
Israels gefährliches Spiel: Neue Milizen gegen Hamas – mit fragwürdiger Unterstützung der Palästinensischen Autonomiebehörde
Die Situation im Gazastreifen nimmt eine beunruhigende Wendung. Israelische Medien berichten über die Entstehung zweier neuer bewaffneter Gruppen, die mit israelischer Rückendeckung gegen die Hamas operieren sollen. Was auf den ersten Blick wie eine strategische Maßnahme zur Terrorbekämpfung erscheinen mag, offenbart bei genauerer Betrachtung ein gefährliches Spiel mit unabsehbaren Folgen.
Zweifelhafte Allianzen im Kriegsgebiet
Nach Angaben der israelischen Nachrichtenplattform Ynet sind diese Milizen in Gaza-Stadt und Khan Yunis aktiv – genau dort, wo die israelischen Streitkräfte derzeit präsent sind. Das Pikante dabei: Diese Gruppen sollen nicht nur direkt mit der israelischen Armee koordinieren, sondern auch Gehälter von der Palästinensischen Autonomiebehörde beziehen. Ein Arrangement, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet.
Die erste Gruppe operiert ausgerechnet im Stadtteil Shujaiya von Gaza-Stadt, einem Gebiet, das historisch als Hochburg des Widerstands bekannt ist. Angeführt wird sie angeblich von Rami Halles, einem Anti-Hamas-Aktivisten mit Verbindungen zur Fatah-Partei. Die zweite Miliz in Khan Yunis steht unter der Führung eines gewissen Yasser Hnaidek, der israelische Waffen und humanitäre Hilfe erhalten soll.
Dementis und Widersprüche
Interessanterweise haben sowohl Hnaidek als auch der Halles-Clan vehement jegliche Zusammenarbeit mit Israel bestritten. In einem Video bekräftigte Hnaidek seine Loyalität zum Widerstand und betonte, dass die Hamas genau wisse, wer er sei. Diese Dementis werfen die Frage auf: Handelt es sich hier um eine ausgeklügelte Desinformationskampagne oder um tatsächliche Falschmeldungen?
"Ich bin mit dem Widerstand und der internen Front in Gaza", erklärte Hnaidek in dem Video und fügte hinzu: "Hamas weiß, wer ich bin."
Ein gefährliches Präzedenzfall
Diese Entwicklungen folgen auf Berichte über eine weitere israelisch unterstützte Gruppe in Rafah, angeführt von Yasser Abu Shabab, der angeblich Verbindungen zum IS haben soll. Diese Bande wurde beschuldigt, humanitäre Hilfskonvois zu plündern und im Drogenhandel aktiv zu sein. Die Hamas hat Abu Shabab ein Ultimatum von zehn Tagen gesetzt, sich wegen Hochverrats und bewaffneter Rebellion zu stellen.
Als Reaktion auf diese Milizen hat die Hamas-geführte Verwaltung in Gaza Ende 2024 eine Polizeieinheit namens "Arrow" (Sahem) gegründet, die gegen Plünderer und israelisch unterstützte Milizen vorgehen soll. Die Folge sind blutige Zusammenstöße, bei denen nach Angaben von Abu Shababs Miliz bereits über 50 ihrer "Freiwilligen" getötet wurden.
Die Spirale der Gewalt dreht sich weiter
Was wir hier beobachten, ist nichts anderes als die Schaffung eines Bürgerkriegs innerhalb eines bereits verwüsteten Gebiets. Israel scheint bereit zu sein, palästinensische Gruppen gegeneinander auszuspielen – eine Strategie, die historisch betrachtet selten zu dauerhaftem Frieden geführt hat. Die Tatsache, dass die Palästinensische Autonomiebehörde offenbar in diese fragwürdigen Arrangements verwickelt ist, wirft ein bezeichnendes Licht auf deren Glaubwürdigkeit als Vertretung palästinensischer Interessen.
Während Israel weiterhin behauptet, die Hamas würde humanitäre Hilfe für sich abzweigen – eine Anschuldigung, die von den Vereinten Nationen öffentlich zurückgewiesen wurde –, entstehen neue bewaffnete Akteure, die das Chaos nur vergrößern. Die Leidtragenden sind wie immer die Zivilisten, die zwischen den Fronten gefangen sind.
Diese Entwicklung zeigt einmal mehr, wie komplex und verfahren die Situation im Nahen Osten ist. Während die internationale Gemeinschaft weiterhin nach Lösungen sucht, verschärft sich die Lage vor Ort durch solche zweifelhaften Allianzen nur noch weiter. Es bleibt abzuwarten, ob diese neue Strategie tatsächlich zur Schwächung der Hamas führt oder ob sie lediglich neue Konfliktherde schafft, die die Region noch weiter destabilisieren werden.
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