unantastbar hält. Prominente, Milliardäre und Politiker gingen bei Epstein ein und aus. Wie viele von ihnen wussten von seinen Verbrechen? Wie viele waren möglicherweise sogar daran beteiligt?
Die nun angekündigte Befragung Maxwells könnte endlich Antworten liefern - vorausgesetzt, sie wird tatsächlich stattfinden und nicht wieder in der Versenkung verschwinden. Die Erfahrung lehrt uns, skeptisch zu bleiben. Zu oft schon wurden in diesem Fall große Ankündigungen gemacht, nur um dann sang- und klanglos im Nichts zu verpuffen.
Es bleibt die bittere Erkenntnis: In einer Zeit, in der die amerikanische Gesellschaft mehr denn je Aufklärung und Transparenz bräuchte, regiert das Schweigen. Die Opfer Epsteins warten weiter auf Gerechtigkeit, während ihre Peiniger möglicherweise ungestraft davonkommen. Ein Armutszeugnis für eine Nation, die sich gerne als Leuchtturm der Demokratie präsentiert.
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