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24.09.2024
06:12 Uhr

Ungarns Wirtschaftliche Abhängigkeit von Russland: Ein umstrittenes Bündnis

Ungarns Wirtschaftliche Abhängigkeit von Russland: Ein umstrittenes Bündnis

Die jüngsten Entwicklungen in der ungarischen Außenpolitik werfen erneut Fragen über die europäische Einheit und Solidarität auf. Ungarns Außenminister Péter Szijjártó hat die Bedeutung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland hervorgehoben und betont, dass diese Partnerschaft für die ungarische Wirtschaft überlebenswichtig sei. Angesichts der angespannten geopolitischen Lage und der Sanktionen gegen Russland scheint Budapest einen eigenen Weg zu gehen, der nicht nur für Ungarn, sondern auch für die gesamte Europäische Union weitreichende Konsequenzen haben könnte.

Eine existenzielle Partnerschaft

Bei einem ungarisch-russischen Wirtschaftsforum in Budapest machte Außenminister Szijjártó deutlich, dass die ungarische Wirtschaft ohne die Zusammenarbeit mit Russland in vielen Bereichen nicht sicher funktionieren könne. Er betonte, dass es im nationalen Interesse Ungarns liege, die wirtschaftliche Kooperation in Bereichen wie Energie, Medizin, Landwirtschaft, Wissenschaft und Bildung zu verstärken. Diese Bereiche seien von den internationalen Sanktionen gegen Russland nicht betroffen, was die Partnerschaft umso wertvoller mache.

Gasimporte und Energieversorgung

Ein zentrales Element der ungarisch-russischen Zusammenarbeit sind die Gasimporte. Ungarn hat sich bereits auf den Gasimport über die Schwarzmeer-Gasleitung Turkish Stream verlegt und in diesem Jahr 5,3 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland erhalten. Diese Menge deckt einen erheblichen Teil des ungarischen Jahresverbrauchs. Szijjártó betonte, dass die Rolle von Turkish Stream in der ungarischen Energieversorgung in Zukunft noch größer werden wird. Dies gibt Ungarn eine gewisse Unabhängigkeit von den traditionellen Gastransitrouten über die Ukraine.

Öltransit über die Ukraine

Auch bei den Öllieferungen hat Ungarn vorgesorgt. Die ungarische MOL-Gruppe hat Vereinbarungen getroffen, um den kontinuierlichen Transport von Rohöl über die Druschba-Pipeline sicherzustellen. Diese Pipeline führt über Weißrussland und die Ukraine nach Ungarn und in die Slowakei. Laut Gabriel Szabó, Vize-Chef der MOL-Gruppe, sei dies ein großer Erfolg, da es die Versorgungssicherheit in beiden Ländern gewährleiste.

Europas heimlicher Handel mit Russland

Interessanterweise prangerte Szijjártó die Untätigkeit der Europäischen Union an und betonte, dass ganz Europa weiterhin mit Russland Handel treibe, auch wenn dies oft geleugnet werde. Ungarn hingegen sehe keinen Grund, dies zu verheimlichen. Diese offene Haltung könnte als Provokation gegenüber den europäischen Partnern verstanden werden, die sich um eine Reduzierung der Abhängigkeit von russischen Rohstoffen bemühen.

Erfolge trotz schwieriger Umstände

Trotz der schwierigen geopolitischen Lage sei es für ungarische Unternehmen möglich, gemeinsam mit russischen Partnern Erfolge zu erzielen. Szijjártó nannte Beispiele wie den Ausbau des Kernkraftwerks Paks und die Aufrüstung einer Fleischfabrik in Sankt Petersburg mit ungarischen Maschinen und Technologie. Eine weitere Vereinbarung über die Zusammenarbeit im Hochschulbereich sei ebenfalls unterzeichnet worden.

Ein kontroverser Kurs

All diese Entwicklungen lassen den Schluss zu, dass Ungarn trotz der europäischen Bemühungen, sich von russischen Rohstoffimporten unabhängiger zu machen, einen eigenen Weg geht. Diese Haltung könnte die europäische Einheit weiter untergraben und die Spannungen innerhalb der EU verstärken. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Partnerschaft auf die langfristige Stabilität und Sicherheit Europas auswirken wird.

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