
Dramatischer Stellenabbau: Mitteldeutsche Flughäfen vor unsicherer Zukunft
Die wirtschaftliche Lage an den mitteldeutschen Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden spitzt sich dramatisch zu. Von den ursprünglich 1.300 Mitarbeitern der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) wurden bereits 180 Stellen gestrichen - und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Wie Flughafenchef Götz Ahmelmann in einer nicht-öffentlichen Ausschusssitzung mitteilte, stehen in der kommenden Woche weitere Kündigungen an.
Sparkurs mit weitreichenden Folgen
Der radikale Sparkurs des Flughafenbetreibers zielt darauf ab, bis Ende 2026 insgesamt 250 Stellen zu streichen und dadurch 28 Millionen Euro einzusparen. Ein besonders bitterer Beigeschmack: Während das Frachtgeschäft am Flughafen Leipzig/Halle mit jährlich 1,4 Millionen Tonnen Luftfracht durchaus floriert, schwächelt der Passagierverkehr erheblich. Die rückläufigen Passagier- und Flugzahlen, besonders am Standort Dresden, treiben die MFAG immer tiefer in die roten Zahlen.
Steuerzahler müssen einspringen
Wie so oft, wenn staatlich kontrollierte Unternehmen in Schieflage geraten, muss der Steuerzahler die Zeche zahlen. Um die Zahlungsfähigkeit der Flughäfen zu sichern, hat das Land Sachsen-Anhalt bereits 18,7 Millionen Euro zugeschossen. Noch großzügiger zeigte sich der Freistaat Sachsen mit einer Finanzspritze von über 77 Millionen Euro. Diese enormen Summen werfen die Frage auf, ob das derzeitige Geschäftsmodell der mitteldeutschen Flughäfen überhaupt noch zukunftsfähig ist.
Gewerkschaft warnt vor Chaos
Die Gewerkschaft Verdi schlägt Alarm und warnt vor drastischen Auswirkungen für die Fluggäste. Ob unter den verschärften Personalbedingungen noch jede Maschine pünktlich abgefertigt, be- und entladen sowie bei winterlichen Verhältnissen ordnungsgemäß enteist werden kann, steht in den Sternen. Die Gefahr von Verspätungen und chaotischen Zuständen wächst.
Strukturpolitisches Versagen
Der dramatische Stellenabbau offenbart einmal mehr das strukturpolitische Versagen der vergangenen Jahre. Statt rechtzeitig ein tragfähiges Zukunftskonzept für die mitteldeutschen Flughäfen zu entwickeln, wurde der Niedergang sehenden Auges in Kauf genommen. Die Leidtragenden sind nicht nur die entlassenen Mitarbeiter, sondern auch die Wirtschaftsregion Mitteldeutschland, die ohne leistungsfähige Flughäfen im internationalen Standortwettbewerb ins Hintertreffen zu geraten droht.
Die aktuelle Entwicklung zeigt einmal mehr: Deutschland braucht dringend eine neue Wirtschaftspolitik, die nicht nur verwaltet, sondern aktiv gestaltet. Die Zeit des Wegschauens muss ein Ende haben - zum Wohl der Beschäftigten und der gesamten Region.
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