Kettner Edelmetalle
04.09.2024
05:59 Uhr

Angst vor Blackouts: Netzbetreiber sollen mehr PV-Anlagen abschalten dürfen

Angst vor Blackouts: Netzbetreiber sollen mehr PV-Anlagen abschalten dürfen

Die Bundesnetzagentur fordert verstärkte Eingriffe in die Steuerung von Photovoltaik-Anlagen, um mögliche Blackouts zu verhindern. Laut Behördenchef Klaus Müller seien Sonne und Wind zu volatil, was die Netzstabilität gefährde. Daher sollen Netzbetreiber künftig mehr Möglichkeiten erhalten, PV-Anlagen abzuschalten, um das Stromnetz zu stabilisieren.

Überlastung des Stromnetzes durch Erneuerbare Energien

Photovoltaik-Anlagen erzeugen an sonnenreichen Sommertagen in Deutschland bereits 30, 40 oder mehr Gigawatt Leistung, was rund zwei Drittel des Strombedarfs abdeckt. In Kombination mit Windkraft und konventionellen Kraftwerken führt dies zu temporären Stromüberschüssen, die das Netz überlasten könnten. Die Bundesnetzagentur warnt vor dieser Gefahr und fordert gesetzliche Änderungen, die den Netzbetreibern mehr Steuerungsmöglichkeiten geben.

Gesetzliche Änderungen notwendig

Klaus Müller betont, dass der Bundestag die entsprechenden Gesetzesänderungen bereits im Herbst verabschieden müsse, um eine schnelle Umsetzung zu gewährleisten. Sollte dies nicht geschehen, könnten die Bemühungen zur Energiewende gefährdet sein. Müller fordert, dass neue Solaranlagen steuerbar gemacht werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten.

Abregelungen und Einspeisemanagement

Bereits seit 2013 gilt für alle gemeldeten PV-Anlagen ein verpflichtendes Einspeisemanagement. Netzbetreiber können bei zu viel Strom im Netz auf die Anlage zugreifen und deren Leistung regulieren. Diese Praxis wird als Redispatch bezeichnet und ist besonders in Süddeutschland weit verbreitet. Allein die Bayernwerk Netz AG musste im ersten Halbjahr 2024 mehr als drei Millionen Mal eingreifen.

Netzausbau und Kosten

Der Ausbau der Netze ist eine kostspielige Angelegenheit. Die deutsche Energiewirtschaft rechnet bis 2030 mit Investitionen von 721 Milliarden Euro, die bis 2035 auf 1,2 Billionen Euro ansteigen könnten. Müller gibt jedoch an, dass die Bundesnetzagentur von einem geringeren Investitionsvolumen von 320 Milliarden Euro bis 2045 im Übertragungsnetz und knapp über 200 Milliarden Euro in den Verteilnetzen ausgeht.

Flexibilität und Marktanpassung

Müller fordert, dass die Einspeisung von PV- und Windkraftanlagen künftig am Marktpreis und Verbrauch orientiert wird. Dies bedeute, dass Solarparks die Einspeisung stoppen müssten, wenn niemand für den Strom bezahlen wolle. Die Flexibilität, die von der Industrie verlangt werde, solle auch von den Einspeisern der Erneuerbaren abverlangt werden.

Regionale Unterschiede bei den Stromkosten

Die Bundesnetzagentur plant eine Strompreisreform, die die Netzentgeltkosten gerechter verteilen soll. Künftig sollen insbesondere norddeutsche Haushalte entlastet werden. Regionen, die in den vergangenen Jahren weniger in Erneuerbare Energien investiert haben, müssten jedoch mit höheren Stromkosten rechnen. Investitionen in Windkraft könnten solche Regionen jedoch ebenfalls entlasten.

Die Forderungen der Bundesnetzagentur zeigen, dass die Energiewende in Deutschland nicht ohne Herausforderungen ist. Die Balance zwischen dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Netzstabilität muss gefunden werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

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