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11.10.2024
11:03 Uhr

Deutsche Familienbetriebe: Der Kampf um die Nachfolge

Deutsche Familienbetriebe: Der Kampf um die Nachfolge

In Deutschland stehen viele Familienbetriebe vor einer großen Herausforderung: die Nachfolge. Klaus Eberhardt, Gründer des Technologieunternehmens Iteratec, hat eine ungewöhnliche Lösung gefunden. Da seine Kinder das Unternehmen nicht übernehmen wollten, entschied er sich, die Firma nicht an einen Investor zu verkaufen, sondern an seine Angestellten. Heute gehört Iteratec einer Genossenschaft aus 350 Mitgliedern, die zuvor bei Eberhardt angestellt waren. Diese Entscheidung sei für ihn die einzige moralisch vertretbare gewesen, wie er gegenüber der DW betont.

Die Bedeutung des Mittelstands

Der deutsche Mittelstand, bestehend aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Diese Firmen sind oft familiengeführt und stehen für Qualität, Zuverlässigkeit und Stabilität. Doch viele dieser Unternehmen stehen heute vor einem Generationenwechsel, der durch den demografischen Wandel und das schwindende Interesse der Erbengeneration an der Weiterführung der Familiengeschäfte erschwert wird. Laut einem Bericht der KfW-Förderbank betrifft dies beinahe 70 Prozent der KMU.

Das Dilemma der jungen Generation

Ein Beispiel ist Carolin, die mögliche Erbin einer Tech-Firma in Süddeutschland. Trotz der guten Marktstellung des Unternehmens sieht sie keinen Reiz darin, die Firma zu übernehmen. Sie befürchtet, dass die Produkte bald nicht mehr benötigt werden und dass dieselben Produkte in China viel billiger produziert werden könnten. Diese Unsicherheit und die schwindende Wettbewerbsfähigkeit führen dazu, dass immer mehr junge Deutsche dem Familienerbe den Rücken kehren.

Die Bürokratie als Hindernis

Benjamin Schöfer vom Deutschen Mittelstands-Bund (DMB) kennt die Problematik. Er berät Firmen bei der Eigentümer-Nachfolge und sieht das Geschäftsumfeld in Deutschland für junge Firmenleiter als unattraktiv an. Hohe Unternehmenssteuern, steigende Energiekosten und eine komplizierte Bürokratie erschweren die langfristige Planung. Viele Firmen müssen Spezialisten einstellen, um sich durch die "Labyrinthe der Regeln und Finanzoptionen" zu kämpfen, wie Schöfer es beschreibt.

Fehlende Fähigkeiten und Ausdauer

Ein weiteres Problem ist der Mangel an Fähigkeiten und Ausdauer bei der jungen Generation. Moritz, dessen Familie seit über 300 Jahren im Möbelgeschäft tätig ist, wurde nie ermutigt, das Familiengeschäft zu übernehmen. Stattdessen folgte er seinen eigenen Interessen, ging zur Universität und bereiste die Welt. Nun, da sein Onkel sich zur Ruhe setzen möchte, steht die Familie vor einem Dilemma: Moritz fehlen die notwendigen Fähigkeiten und Qualifikationen, um das Geschäft zu führen.

Mut zur Veränderung

Es gibt jedoch auch positive Beispiele. Benny Hahn, 27 Jahre alt, ergriff die Gelegenheit, eine Führungsrolle in der Software-Firma zu übernehmen, für die er arbeitete. Keiner der Erben des früheren Eigentümers wollte den Job, und Hahn nutzte die Chance. Er sieht sich selbst als Pionier und folgte einem Modell, das junge Unternehmer befähigt, bestehende Firmen zu übernehmen.

Die Frage bleibt, ob sich genügend junge Deutsche finden, die bereit und fähig sind, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu stärken. Carolin und Moritz zeigen, dass eine bessere Anleitung und weniger Risiko das ändern könnten. Es bleibt zu hoffen, dass die deutsche Politik und Wirtschaft die notwendigen Schritte unternehmen, um den Mittelstand zu unterstützen und die Nachfolgeproblematik zu lösen.

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