Kettner Edelmetalle
25.06.2025
16:14 Uhr

Putins Angst vor Handschellen: Wenn der starke Mann plötzlich schwach wird

Was für eine Ironie des Schicksals! Der Mann, der sich gerne als unerschrockener Anführer inszeniert, der mit nacktem Oberkörper auf Pferden reitet und Bären jagt, kneift nun vor einer Reise nach Brasilien. Wladimir Putin, der russische Präsident, wird beim kommenden Brics-Gipfel in Rio de Janeiro nur per Videoschalte zugeschaltet sein. Der Grund? Pure Angst vor einer möglichen Verhaftung.

Der Haftbefehl als unsichtbare Fessel

Seit März 2023 schwebt über Putin das Damoklesschwert eines internationalen Haftbefehls. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag wirft ihm Kriegsverbrechen vor – insbesondere die systematische Deportation ukrainischer Kinder aus besetzten Gebieten. Ein Vorwurf, der schwer wiegt und den der Kreml vehement bestreitet. Doch die Realität zeigt: Selbst die lauteste Leugnung kann die juristische Bedrohung nicht wegwischen.

Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow versuchte die peinliche Situation diplomatisch zu umschreiben. Man habe es mit "gewissen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit den Anforderungen des Internationalen Strafgerichtshofs" zu tun. Eine bemerkenswert zahme Formulierung für das, was es wirklich ist: Die nackte Furcht vor Verhaftung.

Brasilien zwischen den Stühlen

Besonders pikant ist die Rolle Brasiliens in diesem diplomatischen Schauspiel. Die brasilianische Regierung konnte laut Uschakow "keine eindeutige Haltung einnehmen", die Putin eine sichere Teilnahme garantiert hätte. Anders ausgedrückt: Selbst ein Brics-Partner ist nicht bereit, für den russischen Präsidenten den Kopf hinzuhalten und internationale Rechtsnormen zu ignorieren.

Diese Entwicklung zeigt deutlich, wie isoliert Putin mittlerweile auf der Weltbühne agiert. Wenn selbst vermeintliche Verbündete keine klaren Zusicherungen geben können oder wollen, spricht das Bände über den tatsächlichen internationalen Status des Kreml-Chefs.

Ein Muster der Vermeidung

Dies ist nicht das erste Mal, dass Putin wichtige internationale Treffen meidet. Bereits 2023 fehlte er beim Brics-Gipfel in Südafrika – aus denselben Gründen. Die Ausnahme bildete sein Besuch in der Mongolei im September 2024, wo er trotz der IStGH-Mitgliedschaft des Landes feierlich empfangen wurde. Doch solche Ausnahmen bestätigen nur die Regel: Putins Bewegungsfreiheit auf der internationalen Bühne ist drastisch eingeschränkt.

Interessanterweise wird Putin beim kommenden Gipfel nicht der einzige prominente Abwesende sein. Auch der chinesische Präsident Xi Jinping soll laut Berichten voraussichtlich nicht persönlich erscheinen. Während bei Xi die Gründe unklar bleiben, ist Putins Fernbleiben eindeutig der juristischen Bedrohung geschuldet.

Die Schwäche hinter der Stärke

Was bedeutet diese Entwicklung für Russlands internationale Position? Ein Staatschef, der aus Furcht vor Verhaftung nicht mehr frei reisen kann, büßt erheblich an Prestige und Einfluss ein. Die Videoschalte mag technisch funktionieren, doch sie kann die persönliche Präsenz und die damit verbundenen Möglichkeiten für vertrauliche Gespräche am Rande solcher Gipfel nicht ersetzen.

Außenminister Sergej Lawrow wird zwar vor Ort sein, doch sein Auftreten kann die Abwesenheit seines Chefs nicht kompensieren. In der Welt der Diplomatie, wo persönliche Beziehungen und Symbolik eine entscheidende Rolle spielen, ist Putins erzwungene Abwesenheit ein deutliches Zeichen der Schwäche.

Die Ironie der Geschichte

Es entbehrt nicht einer gewissen historischen Ironie, dass ausgerechnet Putin, der sich gerne als Wiederhersteller russischer Größe inszeniert, nun wie ein Gefangener im eigenen Land sitzt. Während er innenpolitisch weiterhin den starken Mann markiert, schrumpft sein internationaler Aktionsradius zusehends. Die Brics-Gruppe, einst als Gegengewicht zum Westen konzipiert, kann ihm keinen sicheren Hafen bieten.

Diese Entwicklung sollte all jenen zu denken geben, die in autoritären Führern die Lösung für komplexe internationale Herausforderungen sehen. Putins selbstverschuldete Isolation zeigt eindringlich: Wer sich über internationales Recht hinwegsetzt, wird früher oder später die Konsequenzen tragen müssen. Auch wenn es nur in Form einer erzwungenen Videoschalte ist.

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