
SPD-Personalkarussell: Ostdeutsche Köpping soll Geywitz ersetzen - Partei sucht verzweifelt nach Profil
In der krisengeschüttelten SPD bahnt sich ein bemerkenswerter Personalwechsel an. Die sächsische Sozialministerin Petra Köpping soll neue stellvertretende Bundesvorsitzende werden. Die ostdeutschen SPD-Landesverbände haben sich auf diesen überraschenden Personalvorschlag verständigt, nachdem die bisherige Amtsinhaberin Klara Geywitz offenbar die parteiinterne Unterstützung verloren hatte.
Machtkampf hinter den Kulissen?
Der Rückzug von Klara Geywitz wirft Fragen auf. Die ehemalige Bundesbauministerin hatte die ostdeutschen Landesverbände lediglich "informiert", dass sie nicht mehr antreten werde. Parteikreisen zufolge soll ihr die notwendige innerparteiliche Unterstützung gefehlt haben - ein deutliches Zeichen für die schwelenden Konflikte in der Partei, die sich seit Monaten in einem dramatischen Umfragetief befindet.
Köpping als neue Hoffnungsträgerin
Die 66-jährige Petra Köpping, die seit 2019 als sächsische Sozialministerin amtiert, gibt sich kämpferisch. Sie wolle "dabei helfen, unsere stolze SPD wieder zu stärken und neu zu positionieren", verkündete sie mit pathetischen Worten. Besonders die Interessen der Ostdeutschen möchte sie in der Bundespartei vertreten - eine Aufgabe, an der ihre Vorgängerin augenscheinlich gescheitert ist.
Partei in der Identitätskrise
Die Personalie Köpping offenbart die tiefgreifende Krise der einstigen Volkspartei. Mit Lars Klingbeil und Bärbel Bas sollen künftig zwei Kabinettsmitglieder die Partei führen - ein riskanter Schachzug, der die ohnehin schon verschwommene Trennung zwischen Regierungshandeln und Parteiarbeit weiter aufweicht. Die Nominierung Köppings erscheint da fast wie ein verzweifelter Versuch, wenigstens in Ostdeutschland verlorenes Terrain zurückzugewinnen.
Schwierige Ausgangslage
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig bezeichnet Köpping als "starke Stimme für soziale Gerechtigkeit und Kämpferin für Ostdeutschland". Doch ob diese Stimme in der von westdeutschen Funktionären dominierten Bundespartei tatsächlich Gehör finden wird, bleibt abzuwarten. Die Herausforderungen für die neue stellvertretende Vorsitzende könnten kaum größer sein.
Ausblick auf den Bundesparteitag
Ende Juni wird sich auf dem Bundesparteitag zeigen, ob die SPD mit dieser Personalentscheidung den richtigen Weg einschlägt. Die Partei, die sich einst als Stimme der "kleinen Leute" verstand, muss dringend ihr Profil schärfen. Ob dies mit einer weiteren Funktionärin aus dem Staatsapparat gelingen kann, darf bezweifelt werden. Die wahren Probleme der SPD liegen tiefer - in ihrer zunehmenden Entfremdung von der Basis und dem Verlust ihrer traditionellen Wählerschicht.