
Reiches Gaskraftwerk-Pläne: Ein teures Luftschloss auf Kosten der Bürger
Die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) präsentiert ihre Vision für Deutschlands Energiezukunft – und die sieht nach einem kostspieligen Rückschritt aus. Während andere Länder konsequent auf erneuerbare Energien und moderne Speichertechnologien setzen, plant die Große Koalition den Bau neuer Gaskraftwerke. Ein Plan, der bei Experten nicht nur Kopfschütteln, sondern blankes Entsetzen auslöst.
Milliardengrab statt Zukunftsinvestition
Die Rechnung ist so simpel wie erschreckend: Gaskraftwerke rentieren sich erst ab 4000 Betriebsstunden pro Jahr. Die geplanten Backup-Kraftwerke kämen aber nur auf etwa 2500 Stunden – sie würden also von Anfang an als Verlustgeschäft konzipiert. Professor Volker Quaschning von der HTW Berlin bringt es auf den Punkt: "Was halb so oft läuft, ist im Betrieb doppelt so teuer." Eine Binsenweisheit, die offenbar noch nicht bis ins Wirtschaftsministerium vorgedrungen ist.
Besonders pikant: Die Kosten für dieses Prestigeprojekt würden direkt auf die Stromrechnung der Bürger umgelegt. Sebastian Bolay von der DIHK warnt vor Preiserhöhungen von ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3500 kWh bedeutet das für eine Familie zusätzliche Kosten von bis zu 70 Euro pro Jahr – und das in Zeiten, in denen viele Menschen bereits unter der Inflation ächzen.
Experten sprechen Klartext: "Nonsens" und "Schwachsinn"
Selten haben sich Wissenschaftler so deutlich zu einem Regierungsvorhaben geäußert. Matthias Mier vom renommierten ifo-Institut bezeichnet die Pläne unverblümt als "Schwachsinn" und "Nonsens". Seine Begründung ist bestechend: Deutschland verfüge bereits über ausreichend Gaskraftwerke für Notfälle. Was fehle, seien moderne Speicherlösungen wie Batterien oder Wasserstoffspeicher.
"Ein Speicher, der recht wenig genutzt wird, ist viel sinnvoller als ein Gaskraftwerk, das fast nie genutzt wird. Weil Gaskraftwerke hab' ich, ich kann eigentlich mit dem alten Park recht lang überleben."
Auch das Umweltbundesamt schlägt Alarm. UBA-Präsident Dirk Messner warnt eindringlich vor einer "Rekarbonisierung" der deutschen Energieversorgung. Seine Befürchtung: Zu viele Gaskapazitäten könnten den Ausbau von Netzen und Speichern bremsen – mit fatalen Folgen für Klima und Geldbeutel gleichermaßen.
Die wahre Agenda: Rückwärtsgewandte Energiepolitik
Was steckt wirklich hinter Reiches Plänen? Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier alte Seilschaften bedient werden sollen. Während die Welt auf Innovation setzt, klammert sich die neue Bundesregierung an fossile Technologien. Die vollmundigen Versprechen, die Kraftwerke später auf Wasserstoff umzurüsten, klingen nach dem üblichen politischen Placebo – zumal grüner Wasserstoff in ausreichenden Mengen noch in weiter Ferne liegt.
Besonders bitter: Im Koalitionsvertrag ist von bis zu 20 Gigawatt neuer Gaskraftwerksleistung bis 2030 die Rede. Eine Hausnummer, die selbst optimistische Schätzungen des tatsächlichen Bedarfs weit übersteigt. Hier wird offenbar nach dem Motto "Viel hilft viel" geplant – koste es, was es wolle.
Die Alternative liegt auf der Hand
Statt Milliarden in überflüssige Gaskraftwerke zu versenken, sollte die Bundesregierung endlich in zukunftsfähige Technologien investieren. Moderne Batteriespeicher, intelligente Netze und dezentrale Energielösungen wären nicht nur klimafreundlicher, sondern langfristig auch günstiger. Doch dafür bräuchte es Mut zur Innovation – eine Eigenschaft, die der Großen Koalition offenbar abhandengekommen ist.
Die ersten Ausschreibungen sollen noch in diesem Jahr starten. Es bleibt zu hoffen, dass sich bis dahin die Vernunft durchsetzt. Andernfalls droht Deutschland nicht nur beim Klimaschutz den Anschluss zu verlieren, sondern auch eine beispiellose Verschwendung von Steuergeldern. In Zeiten knapper Kassen und drängender Zukunftsaufgaben kann sich das Land solche Fehlentscheidungen schlicht nicht leisten.
Fazit: Reiches Gaskraftwerk-Pläne sind ein Paradebeispiel für rückwärtsgewandte Politik, die weder ökonomisch noch ökologisch Sinn ergibt. Statt auf bewährte fossile Technologien zu setzen, sollte Deutschland endlich den Mut aufbringen, konsequent in die Energiewende zu investieren. Alles andere ist Augenwischerei auf Kosten kommender Generationen.