Kettner Edelmetalle
11.08.2025
18:22 Uhr

Trump-Putin-Gipfel in Alaska: Selenskyj kämpft um Teilnahme am Friedenspoker

Die Würfel scheinen gefallen: Am 15. August treffen sich US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin in Alaska, um über ein Ende des mittlerweile drei Jahre andauernden Ukraine-Krieges zu verhandeln. Doch während die beiden Großmächte ihre Karten mischen, sitzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj noch nicht mit am Tisch – ein Umstand, der in Kiew für erhebliche Nervosität sorgt.

Diplomatisches Tauziehen um Selenskyjs Stuhl

Der US-Botschafter bei der NATO, Matthew Whitaker, ließ in einem CNN-Interview durchblicken, dass eine Teilnahme Selenskyjs durchaus im Bereich des Möglichen liege. "Ich denke, das ist sicherlich möglich", erklärte Whitaker vorsichtig. Seine Begründung klingt wie eine diplomatische Selbstverständlichkeit: "Es kann keinen Deal geben, dem nicht alle Beteiligten zustimmen."

Doch hinter dieser scheinbar harmlosen Aussage verbirgt sich ein brisantes Machtspiel. Die Tatsache, dass über die Teilnahme des ukrainischen Präsidenten überhaupt diskutiert werden muss, zeigt, wie sehr die Ukraine zwischen den geopolitischen Mühlsteinen zerrieben zu werden droht.

Selenskyjs verzweifelte Warnung

Der ukrainische Präsident reagierte prompt und ungewöhnlich scharf auf die Ankündigung des Gipfels. Auf X warnte er eindringlich: "Jede Entscheidung gegen uns, jede Entscheidung ohne die Ukraine, ist gleichzeitig eine Entscheidung gegen den Frieden." Seine Wortwahl – "totgeborene Entscheidungen", "nicht umsetzbare Entscheidungen" – verrät die Angst Kiews, bei den Verhandlungen über das eigene Schicksal übergangen zu werden.

"Die Antwort auf die ukrainische Territorialfrage steht bereits in der Verfassung der Ukraine. Niemand wird und niemand kann davon abweichen. Die Ukrainer werden ihr Land nicht an den Besatzer abgeben."

Diese kategorische Ablehnung jeglicher Gebietsabtretungen kollidiert frontal mit Trumps Andeutungen über einen möglichen "Gebietsaustausch zum Vorteil beider Seiten". Die Befürchtungen in Kiew, unter Druck gesetzt zu werden, Land aufzugeben, sind nicht unbegründet – schließlich kontrolliert Russland derzeit fast ein Fünftel des ukrainischen Territoriums.

Vances düstere Prognose

Vizepräsident J.D. Vance zeichnete in einem Fox News-Interview ein ernüchterndes Bild der zu erwartenden Verhandlungsergebnisse. "Es wird niemanden super glücklich machen", prophezeite er mit bemerkenswerter Offenheit. "Sowohl die Russen als auch die Ukrainer werden am Ende des Tages wahrscheinlich unzufrieden sein."

Interessant ist Vances Einschätzung zur Verhandlungsreihenfolge: Er halte es nicht für produktiv, wenn Putin vor einem Gespräch mit Trump direkt mit Selenskyj zusammentreffe. Diese Aussage unterstreicht die amerikanische Strategie, die Verhandlungen fest in der eigenen Hand zu behalten und die Ukraine in eine passive Rolle zu drängen.

Trumps Drohkulisse und nukleare Muskelspiele

Trump, der im Wahlkampf vollmundig versprochen hatte, den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden zu können, hat mittlerweile zu härteren Mitteln gegriffen. Er droht Russland mit verschärften Sanktionen und wirtschaftlichen Strafmaßnahmen gegen Moskaus wichtigste Handelspartner. Als Reaktion auf Äußerungen des ehemaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew über Russlands nukleare Fähigkeiten ordnete Trump sogar die Verlegung atomwaffenfähiger U-Boote näher an Russland heran an.

Diese Eskalation der Drohgebärden zeigt, dass Trumps ursprünglicher Optimismus einer realistischeren Einschätzung gewichen ist. Der Friedenspoker wird mit immer höheren Einsätzen gespielt.

Ein Frieden ohne die Betroffenen?

Die sich abzeichnende Konstellation wirft fundamentale Fragen auf: Kann ein dauerhafter Frieden geschaffen werden, wenn die Hauptbetroffenen – die Ukrainer – möglicherweise nur am Katzentisch Platz nehmen dürfen? Die Geschichte lehrt uns, dass über die Köpfe der Betroffenen hinweg geschlossene Abkommen selten von Dauer sind.

Whitakers Aussage, dass "direkte Verhandlungen durch Präsident Trump uns offensichtlich näher an den Frieden führen", mag aus amerikanischer Sicht zutreffen. Doch für die Ukraine, die seit über drei Jahren um ihr Überleben kämpft, könnte ein solcher "Frieden" den Beginn einer neuen Tragödie bedeuten.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Selenskyj tatsächlich einen Platz am Verhandlungstisch erhält oder ob die Großmächte das Schicksal der Ukraine unter sich ausmachen. Eines ist jedoch bereits jetzt klar: Die vielgepriesene "regelbasierte internationale Ordnung" steht vor einer ihrer größten Bewährungsproben. Und die Ukraine könnte dabei zum Spielball geopolitischer Interessen werden – ein Szenario, das nicht nur für Kiew, sondern für ganz Europa bedrohliche Konsequenzen hätte.

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