
Afghanistan-Katastrophe: Während Berlin prüft, sterben Menschen
Über 800 Tote, mehr als 2.800 Verletzte – und was macht die Bundesregierung? Sie „prüft". Während im Osten Afghanistans die Erde bebt und Menschen unter Trümmern begraben werden, verliert sich das Auswärtige Amt in bürokratischen Floskeln und diplomatischen Winkelzügen. Ein Sprecher des Ministeriums teilte mit, man sei mit den „Partnern vor Ort" in Kontakt und prüfe, wie Deutschland helfen könne. Prüfen, während Menschen sterben – das ist die traurige Realität deutscher Außenpolitik im Jahr 2025.
Humanitäre Hilfe im Schneckentempo
Die Formulierung des Ministeriumssprechers offenbart die ganze Misere: Man habe „die Belange der Menschen vor Ort nicht vergessen". Welch großzügige Geste! Als ob es eine besondere Leistung wäre, Menschen in Not nicht zu vergessen. Die Realität sieht anders aus: Während andere Nationen längst Hilfslieferungen auf den Weg gebracht haben dürften, verstrickt sich Berlin in endlosen Prüfungen und „technischen Kontakten".
Besonders pikant wird es, wenn der Sprecher auf direkte Nachfrage zur Kommunikation mit der Taliban-Regierung ausweicht. Man habe lediglich „technische Kontakte", aber jetzt seien die humanitären Organisationen gefordert. Diese Haltung ist symptomatisch für die deutsche Außenpolitik: Man versteckt sich hinter Organisationen und vermeidet klare Entscheidungen.
Die Heuchelei der deutschen Afghanistan-Politik
Zeitgleich zur zögerlichen Katastrophenhilfe zeigt sich die Doppelmoral der deutschen Politik in voller Pracht. Das Oberverwaltungsgericht erklärte just die Aussetzung von Afghanistan-Aufnahmeverfahren für rechtmäßig. Während also einerseits über Hilfe „nachgedacht" wird, schließt man andererseits die Türen für jene, die vor dem Taliban-Regime fliehen wollen.
Ein weiterer Beleg für diese Scheinheiligkeit: Am selben Tag wird ein Flug mit gerade einmal 47 Afghanen in Hannover erwartet – ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der katastrophalen Lage im Land. Diese Menschen haben vermutlich jahrelang auf ihre Ausreise gewartet, während die Bundesregierung ihre moralischen Verpflichtungen gegenüber ehemaligen Ortskräften systematisch verschleppt hat.
Versagen auf ganzer Linie
Der Verweis auf die Hilfe beim Erdbeben von Herat 2023 soll wohl als Erfolgsgeschichte verkauft werden. Doch was ist das für ein Erfolg, wenn man bei jeder neuen Katastrophe wieder bei null anfängt? Wo sind die etablierten Strukturen, die schnellen Reaktionsmechanismen, die in solchen Situationen Leben retten könnten?
Die Befürchtung, dass die Zahl der Todesopfer noch weiter steigen könnte, ist mehr als berechtigt. Jede Stunde, die mit „Prüfungen" vergeudet wird, kostet Menschenleben. Während in Berlin Beamte ihre Akten wälzen und sich hinter diplomatischen Protokollen verstecken, graben verzweifelte Menschen mit bloßen Händen nach Verschütteten.
Ein Armutszeugnis für Deutschland
Diese Tragödie offenbart einmal mehr das Versagen der deutschen Außenpolitik. Statt schneller, unbürokratischer Hilfe gibt es Worthülsen und Ausflüchte. Statt Verantwortung zu übernehmen, schiebt man diese an „humanitäre Organisationen" weiter. Statt pragmatischer Lösungen dominiert ideologische Verbohrtheit im Umgang mit der Taliban-Regierung.
Es ist beschämend, wie ein Land, das sich gerne als moralische Instanz inszeniert, in der Stunde der Not versagt. Die Menschen in Afghanistan brauchen keine Prüfungen, sie brauchen Zelte, Medikamente, Nahrung und medizinische Hilfe – und zwar sofort. Doch während die Erde in Afghanistan bebt, bebt in Berlin höchstens der Aktenberg auf den Schreibtischen der Ministerialbeamten.
Die deutsche Politik muss endlich begreifen: Humanitäre Hilfe kennt keine ideologischen Grenzen. Wer Menschen in Not im Stich lässt, weil ihm die Regierung des betroffenen Landes nicht passt, hat jeglichen moralischen Kompass verloren. Es ist höchste Zeit für eine Außenpolitik, die ihren Namen verdient – und nicht nur aus Prüfungen und Ausreden besteht.