
Iran pocht auf Atomrecht: Teheran lehnt Einschränkungen bei ziviler Nutzung kategorisch ab
Die Verhandlungen zwischen dem Iran und den USA über ein neues Atomabkommen scheinen in eine Sackgasse geraten zu sein. Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi machte am Montag in Kairo unmissverständlich klar, dass sein Land keinerlei Einschränkungen bei der zivilen Nutzung der Atomenergie akzeptieren werde. Eine Haltung, die die ohnehin festgefahrenen Gespräche weiter verkompliziert.
Klare Ansage aus Teheran
„Wenn das Ziel ist, dem Iran seine friedlichen Aktivitäten zu verwehren, dann wird sicher keine Einigung erzielt", stellte Araghtschi bei einer Pressekonferenz klar. Diese Aussage erfolgte kurz vor einem Treffen mit dem ägyptischen Außenminister und dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi. Der iranische Chefdiplomat betonte jedoch, dass eine Einigung möglich sei, wenn es darum gehe zu garantieren, dass der Iran nicht nach Atomwaffen strebe.
Die Äußerungen kommen zu einem brisanten Zeitpunkt: Ein kürzlich veröffentlichter IAEA-Bericht zeigt, dass der Iran seinen Bestand an auf 60 Prozent angereichertem Uran in den vergangenen drei Monaten erheblich ausgebaut habe. Zum Vergleich: Für den Bau von Atomwaffen wäre ein Anreicherungsgrad von etwa 90 Prozent erforderlich. Eine Entwicklung, die in Washington und Tel Aviv die Alarmglocken schrillen lässt.
Diplomatisches Tauziehen ohne Fortschritt
Seit Mitte April führen die USA und der Iran Gespräche über ein mögliches neues Abkommen. Doch die bisherigen fünf Verhandlungsrunden blieben ergebnislos. Der Iran beharrt darauf, ein „friedliches Atomprogramm" zu betreiben und habe „nichts zu verstecken", wie Araghtschi versicherte. Teheran sei bereit, diese Zusicherung gegenüber jeder Partei oder Einrichtung abzugeben.
Die westlichen Staaten sehen das freilich anders. Sie werfen dem Iran vor, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung den Bau von Atomwaffen voranzutreiben. Eine Einschätzung, die der Iran seit Jahren vehement zurückweist. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass der Iran laut IAEA der einzige Staat ohne Atomwaffen ist, der Uran in diesem hohen Maße anreichert.
Trump erhöht den Druck
Aus Washington kommen unterdessen deutliche Drohungen. Der zurückgekehrte Präsident Trump drängt auf eine neue Vereinbarung und droht dem Iran für den Fall eines Scheiterns der Gespräche mit militärischem Vorgehen. Eine Rhetorik, die an die Zeiten seiner ersten Amtszeit erinnert und die Spannungen weiter anheizt.
IAEA-Chef Grossi forderte derweil „mehr Transparenz" von Teheran. Der Iran konterte prompt und wies den kritischen IAEA-Bericht als Resultat des Drucks „bestimmter europäischer Länder" auf die Atomenergiebehörde zurück. Ein diplomatisches Ping-Pong-Spiel, bei dem beide Seiten auf ihren Positionen beharren.
Historische Parallelen und aktuelle Realitäten
Die aktuelle Situation erinnert fatal an die gescheiterten Verhandlungen der Vergangenheit. Bereits 2015 hatte man sich auf das Atomabkommen JCPOA geeinigt, aus dem die USA unter Trump 2018 einseitig ausstiegen. Die Folge: Der Iran fühlte sich nicht mehr an die Vereinbarungen gebunden und fuhr sein Atomprogramm wieder hoch. Ein Teufelskreis, der sich nun zu wiederholen droht.
Was bleibt, ist die beunruhigende Erkenntnis, dass beide Seiten offenbar nicht bereit sind, von ihren Maximalpositionen abzurücken. Während der Iran auf seinem Recht zur zivilen Nutzung der Atomenergie pocht, fordern die USA und ihre Verbündeten weitreichende Einschränkungen und Kontrollen. Ein Kompromiss scheint in weiter Ferne.
Die Frage, die sich stellt: Wie lange kann diese diplomatische Pattsituation noch andauern, bevor einer der Beteiligten zu drastischeren Maßnahmen greift? Die Geschichte lehrt uns, dass solche festgefahrenen Situationen selten friedlich enden. Umso wichtiger wäre es, dass beide Seiten ihre starren Positionen überdenken und nach pragmatischen Lösungen suchen. Doch davon scheinen wir derzeit weiter entfernt denn je.
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