
Berlins S-Bahn-Chaos: Wenn Inkompetenz auf Klimawandel trifft
Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche hat die Berliner S-Bahn ihre 1,3 Millionen täglichen Fahrgäste im Stich gelassen. Ein kurzes, aber heftiges Unwetter am Donnerstagabend genügte, um das gesamte S-Bahn-Netz lahmzulegen. Die ernüchternde Prognose eines S-Bahners: „Solche Ereignisse wird es häufiger geben." Eine Bankrotterklärung für die Hauptstadt, die sich gerne als moderne Metropole präsentiert.
Totaler Kollaps wegen ein paar Regentropfen?
Was in anderen Städten als normales Sommergewitter durchgehen würde, führt in Berlin zum kompletten Verkehrskollaps. „In Schöneberg hat es nur kurz geregnet", berichtet ein fassungsloser Fahrgast. Dennoch stand auf den Anzeigetafeln stundenlang: „verkehrt nicht". Die Begründung der Verantwortlichen klingt wie blanker Hohn: „Zu Ihrer Sicherheit".
Während die S-Bahnen leer durch die Bahnhöfe rollten, fragten sich gestrandete Fahrgäste zu Recht: Warum können die Züge nicht wenigstens in den Tunneln fahren, wo garantiert keine Bäume umfallen können? Die Antwort offenbart das ganze Dilemma: Es werde „viel zu schematisch entschieden", kritisiert ein S-Bahner. Nicht die S-Bahn-Leitstelle selbst, sondern die Bürokraten der DB InfraGO ordneten die komplette Einstellung an.
Versäumnisse bei der Vegetation – ein hausgemachtes Problem
Besonders brisant sind die Vorwürfe erfahrener S-Bahner gegen den Infrastrukturbetreiber. DB InfraGO nehme die Aufgabe, die Vegetation zu kontrollieren, nicht mehr ernst. Bäume an den Gleisen würden kaum noch beschnitten oder gefällt. Ein gefährliches Versäumnis, das sich nun bitter rächt. Wenn 30 Bäume auf die Gleise stürzen und acht Züge in die Werkstatt müssen, ist das kein Naturereignis – es ist das Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung.
„Früher hätte es mehr Pragmatismus gegeben", erinnert sich ein langjähriger S-Bahner wehmütig.
Tatsächlich gab es früher die Möglichkeit, bei Unwettern auf „Fahren auf Sicht" mit reduziertem Tempo umzustellen. So konnte zumindest ein Teil des Verkehrs aufrechterhalten werden. Diese pragmatischen Lösungen scheinen in Zeiten überbordender Bürokratie und Sicherheitshysterie nicht mehr möglich zu sein.
Pizza für die Helfer – Häme für die Verantwortlichen
Während die Verantwortlichen versagten, zeigte die Berliner Bevölkerung Größe. Anwohner spendeten Wasser, ein Edeka-Markt half aus, eine Motorradfahrerin brachte den Einsatzkräften fünf Pizzas. „Ich kann euch bei den Bäumen nicht helfen, aber ich kann euch helfen, dass ihr nicht verhungert", sagte sie. Diese spontane Hilfsbereitschaft steht in krassem Gegensatz zur Hilflosigkeit der Verkehrsbetriebe.
Besonders pikant: Eine 89-jährige Dame, die von einem Feuerwehrmann aus dem Zug gehoben werden musste, nahm es mit Humor: „Da muss man erst so alt werden, um von einem Feuerwehrmann aus dem Zug gehoben zu werden." Mehr Gelassenheit als so manche Verkehrsplaner, die bei jedem Windhauch in Panik verfallen.
Die unbequeme Wahrheit über Berlins marode Infrastruktur
Die Ausrede vom Klimawandel mag teilweise zutreffen – Starkregenereignisse nehmen zu, die Wälder sind geschädigt. Doch das entbindet die Verantwortlichen nicht von ihrer Pflicht, die Infrastruktur entsprechend anzupassen. Wer weiß, dass extreme Wetterereignisse häufiger werden, muss vorsorgen. Stattdessen wird gespart, vernachlässigt und im Ernstfall der komplette Betrieb eingestellt.
Das ist symptomatisch für den Zustand unseres Landes: Statt Probleme anzupacken, wird kapituliert. Statt in robuste Infrastruktur zu investieren, fließen Milliarden in ideologische Prestigeprojekte. Die grün-rote Verkehrspolitik der vergangenen Jahre hat Berlin an den Rand des Kollapses geführt. Jetzt, unter der neuen Großen Koalition, besteht zumindest die Hoffnung auf mehr Vernunft und weniger Ideologie.
Die düstere Prognose des S-Bahners, dass es solche Ereignisse häufiger geben werde, sollte ein Weckruf sein. Berlin braucht keine weiteren Fahrradstraßen oder autofreien Zonen – Berlin braucht eine funktionierende Infrastruktur, die auch bei einem Sommergewitter nicht zusammenbricht. Alles andere ist eine Bankrotterklärung für eine Stadt, die sich gerne als Weltmetropole sieht, aber schon an ein paar umgefallenen Bäumen scheitert.