Kettner Edelmetalle
07.05.2025
05:55 Uhr

Demokratie-Theater im Bundestag: Söders absurde Weimar-Warnung nach Merz' Wahlschlappe

Die politische Dramaturgie im Bundestag erreichte diese Woche einen neuen Höhepunkt der Absurdität. Nach Friedrich Merz' überraschendem Scheitern im ersten Wahlgang zum Bundeskanzler überschlugen sich die selbsternannten Demokratie-Retter mit düsteren Prophezeiungen. Allen voran CSU-Chef Markus Söder, der in gewohnt theatralischer Manier gleich das Gespenst der Weimarer Republik an die Wand malte.

Wenn Demokratie zur Bedrohung der Demokratie erklärt wird

Es grenzt an politische Realitätsverweigerung, wenn ausgerechnet ein demokratischer Wahlvorgang als Gefahr für eben diese Demokratie stilisiert wird. Söders alarmistische Rhetorik offenbart dabei vor allem eines: Das erschreckend oberflächliche Demokratieverständnis einiger unserer politischen Führungsfiguren. Denn was ist demokratischer als die Möglichkeit, auch einmal "Nein" zu einem Kandidaten zu sagen?

Die wahre Bedeutung des ersten gescheiterten Wahlgangs

In der Geschichte der Bundesrepublik war es in der Tat ein Novum, dass ein Kanzlerkandidat im ersten Wahlgang scheiterte. Doch statt dies als demokratische Katastrophe zu interpretieren, sollten wir es als das sehen, was es ist: Ein deutliches Signal einiger Abgeordneter, die ihren Unmut über politische Entwicklungen zum Ausdruck brachten. Bei einem rechnerischen Überhang von nur zwölf Stimmen reichten bereits 18 Abweichler, um dieses historische Ereignis herbeizuführen.

Der deutsche Stabilitätsfetisch

Besonders bezeichnend war die parteiübergreifende Reaktion auf das Wahlergebnis. Von den Grünen bis zur AfD dominierte die Sorge um "Stabilität" - als wäre diese wichtiger als demokratische Prozesse. Diese Fixierung auf vermeintliche Stabilität um jeden Preis ist ein typisch deutsches Phänomen, das kritisch hinterfragt werden muss.

Die Zukunft unter Merz

Auch wenn Merz nun im zweiten Anlauf zum Kanzler gewählt wurde, steht seine Regierung vor erheblichen Herausforderungen. Die knappe Mehrheit könnte dazu führen, dass seine Koalition bei wichtigen Abstimmungen wie eine Minderheitsregierung agieren muss. Dies könnte sich jedoch als Segen für die demokratische Kultur erweisen, da es mehr Dialog und Kompromissbereitschaft erfordert.

Ein Plädoyer für echte Demokratie

Die überzogenen Reaktionen auf Merz' anfängliches Scheitern zeigen vor allem eines: Wie wenig Vertrauen manche Politiker in die Widerstandsfähigkeit unserer demokratischen Institutionen haben. Dabei wäre selbst eine komplette Nichtwahl von Merz oder gar eine Neuwahl kein Weltuntergang gewesen - sondern schlicht Demokratie in Aktion.

Die ständigen Vergleiche mit der Weimarer Republik, die bei jeder politischen Turbulenz bemüht werden, sind nicht nur historisch unangemessen, sondern zeugen von einer besorgniserregenden intellektuellen Bequemlichkeit. Echte Demokratie lebt vom Wettstreit der Ideen und der Möglichkeit, auch einmal "Nein" zu sagen - selbst wenn dies manchem Establishment-Politiker unbequem erscheinen mag.

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