
Polen und Schweden schmieden Verteidigungsallianz gegen östliche Bedrohungen
Während die Spannungen an der NATO-Ostflanke weiter zunehmen, haben Polen und Schweden ihre militärische Zusammenarbeit mit einem neuen Verteidigungsabkommen auf eine neue Stufe gehoben. Der polnische Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz verkündete die Unterzeichnung des Pakts am Dienstag auf der Verteidigungsmesse MSPO in Kielce nach einem Treffen mit seinem schwedischen Amtskollegen Pål Jonson.
Strategische Partnerschaft in unsicheren Zeiten
Die Details des Abkommens bleiben vorerst unter Verschluss – ein Umstand, der in Zeiten erhöhter Sicherheitsbedenken durchaus nachvollziehbar erscheint. Das polnische Verteidigungsministerium ließ lediglich verlauten, dass die Vereinbarung die Zusammenarbeit in der Verteidigungsindustrie, gemeinsame Beschaffungen und militärische Übungen umfasse. Angesichts der russischen Aggression in der Ukraine und der permanenten Bedrohung durch Belarus dürfte diese Kooperation jedoch weit über symbolische Gesten hinausgehen.
Besonders bemerkenswert ist die Geschwindigkeit, mit der sich diese Allianz entwickelt hat. Schweden ist erst seit März 2024 NATO-Mitglied, doch die militärische Verflechtung mit Polen hat bereits eine Intensität erreicht, die selbst langjährige Bündnispartner in den Schatten stellt. Dies zeigt, wie ernst beide Länder die Bedrohungslage im Ostseeraum nehmen – und wie entschlossen sie sind, ihr dagegen vorzugehen.
Schwedische Kampfjets sichern Polens Luftraum
Die praktische Umsetzung dieser Partnerschaft ist bereits in vollem Gange. Seit April sind sechs schwedische JAS-39 Gripen-Kampfflugzeuge samt Piloten und Bodenpersonal im nordpolnischen Malbork stationiert. Diese hochmodernen Maschinen verstärken die NATO-Luftraumüberwachung und senden ein unmissverständliches Signal an potenzielle Aggressoren: Der Westen steht geschlossen zusammen.
"Von den ersten Tagen an, als Sie sich entschieden, der Nordatlantischen Allianz beizutreten, haben wir diese Entscheidung unterstützt, und wir unterstützen uns weiterhin gegenseitig"
Mit diesen Worten würdigte Kosiniak-Kamysz die schwedische Unterstützung. Es sei "schwer, ein anderes Beispiel" innerhalb der NATO zu finden, bei dem sich die Zusammenarbeit mit einem neuen Mitglied so tiefgreifend entwickelt habe.
Gemeinsame Manöver als Antwort auf russisch-belarussische Drohgebärden
Die militärische Kooperation beschränkt sich keineswegs auf die Luftwaffe. Schwedische Truppen werden auch an den diese Woche in Polen gestarteten "Iron Defender"-Übungen teilnehmen – eine direkte Antwort auf die russisch-belarussischen "Zapad-25"-Manöver. Während Moskau und Minsk mit ihren Militärübungen Stärke demonstrieren wollen, zeigt die NATO-Ostflanke Entschlossenheit und Einigkeit.
Diese Entwicklung unterstreicht eine fundamentale Verschiebung in der europäischen Sicherheitsarchitektur. Die traditionell neutralen nordischen Staaten haben ihre jahrzehntelange Zurückhaltung aufgegeben und positionieren sich klar an der Seite ihrer östlichen Nachbarn. Für Polen, das seit Jahren vor der russischen Bedrohung warnt, ist dies eine späte, aber umso wichtigere Bestätigung seiner Sicherheitspolitik.
Ein Signal an Moskau und Berlin
Das polnisch-schwedische Verteidigungsabkommen sendet mehrere Botschaften. An Moskau gerichtet bedeutet es: Die NATO-Ostflanke wird nicht nur verteidigt, sondern aktiv verstärkt. Jeder Versuch einer weiteren Aggression würde auf einen geschlossenen und gut vorbereiteten Widerstand treffen.
Gleichzeitig dürfte das Abkommen auch in Berlin aufmerksam registriert werden. Während die deutsche Bundesregierung weiterhin zögert und zaubert, wenn es um konkrete militärische Unterstützung für die östlichen Partner geht, schaffen Polen und Schweden Fakten. Sie zeigen, wie ernst gemeinte Sicherheitspolitik in Zeiten existenzieller Bedrohungen aussehen muss: entschlossen, praktisch und ohne endlose Debatten über politische Befindlichkeiten.
Die neue Achse Warschau-Stockholm könnte zum Modell für die zukünftige Sicherheitsarchitektur Europas werden – eine Architektur, in der nicht mehr nur auf Washington gewartet wird, sondern in der europäische Staaten selbst Verantwortung übernehmen. In Zeiten, in denen die transatlantischen Beziehungen unter Präsident Trump erneut auf dem Prüfstand stehen, ist dies mehr als nur eine militärische Notwendigkeit – es ist ein Gebot der politischen Vernunft.
- Themen:
- #CDU-CSU