
Modi bricht das Eis: Indiens Premier reist nach sieben Jahren erstmals wieder nach China
Nach sieben Jahren eisiger Funkstille wagt Narendra Modi den Schritt über die Schwelle des Drachens. Der indische Premierminister reist am Wochenende zum Gipfeltreffen der Shanghai Cooperation Organization nach Tianjin – sein erster China-Besuch seit den blutigen Zusammenstößen im Galwan-Tal 2020, die das Verhältnis der beiden asiatischen Giganten auf einen historischen Tiefpunkt stürzen ließen.
Trump als unfreiwilliger Kuppler?
Ausgerechnet Donald Trumps aggressive Zollpolitik könnte nun zum Kitt werden, der die zerbrochene Beziehung zwischen Delhi und Peking notdürftig zusammenflickt. Mit seinen drakonischen Importzöllen von 20 Prozent auf EU-Waren und satten 34 Prozent auf chinesische Produkte treibt der US-Präsident die beiden Rivalen in eine Zweckgemeinschaft, die noch vor Kurzem undenkbar schien.
Die Ironie der Geschichte: Während Trump mit seiner "America First"-Politik die Welt in Aufruhr versetzt, könnten seine protektionistischen Maßnahmen ungewollt eine asiatische Allianz schmieden, die Washingtons Einfluss in der Region schwächt. Ein geopolitisches Eigentor erster Güte.
Foxconns Rückzug als Warnsignal
Wie fragil die Annäherung zwischen den beiden Nachbarn ist, zeigte sich erst kürzlich, als Foxconn auf Geheiß Pekings Hunderte chinesische Ingenieure aus einer indischen Fabrik abzog. Die Botschaft war unmissverständlich: China will seinen technologischen Vorsprung nicht kampflos preisgeben.
"Das Misstrauen gegenüber China sitzt tief in Indien", konstatiert Amit Bhandari vom Think Tank Gateway House nüchtern.
Und doch zwingen die wirtschaftlichen Realitäten beide Seiten an den Verhandlungstisch. Indiens Handelsdefizit mit China explodierte auf schwindelerregende 99,2 Milliarden Dollar – ein Ungleichgewicht, das Delhi zunehmend Kopfschmerzen bereitet. Gleichzeitig importierte Indien chinesische Waren im Rekordwert von 113,45 Milliarden Dollar.
Abhängigkeit als Achillesferse
Besonders brisant: Indiens ambitionierte Pläne für eine grüne Verkehrswende hängen am seidenen Faden chinesischer Lieferketten. Bis 2030 sollen 30 Prozent aller Neufahrzeuge elektrisch fahren – ein Luftschloss ohne chinesische Seltene Erden, Lithium und Kobalt. Die indische Regierung hat ihre Automobilindustrie in eine gefährliche Abhängigkeit manövriert, die sich im Ernstfall als strategische Verwundbarkeit erweisen könnte.
Auch in anderen Schlüsselsektoren dominiert das Reich der Mitte: 70 Prozent der pharmazeutischen Wirkstoffe bezieht Indien aus China, bei Biosimilaren sind es sogar 90 Prozent. Eine Abhängigkeit, die im Pandemiefall zur existenziellen Bedrohung werden könnte.
Pekings Charmeoffensive
Chinas Außenminister Wang Yi schlug bei seinem Delhi-Besuch versöhnliche Töne an und versprach, Indiens Bedarf an Seltenen Erden, Tunnelbohrmaschinen und Düngemitteln zu decken. Doch hinter der diplomatischen Fassade lauern handfeste wirtschaftliche Interessen: Chinesische Unternehmen wie BYD schielen auf den boomenden indischen Markt, während sie zu Hause mit Überkapazitäten und schwächelnder Nachfrage kämpfen.
Die Wiederaufnahme der seit 2020 ausgesetzten Direktflüge zwischen beiden Ländern sendet ein vorsichtiges Signal der Entspannung. Auch indische Konzerne wie Reliance und Adani suchen verstärkt die Partnerschaft mit chinesischen Unternehmen.
Der Schatten Pakistans
Doch alte Wunden heilen langsam. Chinas enge Militärkooperation mit Erzfeind Pakistan bleibt ein Stachel im Fleisch Delhis. 81 Prozent aller pakistanischen Waffenimporte stammen aus China – eine strategische Partnerschaft, die Indien als direkte Bedrohung wahrnimmt.
Modis Reise nach Tianjin wird keine Wunder vollbringen. Zu tief sitzen die Gräben, zu groß ist das gegenseitige Misstrauen. Doch in einer Welt, in der Washington zunehmend unberechenbar agiert und Europa in seiner eigenen Krise gefangen ist, könnten wirtschaftliche Zwänge die ungleichen Nachbarn zu einer pragmatischen Koexistenz zwingen.
Der Tanz zwischen Elefant und Drache bleibt ein vorsichtiges Tasten – kein leidenschaftlicher Tango, sondern eher ein steifer Walzer auf dünnem Eis. Ob daraus mehr wird, hängt nicht zuletzt davon ab, wie lange Trumps Zollkeule beide Seiten in dieselbe Richtung treibt.
Gold als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten
Während die geopolitischen Spannungen zwischen den Großmächten zunehmen und Handelskriege die Weltwirtschaft erschüttern, erweist sich physisches Gold einmal mehr als krisenfester Anker im Vermögensportfolio. In Zeiten, in denen Währungen unter Druck geraten und politische Unwägbarkeiten die Märkte verunsichern, bieten Edelmetalle eine bewährte Absicherung gegen die Launen der Weltpolitik.
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