
Indonesische Frauen fegen mit Besen gegen Polizeigewalt – Ein Symbol des Widerstands
Was würde passieren, wenn deutsche Frauen mit Besen vor dem Bundestag aufmarschieren würden? In Indonesien ist genau das Realität geworden. Hunderte Frauen in rosa Kleidern zogen mit Besen bewaffnet zum Parlament in Jakarta – ein Protestbild, das um die Welt ging und Fragen aufwirft.
Der Tod, der das Fass zum Überlaufen brachte
Der Auslöser für die massiven Proteste war der tragische Tod des 21-jährigen Motorradtaxi-Fahrers Affan Kurniawan. Ein Polizeifahrzeug überfuhr den jungen Mann während einer Demonstration – ein schockierendes Video des Vorfalls verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien. Doch dieser Tod war nur der Funke, der ein Pulverfass zur Explosion brachte.
Die Wut der Bevölkerung richtet sich gegen ein System, das völlig den Bezug zur Realität verloren zu haben scheint. Während die Menschen mit steigenden Lebenshaltungskosten, höheren Steuern und wachsender Arbeitslosigkeit kämpfen, genehmigen sich die 580 Abgeordneten des Repräsentantenhauses eine monatliche Wohnungszulage von umgerechnet 3.075 US-Dollar – zusätzlich zu ihren üppigen Gehältern. Diese Summe entspricht dem Zehnfachen des Mindestlohns in Jakarta.
Rosa Mut und grüne Solidarität
Die Indonesische Frauen-Allianz (IWA), ein Zusammenschluss von 90 Frauenorganisationen, wählte ihre Symbolik mit Bedacht. Die Besen sollten "den Dreck des Staates, den Militarismus und die Polizeirepression wegfegen", erklärten die Demonstrantinnen. Rosa steht dabei für Mut, während andere Protestierende Grün trugen – die Farbe der Uniform des getöteten Fahrers.
"Proteste sind keine Verbrechen, sondern demokratische Rechte, die jedem Bürger zustehen"
Diese Worte der Demonstrantin Mutiara Ika könnten auch in Deutschland gesprochen worden sein, wo friedliche Proteste zunehmend kriminalisiert werden. Die indonesischen Frauen erinnern uns daran, dass Widerstand gegen staatliche Willkür ein Grundrecht ist – eine Lektion, die auch hierzulande wieder mehr Beachtung finden sollte.
Eskalation und halbherzige Zugeständnisse
Die Proteste eskalierten dramatisch. In Makassar auf der Insel Sulawesi brannte ein Parlamentsgebäude, in Jakarta wurden 1.240 Menschen festgenommen. Die Schäden werden auf 3,3 Millionen US-Dollar geschätzt. Präsident Prabowo Subianto reagierte mit harter Hand und sprach sogar von "Verrat und Terrorismus" – eine Rhetorik, die fatal an autoritäre Regime erinnert.
Unter dem Druck der Straße machte die Regierung schließlich Zugeständnisse: Die umstrittene Wohnungszulage soll gekürzt, Auslandsreisen der Parlamentarier ausgesetzt werden. Doch für viele Demonstranten sind das nur Tropfen auf den heißen Stein. Es gehe nicht nur um einzelne Missstände, sondern um grundlegende Fragen von Ungleichheit, Regierungsführung und Rechenschaftspflicht.
Lehren für Deutschland?
Der Blick nach Indonesien sollte uns nachdenklich stimmen. Auch in Deutschland wächst die Kluft zwischen politischer Elite und Bevölkerung. Während Politiker sich selbst großzügig bedienen, werden die Bürger mit immer neuen Belastungen konfrontiert. Die indonesischen Frauen mit ihren Besen zeigen: Manchmal braucht es starke Symbole und entschlossenes Handeln, um verkrustete Strukturen aufzubrechen.
Die UN-Menschenrechtskommission forderte bereits "prompte, gründliche und transparente Untersuchungen" der Polizeigewalt in Jakarta. Eine Forderung, die angesichts zunehmender Polizeigewalt auch bei deutschen Demonstrationen relevant erscheint. Wenn Frauen zu Besen greifen müssen, um gehört zu werden, ist das ein Alarmsignal für jede Demokratie – ob in Indonesien oder anderswo.
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