Kettner Edelmetalle
06.08.2025
18:49 Uhr

Trumps Ukraine-Poker: Witkoff verlässt Moskau mit leeren Händen

Während in der russischen Grenzregion Kursk der Opfer der ukrainischen Offensive gedacht wurde, empfing Wladimir Putin im Kreml den US-Sondergesandten Steve Witkoff. Das dreistündige Treffen endete, wie zu erwarten war: ohne greifbare Ergebnisse. Der Kreml zelebrierte seine bekannte Hinhaltetaktik, während die Uhr für Trumps selbst gesetztes Ultimatum tickt.

Symbolträchtige Inszenierung am Jahrestag

Die Wahl des Zeitpunkts war kein Zufall. Exakt ein Jahr nach dem demütigenden Einmarsch ukrainischer Truppen auf russisches Territorium demonstrierte Putin Stärke. In Kursk wurde ein Gedenkstein enthüllt, hochrangige Geistliche hielten Trauergottesdienste ab. Die Botschaft war unmissverständlich: Russland vergisst nicht, Russland vergibt nicht – und Russland verhandelt nur aus einer Position der Stärke heraus.

Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow bezeichnete die Gespräche als "sehr nützlich und konstruktiv" – eine diplomatische Floskel, die in Moskau immer dann zum Einsatz kommt, wenn man eigentlich nichts zu sagen hat. Man habe "Signale gesendet und empfangen", mehr könne er erst mitteilen, wenn Trump informiert sei. Eine elegante Art zu sagen: Wir haben drei Stunden lang geredet und sind keinen Schritt weitergekommen.

Trumps Ultimatum verpufft im Kreml

Der US-Präsident hatte vollmundig angekündigt, den Ukraine-Krieg binnen weniger Tage zu beenden. Sein Ultimatum läuft am Freitag aus – doch im Kreml scheint man davon wenig beeindruckt. Während Trump mit Strafzöllen um sich wirft und sogar Indien mit 25 Prozent abstraft, sitzt Putin die Drohungen aus. Die russische Führung weiß: Zeit spielt für sie.

Fjodor Voitolowski, Direktor des Moskauer Instituts für Weltwirtschaft, brachte es auf den Punkt: Die Erwartung einer schnellen Einigung sei "unbegründet und verfrüht". Putins Strategie bestehe darin, Zeit zu schinden und die Waffenruhe hinauszuzögern. Frieden gebe es nur, wenn Kiew de facto kapituliere – eine Position, die sich seit Kriegsbeginn nicht geändert hat.

Diplomatisches Theater ohne Substanz

Die Inszenierung war perfekt: Witkoff fuhr mit einer Kolonne aus fünf schwarzen Limousinen vor, verbrachte drei Stunden im Kreml und eilte dann zur US-Botschaft. Wenig später hob sein Flugzeug wieder ab – ein schneller Transfer der mageren Ausbeute nach Washington. Putin hingegen ging zur Tagesordnung über und empfing den König Malaysias, als wäre nichts gewesen.

Kirill Dmitrijew, Putins Berater, postete auf X noch schnell: "Der Dialog wird triumphieren!" Eine hohle Phrase, die die Substanzlosigkeit des Treffens nur unterstreicht. Dialog ja, aber zu Moskaus Bedingungen – das ist die Botschaft, die der Kreml seit Monaten sendet.

Die Realität hinter den Kulissen

Was diese diplomatische Farce deutlich macht: Trumps großspurige Ankündigungen, den Krieg schnell beenden zu können, erweisen sich als heiße Luft. Putin hat kein Interesse an einem Kompromiss, solange er militärisch im Vorteil ist. Die russische Führung spekuliert darauf, dass der Westen kriegsmüde wird und die Ukraine irgendwann zu schmerzhaften Zugeständnissen gezwungen sein wird.

Während in Washington die Nervosität steigt und Trump verzweifelt nach einem außenpolitischen Erfolg sucht, bleibt der Kreml stoisch. Man hat gelernt, mit westlichen Drohungen zu leben. Sanktionen? Russland hat sich arrangiert. Isolation? China und Indien kaufen weiter russisches Öl. Militärische Unterstützung für die Ukraine? Die russische Kriegsmaschinerie läuft weiter.

Ein Scheitern mit Ansage

Das Treffen zwischen Witkoff und Putin war ein Scheitern mit Ansage. Es zeigt die Grenzen von Trumps Cowboy-Diplomatie auf. Wer glaubt, mit markigen Sprüchen und Ultimaten einen Krieg beenden zu können, der hat die Komplexität der Situation nicht verstanden. Putin spielt ein langes Spiel – und er hat die besseren Karten.

Für die Ukraine bedeutet das nichts Gutes. Solange der Westen keine geschlossene Front zeigt und mit einer Stimme spricht, wird Moskau weiter auf Zeit spielen. Die Menschen in der Ukraine zahlen den Preis für diese diplomatischen Spielchen mit ihrem Blut. Und während in Washington und Moskau Signale gesendet und empfangen werden, sterben weiter Menschen in einem Krieg, der längst hätte beendet werden können – wenn der politische Wille dazu vorhanden wäre.

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