Kettner Edelmetalle
18.06.2025
06:57 Uhr

G-7-Gipfel offenbart tiefe Risse: USA blockieren Ukraine-Resolution während Nahost-Krise eskaliert

Der jüngste G-7-Gipfel im kanadischen Kananaskis hat einmal mehr die erschreckende Uneinigkeit der westlichen Industrienationen offengelegt. Während der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verzweifelt um weitere Unterstützung für sein Land warb, verhinderten ausgerechnet die USA eine gemeinsame Erklärung zur Verurteilung des russischen Vorgehens. Ein diplomatisches Armutszeugnis, das Fragen über die Zukunft der transatlantischen Allianz aufwirft.

Trumps vorzeitige Abreise sendet fatales Signal

Die vorzeitige Abreise des US-Präsidenten Donald Trump nach nur einem Gipfeltag könnte symbolträchtiger kaum sein. Während sechs der sieben Industrienationen – Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan und Kanada – eine Resolution mit „starker Sprache" gegen Russland unterstützen wollten, blockierte die zurückgebliebene US-Delegation jeden Fortschritt. Die Begründung Trumps, er müsse sich der eskalierenden Nahost-Krise widmen, mag nachvollziehbar sein. Doch das Signal an Moskau ist verheerend: Der Westen spricht nicht mehr mit einer Stimme.

Besonders bitter für Selenskyj: Das erhoffte Treffen mit Trump vor dem NATO-Gipfel in Den Haag fiel ins Wasser. Der ukrainische Staatschef, der seit über drei Jahren um das Überleben seines Landes kämpft, musste mit leeren Händen abreisen. Zwar betonte Bundeskanzler Friedrich Merz, es gebe einen „Konsens" zur weiteren militärischen Unterstützung der Ukraine, und Kanadas Premierminister Mark Carney sagte Militärhilfen in Milliardenhöhe zu. Doch ohne die volle Rückendeckung der USA bleiben diese Zusagen Stückwerk.

Die neue Realität der Weltpolitik

Was sich in Kanada abspielte, ist mehr als nur ein diplomatischer Zwischenfall. Es markiert einen Wendepunkt in der internationalen Ordnung. Die USA, einst unbestrittene Führungsmacht des Westens, scheinen ihre Prioritäten neu zu ordnen. „Die Prioritäten der Amerikaner liegen derzeit woanders", brachte es WELT-Korrespondent Christoph Wanner treffend auf den Punkt.

„Israel macht die Drecksarbeit für die westlichen Verbündeten"

Diese bemerkenswert offenen Worte von Bundeskanzler Merz im ZDF-Interview zeigen, wie sehr sich die geopolitischen Realitäten verschoben haben. Während Europa weiter auf Diplomatie und Sanktionen setzt, eskaliert die Lage im Nahen Osten dramatisch. Israels Angriffe auf iranische Atomanlagen und die Gegenreaktion Teherans haben eine neue Dimension der Konfrontation eröffnet.

Europa zwischen allen Stühlen

Die europäischen Staats- und Regierungschefs finden sich in einer zunehmend prekären Lage wieder. Einerseits müssen sie die Ukraine weiter unterstützen, um nicht vor Russland einzuknicken. Andererseits droht Trump mit massiven Zöllen gegen die EU, sollte bis zum 9. Juli keine Einigung erzielt werden. Merz' Versuch, gemeinsam mit Macron und Meloni Trump umzustimmen, scheiterte an dessen vorzeitiger Abreise.

Trumps lapidare Bemerkung auf dem Rückflug, die EU rede nur und habe ihm „noch keinen fairen Deal" angeboten, zeigt die Verachtung, mit der die neue US-Administration ihre traditionellen Verbündeten behandelt. Die von Trump verhängten Zölle – 20% auf EU-Importe – treffen die deutsche Exportwirtschaft hart und könnten eine neue Wirtschaftskrise auslösen.

Die Illusion der westlichen Einheit

Während die G-7 noch sechs gemeinsame Erklärungen zu Themen wie Migration, Künstlicher Intelligenz und Rohstoffen verabschieden konnten, offenbarte sich bei den wirklich drängenden Fragen die tiefe Spaltung. Die Forderung nach einer „Deeskalation" im Nahen Osten wirkt angesichts der militärischen Eskalation zwischen Israel und dem Iran wie eine hilflose Beschwörungsformel.

Merz' „vorsichtiger Optimismus", dass es in den USA doch noch zu verschärften Sanktionen gegen Russland kommen könnte, wirkt vor diesem Hintergrund naiv. Die Realität ist: Washington verfolgt längst eine eigene Agenda, in der europäische Interessen bestenfalls eine untergeordnete Rolle spielen.

Zeit für eine neue deutsche Außenpolitik

Die Ereignisse von Kananaskis sollten ein Weckruf für Deutschland sein. Die Zeiten, in denen man sich bequem unter dem amerikanischen Schutzschirm einrichten konnte, sind vorbei. Europa muss endlich erwachsen werden und seine eigenen Interessen definieren und durchsetzen. Das bedeutet auch, unbequeme Wahrheiten auszusprechen: Die aktuelle Bundesregierung hat es versäumt, Deutschland auf diese neue Weltordnung vorzubereiten.

Statt weiter auf transatlantische Harmonie zu hoffen, sollte Deutschland seine Verteidigungsfähigkeit massiv ausbauen und gleichzeitig seine wirtschaftliche Resilienz stärken. In Zeiten geopolitischer Unsicherheit gewinnen traditionelle Werte wie Stabilität und Sicherheit wieder an Bedeutung – auch bei der Vermögensanlage. Physische Edelmetalle wie Gold und Silber haben sich über Jahrhunderte als krisenfeste Anlage bewährt und sollten in keinem ausgewogenen Portfolio fehlen.

Der G-7-Gipfel von Kananaskis wird in die Geschichte eingehen – nicht als Moment der Einigkeit, sondern als Symbol für das Ende einer Ära. Die multipolare Weltordnung ist keine ferne Zukunftsvision mehr, sondern brutale Gegenwart. Deutschland und Europa müssen sich dieser Realität stellen, bevor es zu spät ist.

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