Kettner Edelmetalle
02.09.2025
17:38 Uhr

Fed vor entscheidender Weichenstellung: Arbeitsmarkt sendet widersprüchliche Signale

Die amerikanische Notenbank steht vor einem Dilemma, das symptomatisch für die wirtschaftspolitischen Herausforderungen unserer Zeit ist. Während die Beschäftigungszahlen der letzten drei Monate auf dem schwächsten Niveau seit der Finanzkrise 2007-2009 verharren, präsentiert sich die Arbeitslosenquote mit stabilen 4,2 Prozent erstaunlich robust. Ein Paradoxon, das die Entscheidungsträger in Washington vor eine Zerreißprobe stellt.

Zwischen Alarmismus und Gelassenheit

Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mit durchschnittlich nur 35.000 neuen Arbeitsplätzen in den vergangenen drei Monaten bewegt sich das Jobwachstum auf einem Niveau, das in früheren Jahren Panik ausgelöst hätte. Doch die Zeiten haben sich geändert – nicht zuletzt durch die restriktivere Einwanderungspolitik unter Präsident Trump, die das sogenannte "Breakeven-Level" für Neueinstellungen drastisch gesenkt haben dürfte.

John Williams, Präsident der New Yorker Fed, gibt sich betont gelassen. Er verweist auf das solide Lohnwachstum von etwa vier Prozent jährlich – genug, um die Arbeitnehmer vor der Inflation zu schützen, aber nicht so viel, dass es neue Inflationssorgen schüren würde. Eine bequeme Interpretation, die jedoch die tieferliegenden strukturellen Probleme elegant umschifft.

Die Gretchenfrage der Geldpolitik

Nela Richardson, Chefökonomin beim Gehaltsabrechnungsdienstleister ADP, bringt es auf den Punkt: "Befinden wir uns in einem stabilen Gleichgewicht oder ist das nur eine Raststätte auf dem Weg zu etwas anderem?" Diese Frage dürfte die Fed-Mitglieder bei ihrer Sitzung am 16. und 17. September umtreiben, wenn sie über eine mögliche Zinssenkung entscheiden müssen.

"Wir sehen einen Arbeitsmarkt, der hauptsächlich eine Verlangsamung bei Neueinstellungen widerspiegelt und eine Art Zurückhaltung bei Entlassungen. Aber die Frage ist: Ist das ein stabiles Gleichgewicht?"

Die Märkte setzen bereits auf eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt – eine Erwartung, die nicht zuletzt durch den anhaltenden Druck aus dem Weißen Haus befeuert wird. Trump macht keinen Hehl daraus, dass er niedrigere Zinsen fordert, was die Fed in eine delikate Position bringt. Soll sie ihre Unabhängigkeit demonstrieren und hart bleiben, oder den wirtschaftlichen Realitäten Rechnung tragen?

Inflationsgespenst lauert noch immer

Trotz aller Arbeitsmarktsorgen kann die Fed die Inflation nicht einfach ignorieren. Die befürchtete Durchschlagskraft der Trump'schen Zölle auf die Verbraucherpreise blieb zwar bisher moderater als erwartet, doch der Fortschritt zurück zum Zwei-Prozent-Ziel stockt bedenklich. Besonders beunruhigend: Einige Dienstleistungssektoren zeigen steigende Preise – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Notenbanker hofften, die Inflation sei auf Güter beschränkt.

Fed-Chef Powell versuchte beim Jackson-Hole-Symposium die Quadratur des Kreises: Einerseits öffnete er die Tür für Zinssenkungen, andererseits schwor er, keine dauerhafte Inflationsproblematik zuzulassen. Ein Drahtseilakt, der die tiefen Gräben innerhalb der Fed offenbart.

Datenchaos als Entscheidungsgrundlage

Die widersprüchlichen Signale machen eine klare Lagebeurteilung nahezu unmöglich. Während die Einstellungsrate sinkt – oft ein Vorbote steigender Arbeitslosigkeit – bleiben die durchschnittlichen Arbeitsstunden stabil. Unternehmen kürzen normalerweise erst die Stunden, bevor sie Mitarbeiter entlassen. Dass dies nicht geschieht, könnte für einen gesunden Arbeitsmarkt sprechen. Oder ist es nur die Ruhe vor dem Sturm?

Fed-Gouverneur Chris Waller, der bereits im Juli für eine Zinssenkung plädierte, warnt eindringlich: "Die Arbeitsnachfrage könnte am Rande eines scharfen Rückgangs stehen." Seine Mahnung, nicht zu warten, bis sich der Arbeitsmarkt verschlechtert, bevor die Zinsen gesenkt werden, klingt wie ein Weckruf an seine zögerlichen Kollegen.

Fazit: Unsicherheit als neue Normalität

Die Fed navigiert in unruhigen Gewässern. Die September-Entscheidung wird zum Lackmustest dafür, ob die Notenbank bereit ist, über die inflationären Auswirkungen der Trump'schen Wirtschaftspolitik hinwegzusehen und sich auf die Arbeitsmarktrisiken zu konzentrieren. In einer Zeit, in der traditionelle ökonomische Zusammenhänge zunehmend ihre Gültigkeit verlieren, könnte dies der Moment sein, in dem die Fed ihre Prioritäten neu ordnen muss.

Eines steht fest: Die Zeiten eindeutiger geldpolitischer Leitlinien sind vorbei. In dieser unsicheren Lage könnte es für Anleger ratsam sein, ihr Portfolio breiter aufzustellen. Physische Edelmetalle wie Gold und Silber haben sich historisch als verlässliche Wertspeicher in turbulenten Zeiten bewährt und könnten eine sinnvolle Ergänzung zur Vermögenssicherung darstellen.

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