
UN-Jubiläum: 80 Jahre gescheiterte Versprechen und verlorene Relevanz
Die Vereinten Nationen feiern in diesem Monat ihr 80-jähriges Bestehen – doch von Feierlaune kann keine Rede sein. Was einst als Hoffnungsträger für den Weltfrieden aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs entstand, gleicht heute eher einem zahnlosen Tiger, der hilflos zusehen muss, wie die Welt in Chaos und Konflikten versinkt.
Der Traum vom Weltfrieden – eine bittere Illusion
Als am 26. Juni 1945 fünfzig Nationen die UN-Charta unterzeichneten, schworen sie hehre Eide: "künftige Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren". Ein Versprechen, das heute wie blanker Hohn klingt. Während die Organisation sich selbst dafür feiert, einen dritten Weltkrieg verhindert zu haben, brennt die Welt an unzähligen Fronten – von der Ukraine über Gaza bis nach Sudan und Myanmar.
Der kasachische UN-Botschafter Kairat Umarov bringt es auf den Punkt: "Es gibt nichts zu feiern. Dies sollten vereinte Nationen sein, nicht gespaltene." Eine treffende Analyse für eine Organisation, die sich längst in ideologischen Grabenkämpfen verloren hat.
Sicherheitsrat: Das Machtzentrum der Ohnmacht
Besonders deutlich wird das Versagen beim mächtigsten UN-Gremium, dem Sicherheitsrat. Hier blockieren sich die Großmächte gegenseitig mit ihren Vetos, während Menschen sterben. Russland und China auf der einen, die USA, Großbritannien und Frankreich auf der anderen Seite – ein Patt der Eitelkeiten, das jede sinnvolle Aktion verhindert.
"Die UN hat keine Armee, keine unabhängige Außenpolitik und begrenzte Mittel"
So fasst Ian Bremmer, Präsident der Eurasia Group, die Misere zusammen. Bei der jüngsten Eskalation zwischen Iran, Israel und den USA konnte die UN nur als machtloser Zuschauer fungieren – ein Armutszeugnis für eine Organisation, die einst als Friedensstifter konzipiert wurde.
Trump dreht den Geldhahn zu – und niemand protestiert
Die finanzielle Talfahrt der UN hat sich unter Präsident Trump dramatisch beschleunigt. Seine Kürzungen haben bereits zu einem 20-prozentigen Stellenabbau geführt, mehr als 60 Missionen und Agenturen sind betroffen. Und das könnte erst der Anfang sein – im August wird eine umfassende Überprüfung des US-Engagements erwartet.
Richard Gowan vom International Crisis Group prophezeit düster: "Jeder scheint sich damit abgefunden zu haben, dass wir in ein paar Jahren eine kleinere UN haben werden." Die bittere Ironie: Während die Mittel schrumpfen, wachsen die globalen Herausforderungen – von Hungersnöten bis zur Flüchtlingskrise – exponentiell.
Reform oder Untergang?
UN-Generalsekretär António Guterres versucht verzweifelt, mit seinem "Pakt für die Zukunft" das Ruder herumzureißen. Doch seine Reformpläne scheitern an der Realität: 193 Mitgliedsstaaten mit unterschiedlichsten Interessen zu einen, gleicht der Quadratur des Kreises.
Die überfällige Reform des Sicherheitsrats? Seit Jahrzehnten blockiert. Afrika und Lateinamerika fordern zu Recht permanente Sitze, doch die etablierten Mächte klammern sich an ihre Privilegien. John Bolton, ehemaliger US-Botschafter bei der UN, urteilt vernichtend: Das System befinde sich "wahrscheinlich in der schlechtesten Verfassung seit seiner Gründung".
Was bleibt vom Erbe?
Trotz aller Kritik gibt es Stimmen, die der UN eine gewisse Daseinsberechtigung zusprechen. Die Spezialagenturen wie das Welternährungsprogramm oder UNICEF leisten nach wie vor wichtige Arbeit. Und ja, die UN bietet kleineren Staaten ein Forum und einen gewissen Schutz vor Aggression.
Doch reicht das? In einer Welt, in der Nationalismus und Unilateralismus triumphieren, in der starke Führung gefragt ist statt endloser Debatten, wirkt die UN wie ein Relikt vergangener Zeiten. Die Organisation mag überleben – aber zu welchem Preis? Als schwacher Schatten ihrer selbst, unfähig, die drängenden Probleme unserer Zeit zu lösen.
Die wahre Tragödie liegt darin, dass die Welt eine funktionierende internationale Ordnung dringender denn je bräuchte. Doch statt Reformen und Erneuerung erleben wir den schleichenden Niedergang einer Institution, die ihre besten Tage längst hinter sich hat. Vielleicht ist es an der Zeit, über Alternativen nachzudenken – Strukturen, die den Realitäten des 21. Jahrhunderts gerecht werden und nicht in den Träumen von 1945 gefangen bleiben.
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