
Deutsche Börse unter weiblicher Führung: Machtwechsel im Aufsichtsrat wirft Fragen auf
In einer Zeit, in der Gender-Quoten und Diversitäts-Debatten die deutsche Wirtschaft durchrütteln, vollzieht sich an der Spitze der Deutschen Börse ein bemerkenswerter Führungswechsel. Clara-Christina Streit (56) übernimmt das Ruder im Aufsichtsrat und löst damit den erfahrenen Manager Martin Jetter (66) ab. Ein Generationenwechsel, der durchaus kritische Fragen aufwirft.
Quotenpolitik oder echte Kompetenz?
Die neue Aufsichtsratsvorsitzende ist keine Unbekannte im deutschen Wirtschaftsestablishment. Seit 2019 sitzt sie bereits im Kontrollgremium der Deutschen Börse und führt parallel den Aufsichtsrat beim Immobilienriesen Vonovia. Bemerkenswert ist auch ihre Position als Vorsitzende der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex - ein Gremium, das sich mit den Regeln guter Unternehmensführung beschäftigt.
Rückkehr zur Präsenz nach Corona-Zwangspause
Die Hauptversammlung, bei der dieser Führungswechsel vollzogen wurde, markierte gleichzeitig eine Rückkehr zur Normalität. Erstmals seit 2019 trafen sich die Aktionäre wieder persönlich - ein längst überfälliger Schritt weg von den oft kritisierten virtuellen Formaten. Der neue Konzernchef Stephan Leithner nutzte diese Gelegenheit, um sich den Anteilseignern persönlich vorzustellen.
Ambitionierte Ziele in turbulenten Zeiten
Inmitten geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten peilt der Vorstand für das laufende Jahr durchaus ehrgeizige Ziele an: Nettoerlöse von etwa 5,2 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn von 2,7 Milliarden Euro. Diese Zahlen werden zeigen müssen, ob der eingeschlagene Kurs unter der neuen Führungskonstellation Bestand haben kann.
Überraschender Abgang wirft Schatten
Der vorzeitige Rückzug des bisherigen Aufsichtsratschefs Jetter, der eigentlich noch zwei Jahre hätte amtieren können, wurde bereits im Dezember angekündigt. Der langjährige IBM-Manager hatte das Amt erst 2020 übernommen. Dass er nun vorzeitig seinen Hut nimmt, könnte als Indiz für unterschiedliche strategische Vorstellungen gedeutet werden.
Ein Führungswechsel mit Symbolkraft
Dieser Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats der Deutschen Börse steht symbolhaft für den Wandel in der deutschen Wirtschaft. Ob dieser Wandel tatsächlich zu mehr Effizienz und besseren Ergebnissen führt, oder ob hier wieder einmal politische Erwägungen über wirtschaftliche Expertise gestellt wurden, wird die Zeit zeigen müssen. Die Märkte werden diesen Führungswechsel jedenfalls genau beobachten.
Hinweis: Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger sollte seine Investitionsentscheidungen nach sorgfältiger Prüfung und gegebenenfalls nach Konsultation eines qualifizierten Finanzberaters treffen.
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