Tragödie in türkischem Skiparadies: Brandkatastrophe fordert 76 Menschenleben
Eine verheerende Brandkatastrophe erschüttert die türkische Winterurlaubsregion Kartalkaya. In einem beliebten Skihotel in der Provinz Bolu kamen mindestens 76 Menschen ums Leben, als mitten in der Nacht ein Feuer ausbrach. Die Tragödie wirft ernste Fragen nach der Einhaltung von Sicherheitsstandards in türkischen Tourismuseinrichtungen auf.
Dramatische Rettungsversuche in der Nacht
Die Szenen, die sich in der Nacht abspielten, erinnern an die dunkelsten Kapitel der Hotelkatastrophen. Verzweifelte Gäste versuchten sich mit zusammengeknoteten Bettlaken aus den Fenstern zu retten. Zwei Menschen verloren dabei ihr Leben, als sie in ihrer Verzweiflung aus dem Fenster sprangen. Von den 238 Hotelgästen konnten sich viele nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Mangelnde Sicherheitsstandards als mögliche Ursache?
Besonders brisant erscheinen die Aussagen eines Augenzeugen gegenüber der Zeitung "Hürriyet". Demnach sei der Notausgang aufgrund der starken Rauchentwicklung kaum auffindbar gewesen. Diese Schilderung lässt erhebliche Zweifel an der Umsetzung grundlegender Sicherheitsstandards aufkommen.
Staatliche Kontrolle der Berichterstattung
Bezeichnend für den Umgang mit der Katastrophe erscheint die umgehend verhängte Nachrichtensperre durch die türkische Rundfunkbehörde. Lokale Medien dürfen nun ausschließlich offizielle Verlautbarungen wiedergeben - eine Praxis, die an die systematische Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei erinnert.
Erdogans Reaktion und erste Festnahmen
Präsident Recep Tayyip Erdogan ordnete einen Tag Staatstrauer an und kündigte eine umfassende Aufklärung an. Bereits neun Personen wurden festgenommen, darunter der Hotelbesitzer. Ein fünfköpfiges Expertenkomitee und sechs Staatsanwälte sollen den Fall untersuchen.
„Es werden alle notwendigen Schritte unternommen, um alle Aspekte des Vorfalls aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen", verkündete Erdogan.
EU bietet Unterstützung an
Die EU-Kommissarin für Gleichstellung, Vorsorge und Krisenmanagement, Hadja Lahbib, die sich zufällig zu einem offiziellen Besuch in der Türkei aufhielt, sicherte dem Land die Unterstützung durch den EU-Katastrophenschutzmechanismus zu. Ob diese Hilfe tatsächlich in Anspruch genommen wird, bleibt abzuwarten.
Die Tragödie ereignete sich ausgerechnet während der türkischen Schulferien, in denen das Skigebiet Kartalkaya traditionell ein beliebtes Urlaubsziel darstellt. Die genaue Brandursache ist weiterhin unklar - wie so oft in einem Land, in dem kritische Nachfragen nicht immer erwünscht sind.
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